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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette
Autoren: Colin Forbes
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Tweed, einen Blick auf den Rumpf mit den beiden Leichen zu erhaschen, dann glitt er über den Hang einer Welle hinab in einen grünen, gischtschäumenden Mahlstrom, aus dem er nicht wieder auftauchte.
    »Die findet niemand mehr«, sagte Marler, der durch sein eigenes Fernglas hinaus auf die aufgewühlte See blickte. »Bei den Meeresströmungen, die hier herrschen, wird das Wrack weit in den Atlantik hinausgezogen.«
    »Es ist vorbei«, sagte Paula, die plötzlich bemerkte, dass sie die Hände in den Taschen ihrer Windjacke zu Fäusten geballt hatte.
    »Nein!«, rief Tweed aus. »Es ist noch nicht vorbei. Wir müssen sofort nach Hengistbury Manor.«
    Paula und Tweed nahmen den Audi, während Marler, der seinen Chef und dessen rechte Hand ein weiteres Mal vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, in Seacove wartete, bis der Sturm abgeflaut war. Dann flog er mit seinem Leichtflugzeug zu einem Privatflugplatz in der Nähe von Leaminster.
    Später konnte sich Paula kaum mehr an die mehrstündige Fahrt erinnern, so mitgenommen hatten sie die traumatischen Ereignisse der letzten Tage.
    In Hengistbury Manor öffnete Crystal ihnen das Parktor und erwartete sie in der Halle.
    »Ich muss sofort mit Ihrem Vater sprechen«, sagte Tweed, der sich wunderte, dass Crystal so etwas wie ein Willkommenslächeln zustande gebracht hatte.
    »Der ist in seiner Wohnung und arbeitet.«
    Als Tweed und Paula in Warner Chance’ Wohnung ankamen, saß er hinter großen Stapeln von Akten und Papieren an seinem Schreibtisch. Tweed erzählte ihm, dass sein Halbbruder zusammen mit Lavinia aufs Meer hinausgefahren und dort mit seiner Jacht untergegangen sei – die volle Wahrheit hob er sich für später auf. Immerhin hatte Chance vor Kurzem bereits seinen Sohn verloren.
    »Nun aber zu etwas anderem, Mr. Chance…«
    »Nennen Sie mich doch bitte Warner…«
    »Na schön, Warner, ich möchte mit Ihnen über das Gold reden.«
    »Welches Gold?«
    »Paula, zeigen Sie ihm doch bitte die Aufnahmen der Zeitungsartikel, die wir bei Peg-Leg Pete gemacht haben.«
    Paula legte mehrere Blätter vor Chance auf den Schreibtisch. Es waren Ausdrucke der Fotos, die sie von dem Bildschirm des Mikrofilm-Lesegeräts gemacht hatte.
    Auf dem ersten war Folgendes zu lesen:
    DREI TOTE BEI BANKÜBERFALL
    Drei Männer wurden gestern bei einem brutalen Überfall auf die Klemper-Bank, ein Filialunternehmen der Wiener Kreditanstalt, getötet. Der Direktor der Bank sowie zwei seiner Assistenten, die um Mitternacht noch in der Filiale waren, wurden erschossen. Danach transportierten die Täter Goldbarren im Wert von umgerechnet 800.000 Pfund auf Lastwagen ab, die offenbar schon vor der Filiale bereitgestanden hatten. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.
    »Dieser Artikel stand in einer Ausgabe des
Clarion
vom 7. November 1912«, sagte Tweed. »Und jetzt sehen Sie sich bitte das hier an.« Paula reichte ihm das zweite Blatt.
    MAIN CHANCE BANK GEGRÜNDET
    Ezra Main und Pitt Chance haben gestern die Gründung einer neuen Bank bekannt gegeben. Wie die Bankenaufsicht offiziell festgestellt hat, verfügt das neue Kreditinstitut über ausreichende Rücklagen, um nationale und internationale Geldgeschäfte zu tätigen.
    »Diese Meldung stand im
Clarion
vom 12. Dezember 1912«, sagte Tweed.
    »Fragen Sie sich da nicht, woher die ausreichenden Rücklagen der Main Chance Bank möglicherweise stammten?«
    »Wenn es da einen Zusammenhang gab, dann wusste ich nichts davon«, erwiderte Chance, der sichtlich erschrocken war. »Und meine Mutter mit Sicherheit auch nicht.«
    »Einer meiner Leute war auf meine Anweisung hin im Katasteramt von Gladworth und hat sich dort die Baupläne für Hengistbury Manor vorlegen lassen«, sagte Tweed. »Im Gegensatz zu den Plänen, die Sie uns für unsere Hausdurchsuchung zur Verfügung gestellt haben, ist dort ein Keller unter dem Herrenhaus eingezeichnet. Den würde ich mir jetzt gern einmal ansehen. Ich vermute, man kommt mit dem Lift hinunter, wenn man den braunen ›Notfallknopf‹ drückt.«
    Zusammen mit Paula und Tweed betrat Warner Chance die Liftkabine und drückte den braunen Knopf. Der Fahrstuhl bewegte sich nach unten. Als die Tür sich wieder öffnete, traten sie hinaus in einen niedrigen, in den Fels gehauenen Gang, der vor einer massiven Stahltür mit Nummernschloss endete. Warner zog ein kleines Notizbuch zurate, das sie in der Schreibtischschublade seiner Mutter gefunden hatten, und las daraus die Zahlenkombination ab.
    Als sich die Tür
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