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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: R.Scott Reiss
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Gouverneurs ließ Rubens das Band laufen, um zu überprüfen, ob die Aufnahme brauchbar war. Schließlich hatte der Gouverneur ihm nicht verboten, es sich anzuhören.
    »Das ist hier wie im Scheiß-Wilden-Westen, Jack«, sagte Evans. »Gold, Schmuggler, Kokain. Absolut großartig!«
    Pause.
    »Wir sind drei Stunden lang nur über Dschungel geflogen. Da könnte man ganz Manhattan verstecken.«
    Pause.
    Dann: »Die Deutschen sind kein Problem. Aber der Gouverneur könnte uns Schwierigkeiten machen. Ich habe ihm die Sache mit dem Radar erklärt, aber er kauft es mir nicht ab. Ich fürchte, er ist dahintergekommen.« Pause.
    »Washington ist ganz heiß darauf.«
    Die Residenz des Gouverneurs, die nun am Ende der einzigen asphaltierten Straße auftauchte, war eine zweistöckige, stuckverzierte Villa, umgeben von einem tropischen Garten und mit Satellitenschüsseln auf dem Dach. Zwei Polizisten, die die Einfahrt bewachten, hielten den Peugeot an, machten verblüffte Gesichter, weil Rubens keine Uniform trug, und winkten ihn durch. Evans’ Gespräch mit New York war beendet. Rubens hörte die Frau kichern.
    Sie sagte: »Versprichst du mir, dass du mir diese Wohnung in Gramercy Park kaufst? Ich hab es satt, in der Jones Street zu wohnen.«
    »Reib mir schön den Schwanz, dann werden wir sehen.«
    »Ich könnte ja auch mal bei deiner schicken Stadtvilla in der 63 rd Street klingeln und deine Frau bitten, das für mich zu erledigen.«
    »Wag es nicht, mir zu drohen«, sagte Evans.
    Rubens schnappte sich den Kassettenrekorder und lief die Stufen zur Residenz hinauf. Bevor er jedoch die Klingel betätigen konnte, trat ein großer, uniformierter Mann mit krausem Haar aus dem Schatten neben der Haustür. Lieutenant Cizinio, Rubens’ Vorgesetzter, hatte ebenfalls an dem Lehrgang des amerikanischen Geheimdienstes in Virginia teilgenommen. Er war größer als Rubens und hatte hellblaue, schrägstehende Augen, wie die eines Indianers. Cizinio war der Sohn eines Goldgräbers, der ihn regelmäßig verprügelt hatte, und er und Rubens kannten sich schon seit ihrer Kindheit.
    »Du kommst zu spät. Der Gouverneur ist schon weg«, sagte Cizinio. Sie hatten einander noch nie leiden können, waren schon in der Missionsschule Rivalen gewesen, wo sie beide ihre Begabung für das Englische entdeckt hatten. Später an der Polizeischule war es ebenso gewesen. Die Rivalität zwischen den beiden hatte sich noch zugespitzt, als Rosa vor zwölf Jahren Rubens geheiratet hatte – schwanger und, was Cizinio besonders wurmte, total verliebt.
    »Aber der Gouverneur hat gesagt, er würde auf mich warten«, entgegnete Rubens.
    »Du hast den Gringo geärgert, Rubens. Er behauptet, du hättest ihn gekidnappt. Was zum Teufel hast du mit ihm angestellt? Dein Wagen wird einkassiert. Der Gouverneur will nach dem Treffen mit dir reden. Der Van steht bereit, um euch alle zur Ranch zu bringen. Steig ein.«
    »Aber er hat gesagt …«
    Cizinio trat näher. »Du gehörst zu einem Team, Rubens. Erinnerst du dich an Washington? Was sie uns da über Teamgeist beigebracht haben?« Cizinio tippte sich an den Kopf. Er war ein geschmeidiger, muskulöser Typ, der Beste beim Geheimdienstlehrgang, im ganzen Revier bekannt für seine Brutalität. Er war furchtlos und gerissen, und er hatte ein Talent dafür, sich bei den Mächtigen beliebt zu machen. Er wusste, wem er schaden und wem er zu Gefallen sein musste. Gerüchten zufolge nahm er wie viele Polizisten – Rubens nicht, aber die meisten – für Geld spezielle Aufträge von Geschäftsleuten an. Seine Bereitschaft, für Freunde die Gesetze zu beugen, hatte ihm den Weg nach oben geebnet. Wenn er keine Uniform trug, war er stets makellos gekleidet, und er hatte immer reichlich Geld in der Tasche.
    »Was hast du da in der Hand, Rubens? Einen Kassettenrekorder?«
    »Ich höre im Auto gern Musik.«
    Cizinio warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
    »Vergiss die Samba. Komm auf den Teppich. Senor Evans ist so aufgebracht, dass du dich heute Abend besser von ihm fernhältst. Das Abendessen findet nicht im Hotel, sondern auf der Nevada Ranch statt. Du bist für den dritten Sicherheitsabschnitt verantwortlich.«
    »Aber ich bin der erste Leibwächter!«
    »Heute Abend nicht.«
    Rubens war außer sich. Auf dem Geheimdienstlehrgang hatte er gelernt, wie man eine wichtige Persönlichkeit effizient schützte. Man baute um das potenzielle Opfer einen dichten Schutzring auf. Dann einen zweiten, als Pufferzone. Die unwichtigsten Agenten
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