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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette
Autoren: Colin Forbes
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logisch«, stimmte Tweed ihr mit seiner ruhigen Stimme zu.
    »Und nun zu Marshal…«
    »Dass der sterben musste, liegt doch nun wirklich auf der Hand. Er hat die Bank von Bella geerbt und stand mir damit im Weg. Bella hat noch ein weiteres Testament gemacht, in dem sie mich für den Fall, dass Marshal und Warner sterben, zur Alleinerbin gemacht hat. Es liegt versiegelt bei dem Notar in Gladworth.«
    »Wenn es versiegelt ist, woher wissen Sie dann, was in dem Testament steht?«
    »Haben Sie vergessen, was für eine Wirkung ich auf Männer habe, Mr. Tweed?«, fragte Lavinia und schenkte ihm ein kokettes Lächeln. »Es hat nicht viel gefehlt, und Sie selbst wären meinem Charme erlegen. Bei dem alten Notar, der schon seit fünf Jahren Witwer ist, ging das noch viel schneller.«
    »Er hat das Siegel für Sie erbrochen?«, fragte Tweed.
    »Und nicht nur das. Er hat den Umschlag hinterher sogar wieder neu versiegelt. Und zwar mit dem Siegelring, den ich meiner toten Großmutter vom Finger gezogen habe. Ich hatte schon befürchtet, dass Sie sein Fehlen bemerken würden, aber so ein guter Detektiv, wie alle Leute sagen, sind Sie offenbar nun auch wieder nicht.«
    »Jetzt wird mir vieles klar«, sagte Tweed. »Sie hatten vor, die alleinige Besitzerin der Bank zu werden, um sie für viel Geld an Calouste Doubenkian zu verkaufen. Daraus wird aber nichts.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Calouste Doubenkian tot ist. Er ist im Keller seiner Burg ertrunken.«
    »Sieh mal einer an.« Sie hob die Augenbrauen. »Dann kann ich die Bank ja an den Sultan verkaufen. Im Nahen Osten sind sie ganz wild auf Gold.«
    »Auf Gold?« Tweed sah Lavinia tief in ihre wasserblauen Augen und wusste auf einmal, was ihn an ihnen so fasziniert hatte: Es war die Glut des Bösen, die ganz versteckt in ihnen glomm.
    »Haben Sie sich das denn noch nicht zusammengereimt?«, fragte Lavinia und zielte mit der Schrotflinte direkt auf seinen Kopf. »Jetzt ist es leider ein bisschen spät dafür…«
    Plötzlich war von draußen ein leiser Knall zu hören, und dann zersplitterte eines der Seitenfenster des Bootshauses in tausend Scherben.

41
    Kurz bevor der Sturm mit aller Gewalt losgebrochen war, war Marler mit seinem Leichtflugzeug auf dem kleinen Privatflugplatz von Seacove gelandet.
    Nachdem er es in den Hangar gestellt hatte, war er hinüber zu den Häusern an der Bucht gegangen und hatte sich mit seinem Armalite-Präzisionsgewehr so auf einem Flachdach postiert, dass er Marshal Mains Cottage und das dazugehörige Bootshaus gut im Blick hatte.
    Als Lavinia mit der
Star Sprite
hereingekommen war, hatte er sie sofort ins Visier seines Zielfernrohrs genommen, und zwar durch eines der nicht gepanzerten Seitenfenster. Aus Erfahrung wusste er, dass Tweed in solchen Situationen sein Gegenüber reden ließ, um ein Maximum an Informationen aus ihm herauszuholen. Deshalb hatte er mit seinem finalen Rettungsschuss so lange gewartet, bis Lavinia die Waffe wirklich auf Tweeds Kopf gerichtet hatte. Dann hatte er tief durchgeatmet, sorgfältig gezielt und schließlich abgedrückt.

42
    Obwohl Marlers Explosivgeschoss ihr den halben Kopf weggerissen hatte, machte Lavinia noch ein paar Schritte, bevor sie zusammenbrach. Offenbar fiel sie dabei genau auf die Steuerkonsole der
Star Sprite,
denn wie von Geisterhand ging auf einmal das große Tor des Bootshauses auf, und die jetzt einrümpfige Jacht setzte sich in Bewegung.
    Automatisch glitt sie die Rampe zum Wasser hinab, und ebenfalls automatisch sprang die Maschine an. Wie von selbst steuerte der Rumpf quer durch die Bucht auf die Ausfahrt zu, hinaus auf den offenen vom Sturm gepeitschten Ozean.
    Tweed nahm sein Fernglas und stellte es auf den wild schlingernden Rumpf scharf.
    »Die beiden Leichen sind immer noch an Bord«, berichtete er, als die
Star Sprite
aus einem tiefen Wellental auftauchte. »Sieht ganz so aus, als würde der Rumpf es von allein hinaus auf die offene See schaffen.«
    In diesem Augenblick kam Marler ins Bootshaus gerannt. Paula umarmte ihn und dankte ihm dafür, dass er ihr und Tweed das Leben gerettet hatte.
    »Ist das da draußen die
Star Sprite?«,
fragte Marler ungläubig. »Wer steuert sie denn?«
    »Niemand«, antwortete Tweed. »Im Rumpf muss wohl eine Art Autopilot eingebaut sein.«
    Eine Minute später hatte das seltsame Gefährt tatsächlich den Ausgang der Bucht passiert und wurde zwischen die vom Sturm zu ungekannter Größe hochgepeitschten Wellen gerissen. Ein paar Mal noch gelang es
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