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PR TB 063 Die Tempel Des Todes

PR TB 063 Die Tempel Des Todes

Titel: PR TB 063 Die Tempel Des Todes
Autoren: Perry Rhodan
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MESOPOTAMIEN
    Shyrkal identifizierte das Geräusch mit Gefahr.
    Er stemmte die Vorderläufe in den Boden warf sich herum und
erstarrte. Seine spitzen Ohren richteten sich auf, und die Augen,
blauschimmernd und starr, nahmen das Bild auf.
    Ein Geräusch, ähnlich wie das schnelle Reißen von
Stoff. Dann verschwand der Pfeil im Wasser, und das dünne Seil
straffte sich. Die Wellen, in denen der Fisch kämpfte, wurden
höher. Das erregte Keuchen des alten Mannes, das Plätschern
des Wassers und endlich der trok-kene Ton des niedersausenden
Knüppels erfüllten die Szene zwischen den Ufern mit der
Ahnung der Gefahr.
    Shyrkal, der goldfarbene Pseudowolf, blieb beim ersten Laut des
kurzen Kampfes stehen und begann, das Bild und dessen Bedeutung zu
verarbeiten und weiterzugeben an das Ding über ihm. Shyrkal
hatte, nachdem er von dem Ding an der Quelle des Kupferflusses
„Urudu" abgesetzt worden war, gut hundertfünfzig
Kilometer zurückgelegt, das waren vierzehneinhalb Doppelstunden.
Nach diesem Wegmaß rechneten die Menschen in diesem Teil des
Planeten. Eine fremde Energie hatte das Tier, das keines war, über
die Entfernung getrieben. Jetzt stand der übergroße Wolf
regungslos da, lautlos wie ein goldfarbener Schatten in der grünen
Dunkelheit der Uferwälder.
    Der alte Mann sang mit einer brüchigen Stimme, während
er den Fisch ausnahm und die Därme achtlos in den Kupferfluß
zurückwarf. Shyrkal verstand jedes Wort des monotonen Gesanges.
    „... der alles gesehen im Bereiche des Landes, der die Meere
kannte, Jegliches wußte... er durchschaute das Dunkelste
gleichermaßen... "
    Shyrkals Augen, die sehr groß waren und in einem
merkwürdigen Blau schimmerten, registrierten jede
    Winzigkeit des Bildes in vierzig Metern Entfernung. Es war Mittag.
Die Sonne brannte fast senkrecht herunter, der breite Flußlauf
war schattenlos. Der Greis auf dem breiten Boot spießte nun den
Fisch auf und befestigte den weiß geschälten Ast über
der Glutpfanne im Heck des Lastkahnes. Shyrkal wußte, daß
der Frachter von der Stadt Maari kam und Uruk zum Ziel hatte.
    In der lastenden Stille in der hitzeflimmernden Eindringlichkeit
der einsamen Szene hatte jede Winzigkeit ihre Bedeutung in einem
Bild, dessen Größe noch unklar war. Dem Ding und, darüber
hinausreichend, einem Lebewesen restlose Aufklärung zu
verschaffen, war Shyrkal erzeugt und ausgesetzt worden. Er war der
Spion. Ein Spion, der aussah wie eine riesige Variante eines hier
bekannten Raubtieres.
    Shyrkal: Auffallend war seine Größe. Die kantigen
Umrisse der Schulterblätter des Pseudowolfes befanden sich
neunzig Zentimeter entfernt vom Boden. Der schnelle Räuber wog
mehr als fünfzig Kilo, und hätte man in vollkommener Stille
das Ohr an die Flanken gelegt, hätte man unter dem seidig
schillernden Fell ein Summen gehört, das fast jenseits der
Hörgrenze lag. Die Knochen des Wolfes waren Rohre aus
hochvergütetem Stahl; die Augen Linsen, hinter denen
komplizierte Mechanismen die optischen Impulse zerlegten und zu
Begriffen umgestalteten, die das positronische Gehirn des Wolfes
begreifen konnte. Die Fänge waren nadelspitz, aus säurefestem,
un-verbrennbarem Kunststoff. Was zwischen die Kiefer geriet, jene
Scharniere, von elektromagnetischen Relais gesteuert, wurde
erbarmungslos zermalmt.
    Geruch nach bratendem Fisch zog über das Wasser, gleichzeitig
mit dem Gesang des Greises. Langsam trieb der Lastkahn, bis an den
oberen Rand im Wasser, an Shyrkal vorbei.
    „... Weisheit besaß er, Kenntnis der Dinge allzumal.
Verwahrtes auch sah er, Verborgenes enthüllte er; hat Kunde
gebracht von Zeiten vor der Sintflut... "
    Unsichtbar im grellen Sonnenlicht schwebte irgendwo über
Shyrkal das Ding.
    Er hatte ihn herbeitransportiert, abgesetzt, und jetzt
    diente es als Relaisstation. Was Shyrkal sah, roch, hörte und
kombinierte, wurde an das Ding gesendet. Innerhalb von
Sekundenbruchteilen strahlte es das Ding ab, zu dem Wesen, das sich
seit genau dreißig Stunden über alles informierte, was auf
diesem Planeten vor sich ging.
    Obwohl das langsam treibende Boot, das Kupferbarren
transportierte, keine Gefahr darstellte, wußte Shyrkal, daß
diese Gefahr sich augenblicklich zeigen konnte. Er löste seine
Vorderfüße aus dem morastigen Ufergrund, warf sich zurück
in die Dämmerung des dichten Waldes und raste weiter. In einer
Stunde konnte der goldfarbene Pseudowolf mehr als zwanzig Kilometer
zurücklegen, also gut zwei Doppelstunden. Shyrkal blieb am
rechten Ufer des Urudu
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