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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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dieser Unbeschwertheit, das wusste Julia nur zu gut, war heute nicht mehr allzu viel übrig. Der Porsche allerdings war geblieben, und Hellmer lenkte ihn gerade auf die Borsigallee.
    »Wo wollen wir denn frühstücken?«, fragte er und warf Durant einen Blick zu. »Im Hessencenter ein Café suchen oder lieber gleich die Kantine in der BGU?«
    »Ach, ich weiß nicht«, seufzte sie. »Aber bitte bloß nirgendwohin, wo ich Café au Lait und Croissants vorgesetzt bekomme!« Zweifelsohne hatte Julia die Lebensart und das Verwöhnprogramm von Susanne Tomlin an der französischen Riviera zu schätzen gewusst. Doch seit ihrer Rückkehr genoss sie wieder die tägliche Wurst- oder Nutellaschnitte – Roggen- oder Körnerbrot wohlgemerkt und nichts, was einem Baguette auch nur im Entferntesten ähnelte. Dazu schwarzen, arabischen Kaffee aus einer einfachen Henkeltasse anstatt mit doppelt so viel Milch in einer Porzellanschale.
    »Mir würde ein Ausflug auf die Fast-Food-Meile voll und ganz genügen«, gestand Durant. »Da gibt’s alles Mögliche an Frühstückskram und vor allem einen brauchbaren Kaffee.«
    »Wie Madame wünschen«, nickte Hellmer und trat aufs Gas. Offenbar hatte er sein Ziel bereits im Kopf, und tatsächlich setzte er kaum drei Minuten später den Blinker, kreuzte die Straßenbahngleise und steuerte auf einen Parkplatz zu. Trotz des schrecklichen Tatorts, der Julia Durant noch deutlich vor Augen stand, verspürte sie nun heftigen Appetit. Dabei kam ihr in den Sinn, dass sie unbedingt diverse Snacks in ihrem Kühlschrank aufstocken sollte. Doppelt so groß wie der, den sich Julia damals für ihre eigene Küche ausgesucht hatte, machte sich in Susannes zweitürigem Monstrum sehr schnell eine unangenehme Leere breit.
    Die Fahrt hatte kaum lange genug gedauert, um das Niveau von Smalltalk-Plattitüden zu verlassen, geschweige denn, dass sich ein Gespräch über den Fall hätte entwickeln können. Durant trat durch die doppelte Glastür in das Schnellrestaurant und hielt sie für Hellmer offen. Dabei wanderte ihr Blick bereits über die wenigen Anwesenden und suchte eine ruhige, möglichst abgeschiedene Ecke, in der sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »Soll ich dir was mitbringen?«, fragte Hellmer und deutete auf die bunten Plastiktransparente mit den Frühstücksangeboten. Eine der Empfehlungen war eine Art Schinken-Käse-Croissant, und als er sah, dass auch Julia das Bild gesehen hatte, grinste er breit.
    »Untersteh dich!«, warnte sie ihn. »Bring mir irgendwas Fleischiges, und für hinterher noch was Süßes. Und einen ordentlichen Kaffee.«
    Gemächlich schlenderte sie auf die Fensternische zu, die sie als idealen Sitzplatz auserkoren hatte, und nahm auf der rotbraunen Kunstlederbank Platz. Anders als zu späterer Stunde fand sie die Tischplatte unverklebt und ohne Krümel vor. Für einen kurzen Moment stützte sie die Ellbogen auf dem kühlen Marmor ab und verbarg ihren Kopf zwischen den Händen. Bitte nicht schon wieder, flehte sie in Gedanken, bitte jetzt kein Kreislauftief. Um sich zu entspannen, ging Julia im Stillen einige Übungssätze autogenen Trainings durch. Dieser Mummenschanz, wie sie die Übungen einst bezeichnet hatte, taugte tatsächlich etwas. Ruhe, Wärme und Atmung wahrnehmen, dabei eine Hand auf den Solarplexus legen. Wenn sie bloß niemand dabei erwischte. Gerade rechtzeitig, als Hellmer mit einem Tablett an den Tisch trat, auf dem sich nichts weiter befand als zwei stark dampfende Pappbecher, richtete sich Durant wieder auf.
    »Na, hast wohl die Hälfte liegen lassen.«
    »Nein, die produzieren noch. Wird alles frisch geliefert, sobald es fertig ist. Hier, dein Kaffee.«
    Er schob einen der Becher in ihre Richtung, und Julia griff sich schnell drei der vier Zuckerbeutel. Sie riss sie alle gleichzeitig auf und versenkte den Inhalt in der tiefschwarzen Flüssigkeit.
    »Ich sehe schon, manche Dinge ändern sich nie«, feixte Hellmer.
    »Warum auch«, konterte Durant. Dann, nach einer kurzen Pause, sah sie ihren langjährigen Kollegen mit fragendem Blick an. »Manches hat sich aber schon verändert, oder?«
    »Weiß nicht. Was meinst du denn?« Hellmer schien verunsichert.
    »Na komm schon«, bohrte sie. »Erzähl mal was von dir und Sabine. Ihr tollt ja herum wie junge Rehe.«
    »Ach, daher weht der Wind.« Nun schien Hellmer erleichtert zu sein. »Na ja, was soll ich sagen, wir haben ein produktives Jahr hinter uns.«
    »Produktiv?«, wiederholte sie und verzog das Gesicht. Noch
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