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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette
Autoren: Colin Forbes
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aristokratischen Nase, dichten Augenbrauen und makellosem Teint. Jetzt lächelte sie Paula freundlich an, und Paula erwiderte das Lächeln.
    »Du meine Güte, ich vergesse ja ganz meine guten Manieren«, sagte Main.
    »Darf ich Ihnen meine über alles geliebte Tochter Lavinia vorstellen?«, fragte er und rückte noch einen weiteren Sessel heran. »Warum setzt du dich nicht zu uns, Lavinia?«
    Lavinia setzte sich neben Tweed, der es ziemlich merkwürdig fand, wie Main sie vorgestellt hatte. Nachdem sie lächelnd die Besucher begrüßt hatte, sagte sie zu ihrem Vater: »Pass auf, dass du es nicht übertreibst.«
    »Warum?«, fragte Tweed.
    »Warum was?«, erwiderte Main verwirrt.
    »Mr. Tweed bezieht sich vermutlich auf deine Bemerkung, dass er und Miss Grey die interessantesten Besucher sind, die wir seit Langem hier hatten«, erklärte Lavinia mit sanfter Stimme. »Vielleicht fragt er sich, ob du das zu jedem sagst, den du hier empfängst.«
    »Was für ein Unsinn!«, stieß Main irritiert hervor, aber sein kurzer Anflug von Verärgerung verschwand sofort, als er sich wieder Tweed zuwandte. »Den stellvertretenden Direktor des SIS und seine rechte Hand bekommt man schließlich nicht alle Tage zu Gesicht«, sagte er mit einem verbindlichen Lächeln. »Ich sehe es Ihnen auf den ersten Blick an, dass Sie über eine überdurchschnittliche Intelligenz und Willenskraft verfügen.«
    »Wie Sie sehen, sind wir bestens über Sie informiert«, sagte Lavinia. »Meine Großmutter zieht Erkundigungen über jeden ein, den sie hierher einlädt.«
    »Lass das, Lavinia«, sagte Main zu seiner Tochter. »Wieso? Ich bringe die Dinge doch nur auf den Punkt.«
    »Das solltest du als Chefbuchhalterin auch«, erwiderte Main nicht ohne einen Anflug von Stolz.
    Snape, der mit einem silbernen Tablett hereingekommen war, stellte vor Paula und Tweed je eine Tasse aus Royal-Doulton-Porzellan und goss ihnen aus einer großen Kanne Kaffee hinein. Dann blickte er hinüber zu Lavinia.
    »Für mich bitte nichts«, sagte sie.
    Kaum hatte Snape den Raum wieder verlassen, wurde auf einmal an der Wand gegenüber eine Tür so heftig aufgestoßen, dass sie gegen eines der Bücherregale knallte, und eine junge Frau, die Paula auf Ende zwanzig schätzte, kam in die Bibliothek gestürmt. Sie hatte lange rote Haare und ein hübsches Gesicht mit leuchtend grünen Augen.
    Lavinia beugte sich zu Paula hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Sie müssen entschuldigen, Crystal ist zuweilen recht temperamentvoll.«
    Die Rothaarige trug knalleng sitzende Jeans und ein tief ausgeschnittenes Top mit Spaghettiträgern, was sie sich bei ihrer guten Figur durchaus erlauben konnte. Verglichen mit Lavinia, die einen braunen, knielangen Rock, ein dunkles Samt Jackett und eine weiße, bis obenhin zugeknöpfte Bluse trug, wirkte sie geradezu ausgeflippt.
    Crystal wirbelte auf Tweed zu, legte ihm beide Hände auf die Schultern und sah ihn mit einem breiten Lächeln an.
    »Da mich offenbar niemand vorstellen will, muss ich es wohl selbst tun«, sagte sie mit einer tiefen, rauchigen Stimme und warf Marshal Main einen bedeutungsvollen Blick zu. »Mein Name ist Crystal. Ich bin die Tochter des Geschäftsführers der Bank, Warner Chance. Mein Vater wird jeden Augenblick hier sein.«
    »Hol dir doch einen Stuhl und setz dich zu uns, Crystal«, schlug Lavinia vor.
    »Ach, mit euch am Kamin zu sitzen ist doch stinklangweilig«, erwiderte Crystal und schürzte die Lippen. »Da würde ich viel lieber Mr. Tweed den Pike’s Peak zeigen.« Sie sah Tweed aufmunternd an. »Das ist ein ganz besonderer Anblick, den man nicht alle Tage hat. Aber Sie müssten dazu mit mir kurz hinauf in den ersten Stock kommen.«
    Tweed stand auf. Da er sich ohnehin im Inneren des Hauses ein wenig umsehen wollte, kam Crystals Angebot ihm gerade recht.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er. »Aber eine solche Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.«
    Er folgte Crystal hinaus in die Halle, wo sie vor einer breiten Marmortreppe mit kunstvoll aus Stein gemeißeltem Geländer stehen blieb und fragte: »Na, haben Sie schon mal so eine Treppe gesehen?«
    »Nein«, antwortete Tweed, auch wenn das nicht stimmte. Crystal führte ihn die Stufen hinauf in den ersten Stock und einen langen Gang entlang, an dessen Ende sich ein großes Fenster befand. Von dem Gang gingen mehrere Türen ab, und vor einer von ihnen blieb Crystal stehen und sperrte sie auf.
    Tweed betrat das Zimmer und blieb erstaunt stehen. Es
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