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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis
Autoren: Bernward Schneider
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um?«
    »Besser reden als ich konntest du schon immer – aber bei mir wird dir das nichts nützen. Denk nicht an mein Schicksal, sondern bereite dich besser auf das deinige vor.«
    Er machte eine Kopfbewegung in Richtung seiner beiden Kumpane, und diese packten Phil links und rechts an den Armen und schleppten den sich heftig sträubenden Mann ein paar Meter auf die Böschung des Flusses zu.
    »Gib mir wenigstens eine saubere Kugel«, flehte Phil, und Gladys sah, dass ihr Geliebter jetzt weinte. »Lass mich nicht auf eine so elendige Weise krepieren. Wir sind Freunde, Frank – waren es lange Zeit; so etwas tut man einem Freund nicht an. Bitte, wenigstens diesen letzten Dienst musst du mir erweisen!«
    Frank zeigte sich unbeeindruckt, und die beiden Helfer, die ihn in der Mitte hatten, zogen ihr Opfer noch zwei, drei Schritte näher an das Wasser. Dann ließen sie ihn los, und so stand er einige Augenblicke hilflos und allein an der Böschung des Flusses, ohne dass er irgendeine Chance gehabt hätte, dem nassen Monstrum zu entkommen. Er drehte den Kopf nach hinten und erblickte Gladys.
    »Lass das Mädchen in Ruhe, Frank. Das musst du mir versprechen, sie hat mit unserer Fehde doch nichts zu tun.«
    »Sie hat es selbst in der Hand, Phil«, sagte Frank. »So ein entzückendes Täubchen versenkt man nicht im Wasser, jedenfalls nicht, solange es sich an die Regeln hält. Und diese Braut wird schon verstehen, wie sie sich zu verhalten hat – die weiß, wo sie hingehört – und du …«, er warf Gladys einen larmoyant lächelnden Blick zu, »verstehst sicher auch, was ich damit meine.«
    Phil stöhnte, heulte noch verzweifelter auf als beim ersten Mal, und Tränen quollen ihm aus den Augen.
    »Wir sind so weit, Phil«, sagte Frank. »Falls du noch etwas loswerden willst, dann sofort, deine Zeit ist um.«
    Phil hob das bleiche Gesicht. »Gladys, vielen Dank für alles, du warst ein tolles Mädchen; vergiss mich nicht. Ich kenne kein Gebet, aber falls du eines weißt, sprich es für mich, wenn ich nicht mehr bin. Mag ja sein, dass es mir da oben hilft. Wirst du das für mich tun, Gladys?«
    Sie riss sich zusammen. »Aber klar, Phil. Solange ich lebe, werde ich an dich denken und für dich beten. Du warst ein guter Freund, ich hatte eine schöne Zeit mit dir.«
    Phil schluchzte. »Danke, dass du das sagst, Gladys.« Er sah zu seinem Peiniger. »Du kannst mich jetzt erschießen, Frank, wenn du es dir nicht noch einmal überlegen willst. Dann hätte ich Grund, mich auch bei dir herzlich zu bedanken. Werde nicht zum Verräter an mir!«
    »Verräter?« Frank stemmte die geballten Fäuste in die Hüften. »Dass du dieses Wort in den Mund nimmst, macht mich wütend. Der Verräter bist du!«
    »Unsinn, Frank! Verdammt, wie oft soll ich es wiederholen! Ich habe eine Sache in petto, die uns allen Gewinn gebracht hätte. Du musst etwas missverstanden haben. Nimm mir die Fesseln ab, und dann unterhalten wir uns wie vernünftige Männer!«
    »Ich habe meine Befehle. Vergiss es!«
    »Ausgerechnet du, Frank, ausgerechnet du, mein bester Freund, willst mir das antun.«
    »Nenn mich nicht deinen Freund!«
    Phil weinte. »Jetzt weiß ich, wie Julius Cäsar sich gefühlt haben muss«, schluchzte Phil, der in seiner Verzweiflung Zeit zu gewinnen suchte und deshalb daherredete, was immer ihm in den Sinn kam. »Nun, warum soll es mir besser ergehen als ihm. Nur wollte ich wenigstens auf eine saubere Art gehen, so wie es ihm beschieden war. Damals war das Messer die saubere Waffe, heute ist es die Kugel.« Seine Stimme versagte, als ihm plötzlich die Vergeblichkeit seiner Bemühungen bewusst wurde. Während er nach weiteren Worten suchte, sprang Frank, der hinter ihm stand, auf sein Opfer zu und stieß ihm mit der ganzen Kraft des eigenen Gewichts ins Kreuz. Es war eine so gewaltige Attacke, dass Phil nicht nur den Halt verlor, sondern sein Körper regelrecht in den mächtigen Fluss hineinschoss.
    Er ging im schwarzen Wasser unter, kam aber wieder hoch und kämpfte verzweifelt gegen das Ertrinken. Immer wieder schluckte er Wasser, röchelte. Als Gladys schreien wollte, wurde sie von dem Mann neben ihr grob gepackt, und sie wandte ihr tränenüberströmtes Gesicht zur Seite, um den Todeskampf ihres Geliebten nicht länger mit ansehen zu müssen. Sie schluchzte, am ganzen Körper bebend, dann hörte sie plötzlich einen Schuss, und als sie wieder zum Fluss blickte, war Phil nicht mehr zu sehen.
    Am Ufer stand Jeffrey, die Pistole in der
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