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Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
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Hause abtransportiert worden war, weg von dem halb getrunkenen Glas Wasser und den Haaren am Rasierer. Daran gab es nichts zu rütteln, wenn man die Handgriffe erledigte, die zum Präparieren eines Leichnams erforderlich waren: das Einsetzen des Gebisses, das Zusammennähen der Lippen, das Modellieren des Gesichts, um es wieder in Form zu bringen. Hudson machte all das nichts mehr aus. Es sei denn natürlich, es handelte sich um ein Kind.
    Â»Pass auf, dass die Schublade nicht rausrutscht.«
    Mit einem Ruck kam wieder Leben in Vernon. Er hatte seine Gedanken schweifen lassen, doch das hatte Hudson ebenfalls getan. Auch jetzt wäre es nicht angebracht gewesen, den Leichnam auf den Boden fallen zu lassen.
    Vicky, die Empfangsdame, saß vorn im Büro und arbeitete am Computer. Potenzielle Kunden waren keine in Sicht. Heute stand keine Bestattung mehr an, doch der nächste Sarg wartete auf seine Einäscherung am nächsten Morgen, und ein Mitarbeiter befestigte bereits die rutschfesten Gurte, die die Kränze hielten.
    Hudson wusste, dass einige der Mitarbeiter der Ansicht waren, er würde zu viel Aufhebens um alles machen. Sie lachten hinter seinem Rücken über ihn, weil er davon besessen war, Zeitpläne einzuhalten, und sich immer Sorgen wegen Baustellen und Verkehrsstaus machte. Doch ihm war daran gelegen, dass bei jeder Bestattung alles glatt lief. Aus demselben Grund verbrachte er seine Abende am Telefon, gab Kunden Ratschläge, was sie mit der Asche ihrer Verstorbenen tun sollten, bekam Rückmeldung zu Bestattungen und erfuhr, wie es den Hinterbliebenen erging.
    All das gehörte zum persönlichen Service. Und persönlicher Service war das größte Kapital von Hudson und Slack. Vermutlich sogar ihr letztes verbliebenes Kapital.
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    Ben Cooper fuhr mit seinem Toyota auf die Sheffield-Ringstraße und fädelte knapp vor einer Straßenbahn ein, die von Shalesmoor in Richtung Stadtzentrum rumpelte. Obwohl er offiziell nicht im Dienst war, schloss er sein Mobiltelefon an der Freisprechanlage an und rief in der Einsatzzentrale der E-Division an, um sich zu vergewissern, ob er nicht doch gebraucht wurde. Eigentlich rechnete er jedoch nicht damit, da nur eine wirklich dringende Angelegenheit Überstunden gerechtfertigt hätte.
    Â»Madame ist in irgendeiner Besprechung mit dem Detective Inspector«, sagte Detective Constable Gavin Murfin. »Aber sie hat keine Nachricht für dich hinterlassen, Ben. Ich sage ihr aber, dass du dich gemeldet hast. Allerdings gehe ich selber demnächst nach Hause, also würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen.«
    Â»Okay, Gavin. Ich bin mitten im Berufsverkehr und würde sowieso ungefähr vierzig Minuten brauchen, um nach Edendale zurückzufahren.«
    Vor ihm leuchteten Bremslichter auf, als sich Dutzende von Autos vor der Kreuzung mit der A57 stauten. Ein paar Fahrer versuchten, rechts in Richtung der westlichen Vororte von Sheffield abzubiegen, doch die meisten hatten offenbar die Absicht, die Ringstraße entlangzukriechen, da sie vermutlich auf dem Weg nach Mosborough und Hackenthrope, Beighton und Ridgeway waren, den ausgedehnten Gemeinden im Süden. Einige dieser Orte hatten sich einst in Derbyshire befunden, doch die Stadt hatte sie vor dreißig Jahren geschluckt.
    Â»Gavin, worum geht es in der Besprechung?«, fragte Cooper, da er befürchtete, womöglich irgendetwas Wichtiges zu verpassen. Alles, was von Bedeutung war, schien immer genau dann zu passieren, wenn er gerade nicht im Büro war. Manchmal fragte er sich, ob Diane Fry es absichtlich so plante. Obwohl sie seine Vorgesetzte war, hatte sie es nicht immer eilig, ihn auf den neuesten Stand zu bringen.
    Â»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Murfin. »Sie hat es mir nicht gesagt. Ich muss ihr noch ein paar Akten bringen, dann kann ich mich hoffentlich verdünnisieren, bevor sie mir noch irgendeinen Job aufbrummt.«
    Â»Ãœberstunden gibt’s nicht, Gavin.«
    Â»Was du nicht sagst.«
    Cooper war wieder zum Stehen gekommen. Neben ihm standen Scharen von Studenten, die darauf warteten, dass die Straßenbahn aus dem Tunnel unter dem Kreisverkehr auftauchte. Sie trugen alle Kopfhörer oder hielten sich Mobiltelefone ans Ohr. Der Hauptcampus der Universität befand sich genau auf der anderen Straßenseite, und er erkannte die Krankenhauskomplexe an der Western Bank. Da ihn das Einbahnstraßensystem im
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