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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Schulterzuckend fügte sie hinzu: »Ist einen Versuch wert, solange wir nichts anderes haben.«
    »Na dann viel Erfolg. Ich sehe mir jetzt erst einmal die Tote an.«
    »Mach dich auf was gefasst«, seufzte Kaufmann. »Ich glaube, da werde ich mich wohl nie dran gewöhnen.«
    »Musst du auch nicht. Wir dürfen unsere menschliche Seite nicht verlieren.«
    »Da hast du natürlich recht. Allerdings frage ich mich, wo der oder die Täter diese Seite gestern Nacht hatten.«
    Ohne eine Antwort auf diese Frage zu suchen, die Julia Durant sich schon an so vielen Tatorten hatte stellen müssen, zwinkerten die beiden sich zu, und Sabine Kaufmann verschwand im Treppenabgang. Durant blickte ihr noch einen Augenblick hinterher, atmete tief durch und betrat Jennifer Masons Zimmer. Auf einem Futon, ähnlich dem, den sie selbst einmal besessen hatte, lag eine zierliche Gestalt. Das lange Haar war verklebt von Schweiß und Blut, die Arme und Beine hatte sie von sich gestreckt. Dies verwunderte Julia Durant ein wenig. Nach Hellmers Informationen über die Misshandlungen und die gewaltsame Penetration hätte sie Jennifer Mason in Fötalstellung erwartet, die Arme um den Unterleib geschlungen. Eine typische Körperhaltung von Frauen, die gerade Opfer sexueller Gewalt geworden waren. Stattdessen wirkte die junge Frau auf dem blutgetränkten Laken sonderbar entspannt, beinahe so, als hätte sie den Moment des Todes als Erlösung empfunden.
    Andrea Sievers von der rechtsmedizinischen Abteilung bemerkte Julia Durant erst, als diese direkt neben ihr stand.
    »Mensch, das ist ja ein seltener Anblick«, platzte sie heraus. Seit Julias Rückkehr hatten die beiden sich noch nicht gesehen. Tausend Fragen standen der emsigen Mittdreißigerin ins Gesicht geschrieben, doch Julia konnte förmlich sehen, wie ihre Kollegin sich zur Professionalität zwang. Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder geschäftig, es war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort für Wiedersehensfreude oder Smalltalk.
    »Bin seit August wieder im Dienst«, sagte Durant deshalb nur, »und heute zum ersten Mal draußen unterwegs.«
    Sievers nickte, und Durant musterte sie argwöhnisch. Obwohl sie keine verräterischen Signale zu erkennen vermochte, unterstellte sie der Rechtsmedizinerin ähnliche Zweifel wie Hellmer. Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein, dachte sie. Aber es nervte sie ohne Ende, dass man ihr unterstellte, noch nicht bereit zu sein. Wenn überhaupt, durfte sie das nur selbst. Dann unterbrach sie die unangenehm werdende Stille und fragte schnell: »Hast du schon irgendwelche Erkenntnisse?«
    »Das meiste wird sich erst sagen lassen, wenn wir sie im Institut untersucht haben. Bei der Menge an Verletzungen und Körperflüssigkeiten wird das eine ganz schöne Sisyphusarbeit werden.«
    »Habe ich befürchtet, Hellmer hat schon so etwas anklingen lassen. Was ist mit Todesursache und Zeitpunkt?«
    »Na ja, verblutet ist sie durch den vertikalen Einschnitt am Hals. Die Tatwaffe ist allem Anschein nach ein Küchenmesser, zumindest hat die Spurensicherung eines neben dem Bett sichergestellt. Trachea und Arteria carotis wurden durchtrennt, also Luftröhre und Halsschlagader, dadurch kam es zu einem schnellen Ausbluten, außerdem ist Blut in die Lungenflügel eingedrungen. Wie viel sie davon gespürt hat, ist schwer zu sagen, da von einem starken bis exzessiven Konsum von Betäubungsmitteln auszugehen ist. Hierzu mehr nach unseren Laboranalysen. Selbst ohne Drogen würde man bei einer solchen Verletzung relativ schnell das Bewusstsein verlieren und keinen Schmerz mehr empfinden.«
    Mit gepressten Lippen beugte sich Julia Durant über den Futon und betrachtete Jennifer Mason.
    »Vermutlich das Einzige, was ihr in dieser Nacht keine Schmerzen bereitet hat, wie?«
    »Das ist zu befürchten«, seufzte Andrea Sievers. »Der ganze Körper weist unzählige Hämatome auf, besonders an den Innenseiten der Oberschenkel und an den Unterarmen.«
    »An den Armen fixiert und die Beine auseinandergedrückt«, folgerte Durant angewidert. Sie war zeit ihres Lebens eine starke Persönlichkeit gewesen, eine jener Frauen, die sich ihrer weiblichen Reize zwar durchaus bewusst waren, sich aber niemals als Sexobjekte hätten deklassieren lassen. Mochte es auch wenig damenhaft sein, eine Zigarette nach der anderen zu rauchen, Salamibrot und Dosenbier zu verzehren und eine harte Schale zu mimen, so hatte Julia Durant sich genau auf diese Weise Respekt verschafft. Trotz ihrer unübersehbaren
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