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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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Besserwisser, der er als Kind gewesen war. Und Ben spürte eine lächerliche Hoffnung in sich aufkeimen.
    Hort schwang die Pistole herum, so dass die Mündung auf Alex’ Gesicht zeigte. Ben hielt den Atem an.
    »Was?«, fragte Hort. »Was haben Sie gemacht?«
    Alex hielt ihm den Laptop hin. »Hier. Sie können es sich selbst ansehen.«
    Hort ging nicht darauf ein. Die Pistole blieb, wo sie war. Er sah Alex mit Roboteraugen an, und Ben konnte nicht atmen, weil er fest damit rechnete, dass Hort schießen würde.
    Dann senkte Hort die Pistole. Er nahm den Laptop und blickte wortlos einen Augenblick auf den Bildschirm.
    »Was ist das?«, fragte er. »StatCounter? Sagt mir nichts.«
    »Ach, das ist bloß ein Statistikdienst, der Downloads und Webseitenzugriffe zählt«, sagte Alex. Er beugte sich vor und deutete auf den Bildschirm. »Schauen Sie, da können Sie sehen, wie viele Leute das Programm von SourceForge runtergeladen haben. Und das da ist Slashdot – Wahnsinn, hundert Downloads in einer halben Stunde, ganz schön spannend. Ich hab es auch an McAffee und Norton geschickt.«
    Das Hämmern in Bens Kopf war so heftig, dass er es bis in den Bauch spürte. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen oder kotzen sollte. Vielleicht alles zusammen.
    Hort hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass die Kiefermuskeln deutlich hervortraten. »Oh, Sie dämlicher, verfluchter Idiot«, sagte er kopfschüttelnd, die Augen gebannt auf den Bildschirm gerichtet. »Sie haben ja keine Ahnung, was Sie da soeben getan haben.«
    »Ich weiß, was ich getan habe.«
    »Sie haben soeben die Anarchie von der Leine gelassen, mein Junge. Die Anarchie. Amerika ist das am stärksten vernetzte Land der Welt. Das Ding wird sich ausbreiten wie ein Virus, und niemand ist dadurch gefährdeter als wir.«
    »Nein, Sie verstehen das nicht. Ich hab nicht bloß die ausführbare Version verschickt. Ich hab auch den Quellcode verschickt.«
    »Wir haben sämtliche –«
    »Nein, eben nicht. Hilzoy hatte eine weitere Kopie versteckt. Sozusagen deutlich sichtbar, in der Kopie eines Songs, der ihm gefiel und der sich auf einer Filesharing-Webseite befand. Ich hab eine Weile gebraucht, um die richtige Datei ausfindig zu machen – sie war nur unwesentlich größer als alle anderen. Aber sie war da. Ich habe sie mit Obsidian entschlüsselt, und jetzt hat jeder eine eigene Kopie.«
    »Dann sind wir geliefert. Sie haben unser ganzes Land ins Chaos gestürzt.«
    »Zugegeben, es wird ein paar Störungen geben. Aber wissen Sie was? Schon in diesem Augenblick sind in zig Kellern und Garagen unzählige pickelgesichtige Hacker und Tüftler dabei, Obsidian auseinanderzunehmen. Einige werden rauszufinden versuchen, wie es sich nutzen lässt, ja. Andere werden sich Möglichkeiten einfallen lassen, wie man sich dagegen schützt. Das Netz ist wie ein Organismus. Die Menschen sind die T-Zellen. Sie können so etwas nicht aufhalten, und wenn Sie noch so viele Menschen umbringen. Es besteht aus Bits. Aus Informationen. Und –«
    »Und Informationen wollen frei sein«, sagte Sarah.
    »Jedenfalls«, sagte Alex, »die Gefahr der Anarchie ist nur ein Teil davon. Oder vielleicht auch gar kein Teil.«
    Hort sah ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Laut Ihrem Insider, Osborne, war der NSC nicht deshalb an Obsidian interessiert, weil es Chaos in Netzwerken anrichten könnte. Sie wollten es für ein internes Schnüffelprogramm.«
    »Hat Osborne Ihnen das erzählt?«
    »Fragen Sie ihn selbst.«
    Eine lange Pause trat ein. Hort blickte grimmig drein. Er sagte: »Ich denke, das werde ich tun.«
    Ben sagte: »Die haben Sie benutzt, Hort. Die haben Sie reingelegt. Wie schmeckt Ihnen das?« Es war irrational, aber irgendwie fühlte er sich dadurch, dass jemand Hort genauso gelinkt hatte wie Hort ihn, ein kleines bisschen besser.
    Hort blickte wieder auf den Bildschirm. Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Alex. »Weitere zwanzig Downloads in der Zeit, die wir hier quatschen. Das geht jetzt immer schneller.«
    »Der Dschinn ist aus der Flasche«, sagte Ben. »Fahren Sie zurück nach Washington und erzählen Sie denen, dass sie ihn auch nicht wieder hineinkriegen werden. Sagen Sie denen, Sie haben das alles für nichts und wieder nichts getan, Sie Scheißkerl.«
    Hort atmete tief aus. Er klappte den Laptop zu und sah Alex an, dann Ben, dann Sarah.
    »Die Operation ist beendet«, sagte er. »Der Einsatz ist gescheitert. Ich habe versagt.«
    Er sah einen der
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