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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Rogans subtil beherrschende Art verriet, gar nicht so schrecklich fand. Vielleicht wurde Maggie in ihrem Alter tatsächlich noch weich? »Aber ich möchte arbeiten, solange ich kann«, fügte Maggie hinzu. »Und außerdem ist es schön, zu Hause zu sein, vor allem, wenn ein solches Wetter ist. Ich nehme an, im Augenblick stehen deine Gästezimmer leer?«
    »Für nächste Woche hat sich ein Ami angesagt.« Brianna füllte die beiden Teebecher ein zweites Mal, und dann setzte sie sich zu ihrer Schwester an den Tisch. Der Hund, der geduldig
neben ihrem Stuhl gewartet hatte, legte ihr seinen großen Kopf in den Schoß.
    »Ein Ami? Nur einer? Ein Mann?«
    »Mmmm.« Brianna strich Concobar sanft über das Fell. »Ein Schriftsteller. Er hat ein Zimmer mit Vollpension bestellt. Er sagt, daß er noch nicht weiß, wie lange er bleiben wird, aber er hat schon mal für einen Monat bezahlt.«
    »Einen ganzen Monat? In dieser Jahreszeit?« Amüsiert beobachtete Maggie, wie der Wind an den Fensterläden rüttelte. Es war ein Wetter, das nicht gerade einladend zu nennen war. »Tja, schließlich heißt es ja, daß Künstler Exzentriker sind. Was schreibt er denn so, wenn ich fragen darf?«
    »Krimis. Ich habe sogar ein paar gelesen. Sie sind wirklich gut. Er hat schon Preise dafür bekommen, und einige seiner Geschichten wurden verfilmt.«
    »Ein erfolgreicher amerikanischer Schriftsteller, der sich mitten im tiefsten Winter in einer Privatpension in Clare vergräbt. Ich höre schon jetzt die Leute im Pub reden ...«
    Maggie leckte sich die restlichen Krumen ihres Muffins von den Fingern und betrachtete ihre Schwester mit dem Blick der Künstlerin. Brianna war der Liebreiz in Person, rosig und golden mit samtiger Haut und einer wohlgeformten schlanken Figur. Sie hatte ein klassisches, ovales Gesicht, einen weichen, ungeschminkten und oft allzu ernsten Mund, hellgrüne, verträumte Augen, geschmeidige Glieder und dichtes, glattes Haar, das sich oft den strengen Nadeln entwand.
    Außerdem hatte sie ein weiches Herz und war trotz der regelmäßigen Kontakte mit den Gästen ihrer Pension bezüglich dessen, was in der Welt außerhalb ihres Gartens geschah, erschreckend naiv.
    »Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, daß du hier wochenlang mit einem Mann alleine bist.«
    »Ich bin oft mit irgendwelchen Gästen allein. Davon lebe ich.«
    »Aber bisher hast du noch nie im Winter einen einzelnen Gast gehabt. Ich weiß nicht, wann wir wieder nach Dublin fahren, und . . .«
    »Du bist doch wohl nicht als mein Kindermädchen hier«, stellte Brianna mit einem amüsierten Lächeln fest. »Maggie, ich bin eine erwachsene Frau. Eine erwachsene Geschäftsfrau sogar, und ich denke, daß ich durchaus auf mich selbst aufpassen kann.«
    »Du bist immer viel zu sehr damit beschäftigt, dich um andere zu kümmern statt um dich selbst.«
    »Fang nicht schon wieder mit Mutter an«, Brianna preßte die Lippen zusammen. »Ich tue kaum noch etwas für sie, seit sie mit Lottie in ihr eigenes Haus gezogen ist.«
    »Ich weiß genau, was du alles für sie tust«, schoß Maggie zurück. »Du springst, sobald sie auch nur Piep sagt, hörst dir ihre ewigen Beschwerden an, zerrst sie jedesmal, wenn sie sich einbildet, von einer neuen tödlichen Krankheit befallen zu sein, zu irgendeinem Arzt.« Maggie hob erschrocken die Hand. Sie war wütend auf sich, weil sie wieder einmal den alten Zorn und die alten Schuldgefühle empfand. »Aber darum geht es im Augenblick nicht. Dieser Mann ...«
    »Grayson Thane«, half Brianna, mehr als dankbar, daß nicht länger von ihrer Mutter die Rede war. »Ein allseits geachteter amerikanischer Autor, der es auf ein ruhiges Zimmer in einer gut geführten Pension und nicht auf die Wirtin abgesehen hat.« Sie nippte vorsichtig an ihrem Tee. »Er wird mein Gewächshaus bezahlen, was will ich also mehr?«

1. Kapitel
    A uch wenn Brianna im Blackthorn Cottage hin und wieder inmitten der schlimmsten Winterstürme einen oder zwei Gäste beherbergte, war normalerweise im Januar nicht viel los, so daß sie oft allein zu Hause saß. Sie hatte nichts gegen die Einsamkeit, und auch das Heulen des Windes und der bleierne Himmel, aus dem sich Tag für Tag Regen und Eis über ihren Garten ergoß, machten ihr nichts aus. Im Gegenteil, fand sie doch in diesen Tagen endlich Zeit zum Pläneschmieden.
    Doch sie freute sich über jeden Reisenden, ob er nun angemeldet oder unerwartet kam. Vom geschäftlichen Standpunkt her waren die Pfund und Pennies das
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