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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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bescheuerter hatte er es wohl nicht ausdrücken können.
    »Mensch, Julia, was soll ich denn sagen, verdammt?«, platzte Hellmer heraus. »Du hast die Kaufmann doch damals selbst vorgeschlagen und warst dann weg. Ist ja auch okay, hast du ja bitter nötig gehabt, sehe ich ein. Aber das Leben musste schließlich weitergehen.« Nervös trommelten seine Finger auf dem Plastiktablett. Etwas gefasster sagte er dann noch: »Hast du eigentlich ’ne Ahnung, was hier los war?«
    Julia kannte die Akten, und zwar allesamt. Nach knapp vier Wochen Innendienst unter Bergers Fuchtel meinte sie, nahezu jeden noch so kleinen Vorgang der vergangenen dreizehn Monate auswendig herunterbeten zu können.
    »Ist doch okay«, beschwichtigte sie ihren Kollegen und legte ihm die Hand auf den Unterarm. Etwas verwirrt stellte die vor wenigen Sekunden an den Tisch getretene Bedienung ein Tablett mit Pappboxen, Servietten und Plastikbesteck ab und eilte davon.
    »Es ist nur«, begann Julia und rief sich die seltsame Szene vorhin im Flur der WG ins Gedächtnis, »dass ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren kann, als bräuchte man mich nicht mehr. Ich ziehe in eine Wohnung, von deren Balkon ich Berger fast auf den Schreibtisch spucken könnte, knie mich voll rein, damit ich endlich wieder auf die Straße komme, und dann habe ich meinen ersten Tatort und muss feststellen, dass ich nur das fünfte Rad am Wagen bin.«
    »So ein Quatsch.« Aber Hellmer klang nicht so überzeugend, wie sie es sich erhofft hatte.
    Durant versuchte es anders: »Als ich vorhin zum Tatort kam, hast du nicht einmal ihren Namen erwähnt, eben so, als würde man ohnehin davon ausgehen, dass dort, wo du bist, auch sie nicht fern ist.«
    Nun schien der Groschen zu fallen.
    »Du meinst, weil es bei uns früher so war?«
    »Zwölf Jahre lang, lieber Frank. Wir haben so ziemlich jede Höhe und Tiefe mitgenommen, die einem nur widerfahren konnte.«
    Noch immer lag Julias Hand auf seinem Unterarm, und Hellmer legte darauf nun seine freie Hand. Zwei einsame Tränen sammelte sich unter ihren Augen, nicht dick genug, um herabzutropfen, aber sichtbar für Hellmer.
    »Verdammt, ich bin ein Trottel«, presste er zerknirscht hervor. »Ich seh dich bald jeden Tag und hab keine Ahnung, wie’s in dir aussieht.«
    »Frank, ich hab eine Scheißangst«, gestand Julia Durant. »Mir geht es alles andere als gut, aber wenn ich nicht bald wieder normalen Dienst machen kann, ertrag ich das nicht länger.«
    »Ist schon gut, Frau Kollegin«, lächelte Hellmer und packte ihre Hand ganz fest. »Glaub mir, Berger hat nicht vor, dich als Bürokraft zu beschäftigen. Und so gut es mit Sabine auch läuft, ich möchte meine alte Partnerin ebenfalls gerne wiederhaben.«
    Durant zog die Nase hoch, zwinkerte Hellmer dankend zu und befreite dann ihre Hand. Noch bevor sie mit dem ersten Pappkarton zu rascheln begann, hörte sie ihn etwas brummeln. Es hatte mit den unbestreitbaren Vorzügen zu tun, die eine junge gegenüber einer alten Kollegin hätte.
    Lächelnd schüttelte Julia Durant den Kopf und biss voller Genuss in den mit Schweinehack, Bacon und Ei belegten Burger.
    Manche Dinge änderten sich tatsächlich nie.

    Adriana Riva musste ausgesprochen hübsch sein, dies kam jedoch inmitten der sterilen Atmosphäre des Krankenzimmers mit seinen weißen Laken, dem Krankenhaushemd und dem Tropf in ihrem blassen Unterarm nicht zur Geltung. Zwischen den Schlitzen der heruntergelassenen Jalousie drangen warme Strahlen der Morgensonne hindurch, und in dem grellen Licht leuchteten unzählige feine Staubpartikel, die bei jeder noch so kleinen Bewegung wild durcheinanderstoben. Die gibt es also sogar hier und nicht nur bei mir zu Hause, registrierte Durant zufrieden. Die beiden Kommissare waren vor knapp zehn Minuten an der BGU eingetroffen und hatten sich den Weg zur Patientin Riva erfragt. Dabei waren sie auf erstaunlich wenig Widerstand seitens der Ärzte gestoßen. Sie werteten es als gutes Zeichen, denn dann konnte der Schock des Mädchens nicht so schlimm sein. Im Fahrstuhl schließlich, unter den naserümpfenden Blicken eines jungen Assistenzarztes, hatte Hellmer sein piependes Handy herausgezogen. Einer SMS von Sabine Kaufmann zufolge war John Simmons zwar bei seiner gemeldeten Anschrift ausfindig gemacht worden, von seiner Freundin Helena Johnson jedoch gab es keine Spur. Simmons selbst läge noch im Delirium; Details später.
    In Rivas Zimmer herrschte eine beklemmende Stille. Das zweite Krankenbett
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