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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis
Autoren: Bernward Schneider
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Hand.
    »Er ist tot, Gladys«, sagte er. »Mein Schuss hat ihn mitten in die Stirn getroffen. Er hat es hinter sich.«
    Er sah zu seinem Boss. »Er war kein übler Kerl, Frank. Es ist nicht in Ordnung, jemanden wie ihn unnötig zu quälen.«
    Frank Jago nickte. »Wenn du es nicht gemacht hättest, hätte ich ihm den Gnadenschuss verpasst. Danke, dass du es für mich erledigt hast. So, und nun lasst uns verschwinden, und das Mädchen …«, er deutete auf Gladys, »nehmen wir mit!«
    Die Männer packten Gladys, und zügig ging es zurück zu den Silver Ghosts. Frank öffnete die Tür zur hinteren Bank und, indem er Gladys ein Stück zu sich heranzog, musterte er sie genüsslich.
    »Von solchen Prachtexemplaren, wie du eins bist, gibt es selbst hier in London nicht viele. Du kennst die Spielregeln, nicht wahr?« Sie antwortete nicht. Er fasste sie grob am Kinn. »Antworte!«
    »Ja, ich kenne sie«, sagte sie leise.
    »Lauter!«
    Statt einer Antwort riss sie den Kopf zurück und schlug die Hand des Mannes beiseite.
    »Bist du etwa taub?«
    »Ah«, sagte Frank. »Sie hat echt Klasse, das beste Pferd im Stall. Aber das Rassepferdchen bekommt nun einen neuen Rennstallbesitzer. Erst beißt sie um sich, aber wenn sie zugeritten ist, wird sie sich schon fügen, nicht wahr?« Ohne abzuwarten holte er aus und schlug Gladys ins Gesicht. »Antworte!«
    Ihre linke Gesichtsseite brannte höllisch. Sie fühlte einen unbändigen Hass auf Jago, aber sie nickte.
    »Ja, ich weiß Bescheid.«
    Er stieß sie auf die Rückbank des Silver Ghost, sprang hinter ihr in den Wagen und ließ sich neben sie in die Polster fallen.
    »Fahr los, Jeffrey!«
    Die anderen beiden Männer waren ebenfalls zugestiegen. Jeffrey startete den Motor, und der Rolls-Royce rollte an.
    »Du wirst mir noch heute Nacht beweisen, dass du die Spielregeln kennst, und dich mir in der Art unterwerfen, wie es sich gehört.«
    In den Straßen, durch die sie fuhren, blitzten und schimmerten allenthalben Lichter durch die Schwärze, aber gegen die grässliche Dunkelheit kamen sie nicht an. Die Stadt war ein Ungeheuer, dachte Gladys, greifbar und präsent wie ein lebendiges Wesen. Verfluchte Stadt, dachte sie, am besten wäre es, sie ginge von hier fort.
    Der Chauffeur schien keine Eile mehr zu haben. In langsamer Geschwindigkeit schob sich der Rolls-Roys durch die Nacht, und erst südlich der Themse kamen sie in hellere Gefilde.
    »Wo soll ich hinfahren, Chef?«, fragte Jeffrey, als sie in Bermondsey in Richtung Borough fuhren.
    »Fahr das Mädchen und mich ins Tabard Hotel«, erwiderte Frank.
    »Ich muss noch meine Sachen holen«, sagte Gladys.
    »Wo sind die?«
    »In Phils Wohnung.«
    »Du hast einen Schlüssel?«
    Sie nickte.
    »Phils Wohnung?«, sagte Frank. »Auch nicht schlecht. Gut! Jeffrey, ich habe es mir anders überlegt. Nicht ins Hotel. Setz mich mit dem Mädchen vor Phils Wohnung in Southwark ab!«
    Es war eine gute Gegend, die der Wagen einige Zeit später erreichte. Jeffrey steuerte den Silver Ghost ein paar Straßen weiter und hielt dann vor einem hohen Gebäude mit Türmen an jeder Ecke, was das Gebäude wie eine mittelalterliche Burg aussehen ließ. Der zweite Wagen stoppte hinter ihnen.
    »Ihr könnt nun nach Hause fahren, Jungs. Bei dem Mädchen brauche ich euch nicht.«
    Gladys warf einen Blick die Straße hinunter. Die Allee wirkte wie ein blauschwarzer Tunnel aus Schatten, hie und da durchbrochen von goldenen Lichtern. Ihr Blick fiel auf Männer in schwarzen Abendanzügen und mit Zylinderhüten und Frauen, deren Diamanten blitzten wie Sternbilder am Winterhimmel, Menschen, für die die Welt noch in Ordnung war.
    »Gladys ist eine Katze, Frank«, hörte sie Jeffrey sagen; »pass gut auf dich auf.«
    Frank lachte. »Ich mag diese Sorte, keine Angst, mit Katzen werde ich schon fertig. Wenn sie nicht gehorchen, kommen sie in einen Sack und werden ersäuft.«
    »Okay, dann bis morgen, Frank!«
    »Ja, bis morgen, wir sehen uns zum Mittagessen in meinem Lokal.«
    Der Türklopfer war neu, das Haus wirkte gepflegt, und es gab einen Lift, der sie in das oberste Stockwerk brachte.
    Sie betraten die Wohnung, und Frank sah sich eine Weile mit zufriedenem Gesicht in den luxuriös eingerichteten Räumlichkeiten um.
    »Ich glaube, ich habe dich richtig eingeschätzt, Täubchen«, sagte er, als er mit seiner Inspektion der Räume fertig war, »du kennst die Spielregeln und bist nicht dumm. Du wirst mir freiwillig zu Willen sein?«
    Gladys nickte nur, dabei dachte sie,
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