Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesstatte

Titel: Todesstatte
Autoren: Booth Stephen
Vom Netzwerk:
sind Profis.«
    Â»Aber denkst du dir denn nicht manchmal … Na ja, wenn all dieses Zeug rumliegt, kommt es einem vor, als wäre er gar nicht wirklich tot. Er ist noch immer hier im Zimmer.«
    Â»Herrgott noch mal, hör auf zu denken, Vernon, und pack bei dem alten Knacker hier mal mit an.«
    Hudson packte den Leichnam in den Kniekehlen, während Vernon ihn unter den Achseln anhob. Dabei bewegte sich ein Arm nach oben, und die Hand klappte weg, als winkte der Verstorbene zum Abschied.
    Â»Pass auf, dass er uns nicht auf den Boden fällt«, warnte Hudson. »Die Angehörigen da unten geben ihr Bestes, so zu tun, als wüssten sie nicht, was hier vor sich geht. Ein dumpfer Schlag von oben würde die Illusion zerstören.«
    Sie hievten den Leichnam auf die Bahre und manövrierten ihn über die Treppe nach unten. In alten Cottages wie diesem war das immer ein Problem. Die Türöffnungen waren zu schmal und die Treppen zu steil. Am Fuß der Treppe um die Ecke zu kommen, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Hudson dachte sich oft, dass die Menschen viel kleiner gewesen sein mussten, als diese Häuser gebaut worden waren – es sei denn, die Toten waren damals durchs Fenster abgeseilt worden.
    Nachdem sie die Bahre in den Transporter geschoben hatten, strich sich Hudson über die Ärmel seines Jacketts und ging zurück ins Haus. Da es sich nur um einen Abtransport handelte, trug er nicht seine feierliche Bestattungsbekleidung, sondern nur einen alten Anzug, doch er legte trotzdem großen Wert auf eine gepflegte Erscheinung.
    Â»Sie brauchen sich um nichts zu kümmern«, sagte er der Tochter des Verstorbenen. »Ich weiß, dass Ihr Vater bereits seit längerer Zeit krank war, aber es ist immer ein Schock, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben scheidet. Dafür sind wir hier: Um Ihnen einen Teil der Last abzunehmen und sicherzustellen, dass in dieser schweren Zeit alles reibungslos läuft.«
    Â»Vielen Dank, Mr. Hudson.«
    Â»Ich muss Sie nur noch um eine Sache bitten. Sie wissen vermutlich, dass Sie sich vom Arzt eine medizinische Bescheinigung ausstellen lassen und den Tod Ihres Vaters melden müssen? Beim Standesamt bekommen Sie eine Sterbeurkunde und eine Verfügungsgenehmigung ausgestellt. Die Genehmigung geben Sie dann mir.«
    Â»Verfügung?«, fragte die Tochter unsicher.
    Â»Ich weiß, das klingt nach einer Menge Bürokratie, aber es lässt sich leider nicht vermeiden.« Hudson sah, dass sie nervös wurde, und schenkte ihr sein beruhigendes Lächeln. »In Zeiten wie diesen ist es manchmal das Beste, wenn man viel zu tun hat, sodass einem keine Zeit zum Nachdenken bleibt.Wir werden dafür sorgen, dass Ihr Vater eine wunderbare Bestattung bekommt und Ihre letzten Erinnerungen an ihn schöne Erinnerungen sind.«
    Die Tochter begann zu weinen, und Hudson nahm einen Augenblick lang ihre Hand, ehe er das Haus verließ.
    Im Transporter griff Vernon nach dem Block mit Formularen unter dem Armaturenbrett.
    Â»Lass den Papierkram«, sagte Hudson. »Da kümmere ich mich selber drum.«
    Â»Ich weiß, was zu tun ist, Melvyn.«
    Â»Ich habe gesagt, lass mich das machen. Konzentrier du dich einfach aufs Fahren.«
    Â»Warum lässt du mich nicht die Formulare ausfüllen?«
    Â»Ach, halt doch die Klappe,Vernon, ja? Du bekommst sowieso die besten Jobs, oder etwa nicht? Ich lasse dich den Transporter fahren. Ich lasse dich sogar die Limousinen fahren.«
    Â»Ich bin ja auch ein guter Fahrer.«
    Hudson musste zugeben, dass Vernon ein ziemlich guter Fahrer war. Doch die Limousinen fuhr jeder gerne. Man bekam dabei immer interessante Sachen von den Trauernden im Fond zu hören. Auf dem Weg zur Bestattung achteten sie nicht darauf, was sie sagten, und auf dem Rückweg noch weniger. Sie vermittelten einem einen völlig anderen Eindruck von dem Verstorbenen als der Pfarrer mit seiner Lobesrede. Vernon war genau wie alle anderen – es gefiel ihm, die Hinterbliebenen zu belauschen. Doch wenn er bei einem Abtransport launisch und seltsam wurde, war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Ein paar Minuten später hielten sie vor der Hintertür ihrer Geschäftsräume an, brachten den Leichnam in die Leichenhalle und schoben ihn in eines der unteren Fächer des Kühlschranks. Selbst Vernon musste zugeben, dass ein Leichnam nur noch ein Ding war, nachdem er von zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher