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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: R.Scott Reiss
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setzte auf und wirbelte rote Staubwolken auf, als es über die Asphaltpiste raste.
    »Sobald Sie ihn auf Band haben, kommen Sie zu mir«, hatte der Gouverneur gesagt.
    Es war ein heißer, trockener Septembertag, und in einer Woche würde die Brandsaison einsetzen. Um diese Zeit steckten die Viehzüchter am Amazonas riesige Dschungelgebiete in Brand. »Um den Boden zu roden«, behaupteten sie. »Um den Dschungel zu zerstören«, murmelte Rubens dann. Die Paranussbäume verbrannten zu Asche. Die Klammeraffen flohen. Die Flammen schlugen so hoch wie Klippen, und der Rauch verdunkelte den Himmel selbst in der Stadt, so dass Rubens an manchen Tagen in seinem kleinen, geliebten Haus nicht einmal seine Frau und seine Tochter am anderen Ende des Wohnzimmers erkennen konnte. Während die Brände wüteten, brach regelmäßig Anarchie aus, und die Welt ähnelte der Hölle auf dem Gemälde von Hieronymus Bosch, das Rubens in einem der Bücher des Gouverneurs gesehen hatte.
    Das Flugzeug kam zum Stehen.
    Während er den abgelaufenen Geheimdienstausweis aus der Tasche zog, den er als Souvenir aufbewahrt hatte, dachte Rubens daran, dass er dem Gouverneur seine Stellung verdankte. Er hatte ihn nach Amerika geschickt, damit er sich dort zu einem besseren Polizisten ausbilden ließ. Dem Gouverneur hatte er es auch zu verdanken, dass er in seinem eigenen Haus wohnte, einem Haus mit fließendem Wasser und Strom. Rosa hatte einen Job bei der Minenarbeitergewerkschaft, und Estrella ging auf eine gute Schule. Rubens war stolz auf seine Familie. Der Gouverneur hatte ihnen sehr geholfen.
    Ich schulde ihm so viel.
    Als die Luke der Gulfstream sich öffnete und das Gesicht eines Mannes erschien, musste Rubens daran denken, wie der Gouverneur ihm am Abend zuvor einen dicken, mit US-Dollar gefüllten Umschlag gegeben hatte. Rubens hatte das Geld gekränkt abgelehnt, aber der Gouverneur hatte es ihm in die Brusttasche gestopft und ihm versichert, dass es sich nicht um öffentliches Geld handelte.
    »Es stammt von meinem privaten Konto«, hatte der Gouverneur gesagt. Sie standen auf der Veranda der Residenz und schauten auf den mit Farnen und Palmen bepflanzten Garten hinunter, in dem Papageien umherflogen. Aus Tancredo Neves waren Schüsse zu hören. Fast jeden Abend gab es in dem Slum kleinere Schießereien wegen Gold oder wegen irgendeiner Frau. »Falls mir nach dem Treffen mit Evans irgendetwas zustößt, bringen Sie meine Frau in Sicherheit. Und seien Sie versichert, dass Evans dahintersteckt.«
    »Ich werde die Sicherheitskräfte verstärken.«
    Der Gouverneur hatte nur geseufzt. »Tun Sie morgen Ihre Arbeit, dann werden wir viel Leid verhindern, Rubens.«
    »Wenn Sie nicht wollen, dass ich mehr Männer einsetze, dann sagen Sie das Treffen mit ihm ab. Behaupten Sie, Sie seien krank, Padrone.«
    »Nennen Sie mich nicht immer Padrone. Setzen Sie meine Frau einfach in das erste Flugzeug in Richtung Osten, schicken Sie sie zu ihrem Vater in São Paulo. Und anschließend verschwinden Sie. Das Geld reicht für Sie und Ihre Familie.«
    »Der Secret Service hat mich dazu ausgebildet, Sie zu beschützen.«
    Der Gouverneur schien gerührt, die feuchten Augen hinter den dicken Brillengläsern wirkten verletzlich.
    »Ich breche niemals ein Versprechen«, hatte Rubens gesagt. »He! Du Idiot! Du fährst in die falsche Richtung!«
    Honor Evans’ Haut glänzte vor Schweiß und vom Aftershave, und nach den paar Schritten vom Flugzeug zum Wagen klebten ihm sein weißer Leinenanzug und das blaue Baumwollhemd bereits am Körper. Er hatte beinahe jungenhaft dichtes Haar, das jedoch vorzeitig ergraut war. Er war höchstens fünfunddreißig, schätzte Rubens. Sein Atem roch leicht nach Alkohol und er hielt seinen Laptop die ganze Zeit umklammert. Im Rückspiegel sah Rubens, wie die junge Blondine Evans den Oberschenkel massierte. Rubens hielt sie für eine Mango, eine Prostituierte. Sie war ebenfalls mit dem Flugzeug aus New York gekommen.
    »Du Arschloch! Verstehst du noch nicht mal das Wort Hotel?«
    Rubens grinste und fuhr weiter in die falsche Richtung. Von seiner Ausbildung beim US-Geheimdienst her erkannte er den New Yorker Akzent.
    »Ich muss in zehn Minuten einen wichtigen Anruf tätigen.«
    Auf Portugiesisch sagte Rubens freundlich: »Hier wird der neue Damm gebaut, aber jedes Mal wenn das Geld ausgeht, werden die Arbeiten eingestellt. Meine Familie hat früher hier gewohnt. Dann kamen die Bulldozer.«
    »Dich werde ich mir merken, du Stück
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