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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
Autoren: Alexander Kamps
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Vorwort
     
     
     
    Während eines Segeltörns auf der Ostsee im September 2004 brach ich mir bei einem riskanten Sprung vom Achterdeck des Schiffes auf die Kaimauer das Sprunggelenk im rechten Fuß.
     
    Spätestens jetzt war der Traum vorbei, mit dem Fahrrad eine Weltreise zu machen. Immerhin hatte ich es bis nach Kopenhagen geschafft und war 2.500 km quer durch Deutschland und Dänemark geradelt. Vielleicht war auch die Tatsache, dass ich die Nase voll davon hatte, alleine unterwegs zu sein, eine geistige Einladung für diesen Unfall.
     
    Einer der Ärzte teilte mir mit, dass ich mit dem Fuß wohl keinen Marathon mehr laufen würde und ich habe damals auch nicht mehr daran geglaubt. Keine vier Jahre später aber sollte ich fast die gleiche Distanz zurücklegen, die ich damals mit dem Fahrrad geschafft hatte: 2.400 km, wieder alleine, aber dieses Mal zu Fuß! Eigentlich kein schlechter Marathon…!
     
    Den Wunsch, den Weg zu gehen, hatte ich schon Jahre zuvor gehabt, aber wie so oft im Leben, wurde meine innere Stimme durch den gesellschaftlich inszenierten Tinnitus irgendwann zu leise und einfach nicht mehr gehört. Als ich im Herbst 2007 ins Kino ging, waren meine Begleitung und ich spät dran und alle Filme, auch der den wir sehen wollten, waren schon angelaufen, bis auf einen: “Saint Jacques, Pilgern auf Französisch.”
     
    Weil wir schon mal da waren, blieben wir auch und sahen uns diesen wunderbaren Film an, der meinen vergessenen Wunsch weckte, auch mal diesen Weg zu gehen. Vielleicht war es Schicksal, dass genau eine Woche später in Überlingen ein Dia-Vortrag über den spanischen Teil des Jakobsweges stattfand, den ich mir natürlich auch ansah. Ich wurde immer neugieriger, las ein paar Bücher über den Weg und bekam immer mehr Lust, mich auf meine eigene Pilgerreise zu begeben.
     
    Warum nicht mal auf einer wirklich außergewöhnlichen Reise ein bisschen weiter über den Tellerrand des Lebens schauen als auf gewöhnlichen Reisen.
     
    Sich Zeit nehmen für Entschleunigung, Selbstreflexion und Selbstberuhigung, Denkanstöße bekommen und vielleicht neue Sichtweisen und Perspektiven.
     
    Im Januar 2008 traf ich die Entscheidung, den Weg zu gehen und bis einschließlich April entsprechende Vorbereitungen.
     
    Als ich mir Gedanken über die Anreise nach Saint Jean Pied de Port machte, von wo aus ich eigentlich loslaufen wollte, kam mir plötzlich die verrückte, aber spannende Idee, direkt in Überlingen loszulaufen. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los.
     
    Aber 2.400 Kilometer zu Fuß - und dann auch noch alleine…!?
     
    Nicht nur vor der gewaltigen Entfernung, sondern vor allem auch davor, wieder alleine unterwegs zu sein, hatte ich großen Respekt. Aber die Gewissheit, Zeit zu haben und irgendwann mit Sicherheit anderen Pilgern auf dem Weg zu begegnen, machte mir wieder Mut. Am 13. Mai war es dann soweit…!
     

DIE SCHWEIZ
     
     
     

Via Jacobi
     

 
     
13. Mai - 3. Juni, ca. 452 Kilometer
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     

Dienstag, 13. Mai, 1. Tag:
     
     
     
Überlingen – Kreuzlingen, 20 km
     
     
     
    Ja, ich kann nicht mehr ganz dicht sein: 2.400 km zu Fuß von Überlingen am Bodensee durch die Schweiz, Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela, und das Ganze auch noch alleine!
     
    L os geht’s! Nachdem ich meinen Aufbruch lange vor mir hergeschoben habe, geht’s endlich los. Und voller Ungewissheit beginne ich die längste Reise meines Lebens mit einem kleinen Schritt. Vorsichtshalber habe ich mir gestern noch beim Überlinger Pastor den Pilgersegen abgeholt. Mit höchstem Beistand und meinem Vater als Schutzengel kann ja jetzt eigentlich nichts mehr schiefgehen.
     
    N ach ein paar hundert Metern treffe ich auf den auch durch Überlingen führenden Jakobsweg. Durch das Aufkircher Tor und das Franziskanertor laufe ich bis zum Landungsplatz, von wo aus ich die Fähre nehme, die mich auf die gegenüberliegende Seeseite nach Wallhausen bringt. Immer weiter entfernt sich die Fähre und es ist ein komisches Gefühl, Überlingen und meine Sesshaftigkeit für ein paar Monate Vagabundenleben und Pilgerschaft zurückzulassen.
     
    Meine Selbständigkeit habe ich auf Eis gelegt, meine Wohnung gekündigt und so viel es ging verkauft , um möglichst flüssig zu sein. Den Rest habe ich bei meinem Bruder in Albstadt und meiner Mutter in Emden untergestellt. Durch Obstwiesen, Felder und wunderschöne Waldabschnitte geht es weiter bis nach Konstanz. Dort begegne ich dem
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