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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Enkeltochter. In unserer jetzigen Situation kommen wir einfach nicht gegen die an.«
    »Wollen sie Ihnen das Kind wegnehmen?«
    »Ja, sieht ganz so aus. Noch hält die große Unsicherheit sie davon ab. Wir passen erst mal einfach weiter auf sie auf, wie es mit ihren Eltern vor der Abfahrt vereinbart war. Aber die Behörden rüsten sich, und man hat Angst, dass sie jeden Moment mit irgendwelchen Papieren bei einem anklopfen.« Der Mann verstummte. »Ægir war unser einziger Sohn. Sigga Dögg ist das Einzige, was wir noch haben.«
    Dóra kreuzte unter dem Schreibtisch die Finger. Es war nicht leicht, dem Ehepaar zu sagen, dass sie das Kind wahrscheinlich nicht behalten könnten. Dafür waren sie zu alt und wahrscheinlich finanziell zu schlecht gestellt.
    »Ich möchte Sie nicht noch mehr verletzen, aber Sie sollten sich keine allzu großen Hoffnungen machen, Ihr Enkelkind behalten zu können, falls sich herausstellt, dass Ihr Sohn und Ihre Schwiegertochter tot sind. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie die Vormundschaft bekommen.« Als Dóra sah, dass die beiden protestieren wollten, fügte sie schnell hinzu: »Aber es ist noch zu früh, um darüber zu spekulieren. Wohnen Sie in Reykjavík?«
    »Ja, nicht weit von hier. Wir sind zu Fuß gekommen.«
    Es war wirklich bemerkenswert, worüber die Leute plötzlich redeten, wenn ihnen das eigentliche Thema unangenehm war. Als wollten sie Zeit schinden und sich eine kleine Verschnaufpause gönnen.
    »Es ist ja immer noch recht kalt, obwohl die Sonne scheint«, sagte die Frau.
    Dóra ließ sich nicht darauf ein, übers Wetter zu reden, und fragte:
    »Und das Kind? Hatten Ihr Sohn und seine Frau ihren Wohnsitz auch in Reykjavík?« Diesmal begnügten sich die beiden damit, zu nicken. »Das ist wichtig für die Entscheidung des Jugendamts. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen helfen, ein Umgangsrecht oder – wenn das für das Kind wirklich das Beste ist – Ihre volle Vormundschaft zu erwirken. Aber ich wiederhole, dass Letzteres sehr, sehr schwierig ist.«
    Margeir und Sigríður saßen wie erstarrt da.
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, unabhängig von aller Juristerei, dann würde ich an Ihrer Stelle versuchen, das erst einmal hinten anzustellen. Es gibt so vieles, worüber Sie sich Gedanken machen müssen, und für die Kleine ist es im Moment wichtig, dass Sie nicht die Nerven verlieren. Gehen Sie die Probleme von Tag zu Tag an.«
    »Ja.« Der Mann schaute auf. »Natürlich, das wissen wir.«
    »Sie sprachen von einem Brief auf Englisch. Worum geht es dabei?«, fragte Dóra und hoffte, dass es sich dabei um ein weniger sensibles Thema handelte.
    »Mein Sohn und seine Frau hatten eine Lebensversicherung bei einer ausländischen Versicherung. Er hat uns die Papiere vor der Abreise gegeben und erklärt, was wir machen müssen, falls etwas passiert. Wir verstehen nicht viel davon, aber wir müssen die Versicherung im Todesfall sofort informieren. Wir würden Sie gerne bitten, den Brief zu schreiben und die ganze Sache zu erklären.«
    Dóra überlegte. Warum diese Eile?
    »Ich nehme an, dass man eine solche Mitteilung erst schicken muss, wenn die Untersuchung des Falls abgeschlossen ist. Ihr Sohn und seine Frau werden ja noch vermisst.«
    »Ich weiß. Und ich weiß auch, dass Sie glauben, dass die Geldgier uns verblendet, weil wir als Erstes an die Versicherungsprämie denken«, sagte Margeir und schaute Dóra fest in die Augen. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich nicht verriet, denn genau das hatte sie gedacht. »Aber so ist es nicht. Wir haben nur eine Chance, Sigga Dögg zu behalten, wenn wir finanzielle Sicherheiten nachweisen können, und die hätten wir durch die Versicherungsprämie. Ich bekomme nur meine Rente, und Sigríður arbeitet halbtags in einer Kantine. Es wäre nicht leicht für uns, das Kind aufzuziehen. Das Geld würde unsere Verhandlungsposition verbessern.«
    »Haben Sie die Versicherungsunterlagen dabei?«
    Die Frau wühlte in ihrer Handtasche, zog eine mit Papieren vollgestopfte Klarsichthülle heraus und reichte sie Dóra.
    »Die brauchen wir wieder zurück. Das sind die Originale. Oder möchten Sie vielleicht eine Kopie machen?«, sagte sie.
    »Äh, nein, im Moment nicht, unser Kopierer ist kaputt. Vielleicht später.«
    Dóra errötete leicht und vertiefte sich schnell in die Unterlagen. Es waren zwei Verträge: eine Lebensversicherung des Sohnes, Ægir, und eine weitere der Schwiegertochter, Lára. In Ægirs Fall war der Nutznießer Lára und
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