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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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möchte es. Ich würde gern mit dir hingehen.«
    Sie gingen weiter, die Nachmittagssonne warm im Gesicht. »Weißt du, ich hab gewusst, dass es eine Falle war«, sagte Alex.
    Ben lachte. »Eine
Falle
? Hast du zu viele Filme gesehen?«
    »Ich meine, ich hab einfach gewusst, dass du diesem Typen trauen wolltest und dass du das besser nicht getan hättest. Ich musste irgendeinen Weg finden, die Sache zu beenden.«
    Ohne nachzudenken, legte Ben einen Arm um seine Schultern. »Das hast du gut gemacht.«
    Alex antwortete nicht. Ben brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass es Rührung war, warum sein kleiner Bruder nicht sprechen konnte.
    Nach einem Moment sagte Alex: »Danke.«
    Ben drückte ihm die Schulter und sagte nichts. Gut möglich, dass auch er ein bisschen gerührt war.

35 Ausbruch aus dem Alltagstrott
    Um halb sieben, kurz nach Sonnenaufgang, ging Sarah zu Ritual Coffee. Sie war das erste Mal wieder hier, seit das alles passiert war, und eigentlich hätte sie froh sein müssen, in ihren alten Trott zurückfallen zu können. Doch statt sich damit wohl zu fühlen, kam ihr alles irgendwie schal vor.
    Ihr erster Tag in der Kanzlei war merkwürdig gewesen. Osborne war verschwunden. Alle redeten darüber. Sie war zu Alex ins Büro gegangen und hatte ihn gefragt, was seiner Meinung nach los sei. Er erklärte: »Ich glaube, es war eine Strafe für Osborne und eine Warnung für uns.«
    »Sie meinen also, wir sollten nichts sagen?«
    »Ich denke, es wäre verrückt, etwas zu sagen.«
    »Was sagt Ihr Bruder dazu?«
    »Er sieht es genauso.«
    Sarah dachte, eigentlich müsste sie Angst haben, doch stattdessen war sie bedrückt. Sie hätte ihm gern gesagt, dass ihr leidtat, was zwischen ihr und Ben passiert war. Im Vergleich zu allem anderen hätte das eigentlich belanglos sein müssen, aber das war es nicht. Doch die Sache zur Sprache zu bringen würde die Verlegenheit zwischen ihnen vielleicht nur noch größer machen. Also hatte sie genickt und Alex’ Büro verlassen. Seitdem waren sie sich aus dem Weg gegangen.
    Sie betrat das Café. Gabe stand hinter der Theke, wie jeden Morgen. »He, Sarah«, sagte er. »Wo hast du denn die letzten Tage gesteckt?«
    »Ach, ich hatte viel um die Ohren.«
    »Hoffe, die Lage hat sich wieder entspannt.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Prima. Das Gleiche wie immer?«
    Sie seufzte. »Das Gleiche wie immer.«
    »Das nehme ich auch«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Noch bevor sie ihn sah, wusste sie, dass er es war.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    Ben sagte: »Ich wollte dich sehen.«
    »Schön. Du hast mich gesehen. Du kannst also wieder gehen.«
    Ben reichte Gabe etwas Geld.
    »Ich kann meinen Kaffee selbst bezahlen«, sagte sie.
    »Du kannst ja den nächsten ausgeben.«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte wütend sein. Und das war sie auch – aber jetzt eher auf sich selbst, weil sie sich freute, ihn zu sehen, als wegen irgendwas anderem.
    »Können wir uns ein bisschen unterhalten?«, fragte Ben. »Ich hab da draußen eine halbe Stunde gewartet und mir den Hintern abgefroren. Ich brauch dringend einen heißen Kaffee. Was hab ich mir da eigentlich bestellt?«
    »Einen Black Eye.«
    »Hört sich gefährlich an. Was ist das?«
    »Eine Tasse Kaffee mit zwei Schuss Espresso.«
    »Mannomann, und davon trinkst du jeden Tag einen? Ich hätte gedacht, einer pro Woche würde reichen.«
    Er kann ja richtig charmant sein
, dachte sie.
Mistkerl.
    Sie gingen ans Ende der Theke, um auf ihren Kaffee zu warten. »Ich hab mich noch gar nicht dafür bedankt, was du neulich gemacht hast«, sagte Ben. »Du hättest weglaufen sollen, bist aber trotzdem geblieben. Das war ganz schön mutig von dir.«
    »Ich hab nicht mal darüber nachgedacht.«
    »Ja, das kam mir auch so vor.«
    Sarah antwortete nicht.
    Er sagte: »Was ist?«
    Sie blickte weg. Nach einem Augenblick sagte sie: »Ich sollte irgendwas unternehmen.«
    »Was denn?«
    »An die Öffentlichkeit gehen. Mich an die Blogs wenden. Sagen, was ich weiß.«
    »Was weißt du denn?«
    »Hör auf damit. Ich weiß eine ganze Menge. Und das weißt du auch.«
    Er lächelte sie sanft an, ganz anders als das Grinsen, das er aufsetzte, wenn er sie provozieren wollte. »Ja, du weißt einiges. Aber glaubst du, meine Einheit hätte keine Erfahrung im Umgang mit öffentlichen Skandalen? Zugegeben, das hier ist eine schlimme Sache, aber es hat schon andere gegeben. Und ich kann dir sagen, just in diesem Moment, während wir unseren Black Eye
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