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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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sage euch, wo ihr ihn findet.
    Das ergab irgendwie einen perversen Sinn. Du beschwichtigst die Russen, besänftigst die Erbsenzähler, eliminierst Alex’ Beschützer und kannst gleichzeitig noch von einer Operation ablenken, die aus dem Ruder zu laufen droht.
    »Ich schätze, Sie haben recht«, sagte Ben und musste gegen eine Verbitterung ankämpfen, die an Verzweiflung grenzte. »Aber ich hätte es kommen sehen müssen. Wissen Sie, warum ich nicht damit gerechnet hab? Weil ich gedacht habe, Sie wären mir gegenüber so loyal wie ich Ihnen gegenüber.«
    Hort senkte einen Moment den Blick, dann sah er Ben wieder in die Augen. »Ich bin Ihnen gegenüber loyal, mein Junge. Ich bin allen meinen Leuten gegenüber loyal. Aber in erster Linie gilt meine Loyalität stets dem Einsatz. Das wissen Sie.«
    »Na, jetzt weiß ich es.«
    »Ich wünschte, es wäre nicht so weit gekommen, Ben. Das können Sie mir glauben.«
    Sie kamen auf die San Antonio Road in Los Altos. Einer der beiden Typen auf der Rückbank sagte: »Hier abbiegen.«
    Sie bogen nach links. Was wollten sie in Los Altos? Und dann wusste er es.
    Sie verfolgten Alex’ Handysignal. Sie mussten die Ausrüstung auf der Rückbank haben.
Alex, du Idiot, ich hab dir gesagt, dass sie dich so aufspüren können.
    »Hier ist es«, sagte der Typ hinter Ben. »Hier wurde das Signal zuletzt geortet, bevor es abbrach.«
    »Fahr in der Gegend rum«, sagte Hort. »Vielleicht finden wir seinen Wagen.«
    Ben atmete tief aus. Gott sei Dank war Alex anscheinend doch noch eingefallen, das Handy besser auszuschalten.
    Aber was änderte das schon? Auch wenn Hort ihn hier nicht überrumpeln konnte, Alex würde ja vermutlich wie vereinbart in dem Parkhaus auftauchen.
    Sie fuhren durch das Straßennetz von Los Altos, bogen immer wieder auf irgendeinen Parkplatz, den sie dann absuchten. Jedes Mal, wenn irgendwo ein dunkler M3 in Sicht kam, spürte Ben, wie sich seine Innereien vor Angst verkrampften, bis er sah, dass es nicht Alex’ BMW war.
    Nach zwanzig Minuten sagte der Typ hinter ihm: »Moment, ich hab sein Signal wieder. In … Mountain View. Die San Antonio Road hoch und dann auf den El Camino.«
    »Was zum Teufel machte er denn? Er hatte das Handy ausgeschaltet. Wieso sollte er es wieder einschalten?«
    »Moment, er ist wieder in Bewegung«, sagte der Typ auf der Rückbank. »Bleib auf der San Antonio. Weiter Richtung I-101.«
    Bens Handy klingelte. Hort ging ran und sagte: »Hallo.« Pause. »Gut, wir sind auch auf dem Weg. Danke, dass Sie sich melden. In einer halben Stunde haben wir die ganze Sache geregelt, und ihr drei habt wieder eure Ruhe.«
    Er legte auf. Alex hatte wohl Angst bekommen, sie könnten den Kontakt verloren haben, und das Handy eingeschaltet, um nachzufragen, ob auch alles nach Plan lief.
    »Nein, Moment, er biegt auf die Alma Street«, sagte der Typ hinten. »Noch immer Richtung Palo Alto.« Sie fuhren von der San Antonio auf die Auffahrt zur Alma Street.
    Verdammt noch mal! Wieso hatte Alex das Handy nicht wieder ausgeschaltet?
    Weil er fährt.
Herrgott, dachte er etwa, sie könnten ihn nicht orten, wenn er in Bewegung war? Ben versuchte, seine Wut zu bändigen. Er konnte von Alex nicht erwarten, so etwas zu wissen. Das war nicht seine Welt. Aber verdammt, sie würden ihn überrumpeln, ihn zum Anhalten zwingen, ihn in den Van zerren … Falls er irgendetwas geplant hatte, irgendetwas Taktisches im Parkhaus, würden sie ihm keine Chance dazu geben.
    Sie fuhren auf der Alma Street nach Westen, zwei Fahrspuren in jede Richtung. Es herrschte geringer Mittagsverkehr, aber es waren genug Autos unterwegs, um einem Verfolgerfahrzeug reichlich Deckung zu bieten, selbst wenn die verfolgte Person sich der möglichen Gefahr bewusst war, was sich von Alex weiß Gott nicht behaupten ließ.
    »Ist er das?«, fragte der Fahrer.
    Ben beugte sich nach links und blickte durch die Windschutzscheibe, mit pochendem Herzen. Der Wagen sah aus wie der von Alex, aber sicher war er sich nicht.
    »Fahr näher ran«, sagte Hort. »Nur noch ein kleines Stück.«
    Das Nummernschild kam in Sicht. Ben erkannte es in dem Moment, als Hort sagte: »Das ist er. Geh wieder auf Abstand. Lass ein, zwei Autos dazwischen.«
    Das Hämmern in Bens Brust wurde stärker. Adrenalin rauschte durch seine Blutbahn. Er spannte die Oberschenkel an, die Waden, die Zehen. Er blickte nach links, nach rechts, nach vorn, schätzte die Entfernung ab, berechnete Wahrscheinlichkeiten. Er hätte gern den Kopf kreisen
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