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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette
Autoren: Colin Forbes
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Sagen.«
    »Wo fahren wir denn hin?«, fragte Paula, während sie hinter Tweed die Stufen der Terrasse hinabeilte.
    »Nach Seacove«, antwortete er und klemmte sich hinter das Steuer des Audi.
    »Warum denn das?«
    »Das erkläre ich Ihnen später. Nun steigen Sie schon ein. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu spät kommen.«
    Die Fahrt nach Seacove würde Paula ihr Leben lang nicht vergessen. Tweed fuhr wie ein Besessener und hielt sich auf der ganzen Strecke so gut wie nie an die Geschwindigkeitsbegrenzung.
    »Der Rolls hat eine Stunde Vorsprung!«, rief er, während er auf der Autobahn den Wagen voll ausfuhr und an den Lastwagen vorbeischoss, die auf der linken Spur ins West Country fuhren.
    »Was hat Sie denn so beunruhigt?«, wollte Paula wissen.
    »Dass jemand die Schrotflinte aus Snapes Waffenschrank gestohlen hat.«
    »Sie wollen also so schnell wie möglich nach Seacove?«
    »Natürlich.«
    »Dann fahren Sie bei der nächsten Raststätte von der Autobahn.«
    »Wieso denn das? Das hält uns doch kolossal auf!«
    »Wenn Ihnen mitten auf der Autobahn das Benzin ausgeht, hält uns das noch viel mehr auf.«
    Tweed warf einen Blick auf die Tankanzeige. Sie war fast bei null.
    »Gut, dass Sie aufgepasst haben, Paula. Hoffentlich schaffen wir es noch bis zur nächsten Raststätte.«
    »Keine Sorge, die müsste in ein paar Kilometern kommen. Ich habe vorhin ein Hinweisschild gesehen.«
    Rechts und links von ihnen flog eine wunderschöne, von der Sonne beschienene Landschaft vorbei, in der violette und weiße Krokusse sowie unzählige leuchtend gelbe Osterglocken blühten. Hier stand der Frühling bereits in voller Pracht. Tweed zwang sich, nicht ständig auf die Nadel der Kraftstoffanzeige zu starren, die immer tiefer nach unten sank.
    Endlich tauchte die Autobahnraststätte vor ihnen auf. Tweed fuhr an eine Zapfsäule, und Paula sprang aus dem Wagen, um ihn aufzutanken.
    Tweed kam es wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sie den Wagen vollgetankt und in der Tankstelle bezahlt hatte. Er trommelte mit den Fingern ungeduldig auf dem Lenkrad herum, bis Paula endlich wieder neben ihm saß und er weiterfahren konnte.
    »Wissen Sie, was ich mich frage?«, meinte sie, als sie wieder unterwegs waren.
    »Warum hat Leo jemanden noch so spät in seine Wohnung gelassen?«
    »Warum sollte er nicht? Schließlich gehören alle, die in dem Haus leben, zu seiner Familie.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum er ermordet wurde?«
    »Möglicherweise hat er mitbekommen, wie der Spion im Haus Doubenkian angerufen und über unsere Abreise informiert hat. Aber das ist bloß eine Vermutung. Und jetzt stören Sie mich bitte nicht weiter. Ich muss mich aufs Fahren konzentrieren.«
    Paula hielt den Mund. Sie wusste, dass Tweed nicht nur ans Autofahren dachte, sondern auch an Leos Ermordung. In Gedanken machte sie sich eine Liste der Menschen, die in dieser Nacht außer Leo im Haus gewesen waren.
    Marshal Main, Warner Chance, Lavinia, Crystal und nicht zuletzt Mrs. Grandy, die Haushälterin.
    Sie hatten die Autobahn verlassen und fuhren gerade nach Cornwall hinein, wo sich die Landschaft schlagartig änderte. Statt grüner Hügel und blühender Wiesen sah man nun kahle Felsen und das Meer, das linker Hand in der Ferne auftauchte. Die Sonne, die noch vor ein paar Minuten so freundlich geschienen hatte, versteckte sich auf einmal hinter dichten, schwarzen Sturmwolken, die wie wandernde Gebirge über den Himmel zogen. Auf einen Schlag wurde es so dunkel, dass Tweed die Scheinwerfer einschalten musste. Die Wolken kamen so tief, dass sie die Felsen vollständig einhüllten und die Windschutzscheibe mit einem feuchten Film überzogen. Ein starker Wind war aufgekommen, der den Audi fast von der Straße blies.
    »Hoffen wir, dass sie bei diesem Wetter nicht mit Mains Wunderjacht rausgefahren sind«, sagte Tweed.
    Es dauerte nicht mehr lange, dann fuhren sie über einen Hügelkamm und sahen Seacove und die Oyster Bay vor sich liegen.
    »Da, sehen Sie nur!«, rief Paula und deutete nach Süden.
    Im aufgewühlten Wasser der Bucht tanzte die
Star Sprite
auf den Wellen, die mindestens so hoch waren wie beim letzten Sturm, den Tweed und Paula hier miterlebt hatten.
    »Der Narr fährt auf die Ausfahrt zu«, knurrte Tweed. »Da draußen auf der offenen See sind die Wellen noch viel höher.«
    »Vielleicht sind wir zu spät gekommen«, meinte Paula resigniert.
    »Damit könnten Sie recht haben.«

39
    Sie fuhren bis zu Mains Haus, und Paula rannte hinein, nur um
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