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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Christbaum. Zu guter Letzt wurde ihr die Kehle aufgeschlitzt, so was hab ich lange nicht mehr gesehen. Die Meldung ging von einer der Mitbewohnerinnen ein, Ariana, nein Adriana, eine Italienerin.« Hellmer blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Genau, Adriana heißt sie«, fuhr er fort, »und mit Nachnamen Riva. Sie ist kurz nach dem Eintreffen der ersten Beamten zusammengebrochen, deshalb sind unsere Infos auch noch recht vage. Ob ihr Kollaps dem Schock oder der Nachwirkung irgendwelcher Drogen geschuldet ist, das ist noch unklar. Sie wurde offenbar nicht vergewaltigt. Man hat sie jetzt erst mal in die BGU gebracht.«
    »Wieso ausgerechnet die Unfallklinik?«
    »Keine Ahnung.« Hellmer zuckte mit den Schultern. »Lag wohl einfach am nächsten, nehme ich an.«
    »Was ist mit der anderen?«
    »Stimmt«, sagte Hellmer hastig, »da gibt’s ja noch die Dritte. Helena Johnson, Amerikanerin. Von ihr fehlt seit der Party jede Spur.«
    »Hmmm.«
    Durant hob das Kinn in Richtung Flur und sah ihren Kollegen fragend an. »Die Leiche ist noch da, nehme ich an?«
    Hellmer nickte und wies mit seiner Rechten quer über den kleinen Flur. »Leiche, Spurensicherung und Kollegin Sievers«, lächelte er matt. »Hier entlang.«
    Julia Durant schätzte die Wohnung auf etwa hundert Quadratmeter. Neben der Eingangstür lag das Badezimmer. Linker Hand befand sich ein Raum, dessen Tür halb angelehnt war. Auf einem selbstgemalten Türschild stand der Name Helena. An der Wand gegenüber befanden sich zwei weitere Türen, beide weit geöffnet, die ebenfalls in private Zimmer führten. Rechts um die Ecke folgte eine schmale Tür mit einem jener billigen, messingfarbenen Beschläge, die es in jedem Baumarkt gab: Gäste-WC . Daneben führte ein offener Durchgang in die Gemeinschaftsküche. Die Einrichtung war eine bunte Mischung aus klobigem Siebzigerjahre-Inventar und günstigen IKEA-Möbeln. Im langgezogenen Flur beispielsweise ergänzte ein schlichter weißer Schuhschrank eine klobige, dunkelbraun lasierte Holzgarderobe und einen auf Kolonialstil gezimmerten Telefontisch. Ein schmaler, rahmenloser Spiegel täuschte dem von der Treppe her eintretenden Besucher einen geräumigeren Flur vor. Die Wände waren hell, und entlang der Decke zog sich eine aufgesetzte Stuckleiste. Alles in allem eine typische Studentenwohnung: günstig, funktional und doch mit einem Hauch von Individualität.
    Durant ließ Hellmer den Vortritt. Als dieser gerade durch den Türrahmen des linken Zimmers treten wollte, eilte von innen eine kleine Gestalt in Richtung Flur und lief ihm direkt in die Arme. Ein dumpfes Stolpern ertönte, er fing die Person reflexartig mit seinen kräftigen Armen auf, dann vernahm Julia Durant ein spitzes, bekannt klingendes Kichern.
    »Na, na, nicht so hastig«, ulkte Hellmer und löste die junge Frau sanft aus seiner Umarmung.
    »Guten Morgen, Julia«, begrüßte die Beamtin sie und drehte sich noch einmal kurz zu Hellmer um, der bereits von einem Kollegen der Spurensicherung beiseitegewinkt worden war. Sie hatte die Stimme richtig zugeordnet. Sabine Kaufmann war eine quirlige, meist gutgelaunte Person von achtundzwanzig Jahren. Obwohl sie noch einige Zentimeter kleiner war als Julia Durant, stach sie überall durch ihren blonden Bubikopf hervor. Die Frisur passte hervorragend zu der hellen, mit Sommersprossen übersäten Haut und den wachsamen grünen Augen, denen sich, so sagte man, kaum ein Detail zu entziehen vermochte. Durant fragte sich, warum Hellmer sie in seiner Leiche-Spusi-Sievers-Aufzählung nicht erwähnt hatte.
    »Hallo, Sabine«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang dabei kühl. Sofort bedauerte sie ihren Ton und musste daran denken, dass sie die junge Kollegin damals immerhin selbst als ihre Urlaubsvertretung ausgewählt hatte. Und es war niemand anderes als Sabine Kaufmann gewesen, die Julia Durant in ihrem Verlies gefunden hatte.
    »Schön, dich zu sehen«, fügte Durant deshalb mit einem ehrlichen Lächeln hinzu. »Alle wieder komplett heute, nicht wahr?«
    »Kann man so sagen, ja. Wobei ich schon wieder auf dem Sprung bin.«
    »War ja nicht zu übersehen eben. Wohin geht’s?«
    Kaufmann klopfte mit der linken Hand an die Tasche ihrer Jeansweste, die sie über der engen, rosafarbenen Bluse trug. Ein Stück ihres Notizblocks ragte heraus.
    »Hausbesuch bei einem US-Amerikaner, John Simmons. Ist wohl der Freund von Helena Johnson, der verschwundenen Mitbewohnerin, zumindest gibt es hier Fotos von den beiden.«
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