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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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Ich meine, die haben mir zwar gesagt, dass sie gewissen Leuten ein paar Fragen stellen würden, aber –«
    Alex lachte. »›Ein paar Fragen stellen‹? Die haben zwei Männer ermordet, von denen Sie wussten. Erwarten Sie ernsthaft, dass ich glaube, Sie hätten gedacht, die würden mir auch bloß ›ein paar Fragen stellen‹? David, wenn Sie nicht so erbärmlich wären, wären Sie lächerlich.«
    Osborne reagierte nicht.
    Alex sagte: »Was haben die Ihnen dafür gegeben? Was war es Ihnen wert …« Und dann fiel der Groschen. Die Fotos draußen an der Wand. Der neue Telekom-Mandant.
    »Mandanten?«, sagte Alex. »Sie haben das alles gemacht … damit die Ihnen Mandate zuschustern?«
    Osborne mied den Blickkontakt. »Ich wollte bloß helfen.«
    »Erzählen Sie das der Polizei.«
    Alex öffnete die Tür und ging hinaus. »Warten Sie!«, rief Osborne hinter ihm her. »Alex!«
    Alex spürte, dass die Sekretärinnen von ihren Schreibtischen aufschauten, als er vorbeiging. Sie hatten die Augen weit aufgerissen, die Ohren gespitzt. Es war ihm egal. Er ging weiter.
    Osborne holte ihn ein und fasste ihn am Arm. »Hören Sie«, zischte er. »Ich mach Sie zum Partner. Bei den Mandanten, die ich an Land gezogen habe, macht die Geschäftsleitung alles, was ich sage. Noch in diesem Jahr, garantiert.«
    Alex blieb stehen und blickte auf Osbornes Hand. Nach einem Augenblick nahm Osborne sie weg.
    »Wissen Sie«, sagte Alex, »es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ich Ihnen geglaubt, wenn Sie das gesagt hätten.«
    Osborne nickte heftig. »Glauben Sie es. Es ist die Wahrheit.«
    »Aber darauf kommt’s nicht an«, fuhr Alex fort. »Es ist mir egal, darauf kommt’s an.«
    Er ging weiter den Korridor hinunter, und Osbornes Flüche folgten ihm bis ins Treppenhaus.

33 Eine ganz normale Verhandlung
    Vom Auto aus versuchte Alex erneut, Sarah und Ben zu erreichen. Wieder ging keiner von beiden ans Handy. Er rief Sarahs Sekretärin an. Sarah hatte sich nicht gemeldet. Er machte sich langsam ernsthaft Sorgen.
    Er wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er sich vielleicht noch einmal Obsidian vornehmen, versuchen, aus anderen Anwendungen schlau zu werden, aus denen, die für die Behörden offenbar so interessant waren? Aber dafür hatte er keine Zeit.
    Was, wenn sie sich Ben geschnappt hatten? Er hatte Ben die Bereitschaft angesehen, seinem Kommandeur zu vertrauen, ihm angesehen, dass er ihm vertrauen
wollte
. Alex kannte den Blick. Er hatte ihn zigmal in den Augen von Mandanten gesehen, die den Deal so dringend wollten, dass sie bei kritischen Klauseln nachgaben, sich einredeten, die Klauseln seien unwichtig, alles würde reibungslos verlaufen, alle würden so viel Geld machen, dass niemand noch Zeit oder Grund für Schuldzuweisungen hätte. Wahrscheinlich war es der gleiche Blick, den ein reicher Mann kurz vor seiner zweiten Heirat in den Augen hatte.
Blödsinn, wir brauchen doch keinen Ehevertrag. Wir lieben uns.
    Verdammt, was sollte er bloß machen?
    Sein Handy summte. Er blickte aufs Display: Es war Ben. Gott sei Dank.
    Er nahm es rasch, drückte die Anrufannahmetaste und hob es ans Ohr. »Ben? Wo steckst du denn? Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Ben geht’s gut«, antwortete eine leise Baritonstimme mit Südstaatentonfall. »Sie müssen Alex sein.«
    Die Angst schnürte ihm das Herz und die Kehle zusammen. Er spürte sie mit einem entsetzlichen Déjà-vu-Gefühl –
O nein. O bitte, Gott, nein
– und begann so haltlos zu zittern, dass er rechts ranfahren musste.
    »Wer ist da?«, brachte er heraus.
    »Ich bin jemand, der Ihren Bruder gut kennt und nicht möchte, dass ihm etwas zustößt. Und Sie können dabei helfen.«
    »Wie?«
    »Geben Sie uns Obsidian, mein Junge. Mehr wollen wir nicht. Und alle können ihrer Wege gehen. Ben, Sarah, alle.«
    O nein, sie hatten auch Sarah in ihrer Gewalt? Er presste die Hand, mit der er das Telefon hielt, gegen den Mund und schlang den anderen Arm fest um sich, wippte auf dem Sitz vor und zurück, kämpfte gegen die Tränen an. Er war tot. Sie waren alle tot. Wenn diese Typen Ben austricksen konnten, trotz seiner ganzen Ausbildung und Erfahrung, welche Chance hatte Alex dann gegen sie?
    Hör auf damit. Denk nach. Benutz deinen Verstand.
    Genau. Er hatte immer noch Obsidian, oder? Und wenn er etwas hatte, was sie haben wollten, konnte er verhandeln.
    Es so zu betrachten beruhigte ihn ein wenig, brachte ihn zurück auf vertrauteres Terrain.
    Er holte tief Luft und atmete aus. Noch
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