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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Artikel über Erfindungen, Forstwirtschaft, das Zimmererhandwerk und die Eröffnung eines Einzelhandelsgeschäfts fort. Nirgendwo jedoch war
Landwirtschaft erwähnt, stellte sie lächelnd fest. Er hatte einfach nie Talent zum Bauern gehabt. Sie fand Briefe von Verwandten, von Firmen in Amerika, Australien und Kanada, an die er geschrieben hatte, und den Kaufvertrag für den alten Kleinlaster, den er gefahren hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Beim Anblick eines der Dokumente jedoch runzelte sie verwirrt die Stirn. Es sah wie eine Aktie aus. Triquarter Mining, in Wales. Dem Datum nach hatte er die Aktie offenbar nur wenige Wochen vor seinem Tod gekauft.
    Triquarter Mining? Da hast du wohl mal wieder in irgendein tolles Geschäft investiert, Dad, dachte sie, obwohl uns kaum je genug Haushaltsgeld zur Verfügung stand. Nun, sie müßte an diese Triquarter-Gesellschaft schreiben und sehen, ob sich die Aktie vielleicht wieder verkaufen ließ. Obgleich sie sicher kaum mehr wert war als das Papier. Mit seinen Geschäften hatte Tom Concannon nie Glück gehabt.
    Sie grub tiefer und amüsierte sich mit Briefen von Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Sie hatten ihn geliebt. Alle hatten ihn geliebt. Fast alle, verbesserte sie sich, denn ihre Mutter fiel ihr ein.
    Sie schob den Gedanken so schnell beiseite, wie er gekommen war, und nahm drei mit einem verblichenen roten Band zusammengehaltene Briefe aus dem Karton. Sie kamen aus New York, aber das überraschte sie nicht. Die Concannons hatten eine ganze Reihe von Freunden und Verwandten in Amerika. Doch der Name war ihr fremd. Amanda Dougherty.
    Brianna faltete den ersten Brief auseinander und überflog die ordentliche, sicher in einer Klosterschule erlernte Schrift. Mit einem Mal stockte ihr der Atem, und sie las den Brief ein zweites Mal.
    Mein geliebter Tommy,
    ich habe gesagt, ich würde Dir nicht schreiben. Vielleicht schicke ich den Brief auch gar nicht ab, aber ich muß wenigstens so tun, als hätten wir noch Kontakt. Ich bin erst seit einem Tag wieder in New York, und schon bist Du so weit von mir entfernt, wodurch unsere gemeinsame Zeit um so kostbarer für mich wird. Ich habe gebeichtet und Buße getan, doch in meinem Herzen weiß ich, daß nichts, was wir getan haben, Sünde war. Eines Tages, wenn Gott uns wohlgesonnen ist, finden wir einen Weg, um zusammen zu sein. Doch falls das nicht passiert, möchte ich, daß Du weißt, daß ich jeden Moment, der uns gegeben war, hüte wie einen Schatz. Ich weiß, es ist meine Pflicht, Dir zu sagen, daß Du das Sakrament Deiner Ehe ehren und Dich weiter um die beiden Babys, die Du so sehr liebst, kümmern mußt. Und das tue ich auch. Aber, so selbstsüchtig es auch sein mag, bitte ich Dich trotzdem, daß Du ab und zu, wenn Clare im Frühlingsglanz erstrahlt und sich das Licht der Sonne im Wasser des Shannon bricht, an mich denkst. Ich hoffe, daß Dir die Liebe, in der Du mir während der wenigen, kurzen Wochen verbunden warst, in Erinnerung bleiben wird. Ich liebe Dich ...
    Immer Deine
Amanda
    Liebesbriefe, dachte sie verwirrt. An ihren Vater. Geschrieben  – sie starrte auf das Datum –, als sie kaum geboren war.
    Ihr wurde kalt. Wie sollte eine Frau, eine erwachsene Frau von achtundzwanzig Jahren, darauf reagieren, wenn sie erfuhr, daß ihr Vater eine Frau geliebt hatte, die nicht seine Ehefrau gewesen war? Ihr Vater, mit seinem fröhlichen Lachen und seinen sinnlosen Plänen. Diese Worte waren einzig für seine Augen bestimmt gewesen. Aber sie zu ignorieren war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Mit klopfendem Herzen öffnete Brianna den zweiten Brief.
    Mein geliebter Tommy,
    ich habe Deinen Brief so oft gelesen, daß ich noch mit geschlossenen Augen jedes der Worte vor mir sehen kann. Der Gedanke, daß Du so unglücklich bist, bricht mir das Herz. Auch ich sehe oft aufs Meer hinaus und stelle mir vor, wie Du über das Wasser hinweg in meine Richtung blickst. Es gibt so vieles, was ich Dir sagen möchte, aber ich fürchte, daß dadurch Dein Elend nur noch größer wird. Wenn Du Deiner Frau nicht in Liebe verbunden bist, dann sei es in Pflicht. Ich brauche Dir nicht zu sagen, daß Deine Sorge in erster Linie Deinen Kindern gelten mu. Ich weiß und habe es die ganze Zeit gewußt, daß ihnen in Deinem Herzen und Deinen Gedanken der erste Platz gebührt. Gott segne Dich dafür, Tommy, daß Du auch an mich denkst. Und dafür, daß mir durch Dich ein solches Geschenk zuteil geworden ist. Ich dachte, mein Leben würde leer
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