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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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Männer auf der Rückbank an. »Nehmen Sie ihnen die Handschellen ab. Lassen Sie sie gehen.«
    Der Mann sagte: »Aber –«
    »Machen Sie schon.«
    Der Mann zögerte, beugte sich dann vor und schloss die Handschellen auf. Er neigte den Kopf an Bens Ohr. »Die Sache ist noch nicht zu Ende, du Arschloch«, sagte er heiser.
    »Vielleicht haben Sie mich nicht verstanden«, sagte Hort, und sein Bariton hallte durch das Innere des Van. »Dieser. Einsatz. Ist. Beendet!«
    Ben öffnete und schloss die Hände. Sie waren gefühllos. An den blutverschmierten Handgelenken war die Haut aufgerissen.
    Die drei stiegen aus dem Wagen. Hort ließ das Seitenfenster runter und sah sie an.
    »Der Dschinn mag ja aus der Flasche sein«, sagte er. »Aber nach allem, was passiert ist, könnten einige Stellen gewisse Leute nach wie vor für ein Sicherheitsrisiko halten. Ich werde ihnen sagen, dass Sie das nicht sind. Ich denke, das bin ich Ihnen schuldig. Tun Sie nichts, das mich dumm aussehen lassen würde. Sie würden es bereuen.«
    Er sah Ben an. »Es ging um den Einsatz, Ben. Und nur so sollte es immer sein. Jetzt müssen Sie entscheiden, ob das ein Maßstab ist, den Sie akzeptieren können. Die Entscheidung werde ich Ihnen nicht abnehmen können.«
    Ben rieb sich die Handgelenke und nickte. Die Wahrheit war, dass er nicht wusste, was er machen würde. Eine Minute zuvor hätte er alles dafür gegeben, Hort eine Kugel verpassen zu können. Jetzt war er sich da nicht mehr so sicher.
    »Los«, sagte Hort zu dem Fahrer, und der Van fuhr ab.
    Ben wandte sich an Sarah. »Alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss hier weg«, sagte sie.
    »Na, klar, wir könnten vielleicht –«
    Sie hob beide Hände und trat einen Schritt zurück. »Nein. Ich … ich will einfach allein sein.«
    Ben sagte: »Sarah, warte.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie du gesagt hast, es war ein Fehler.«
    Alex sagte: »Sarah, gehen Sie nicht. Wir müssen –«
    »Vergessen Sie’s«, sagte sie, drehte sich um und lief los, ohne auch nur einmal zurückzuschauen.
    Bis zum S-Bahnhof war es nur ein Katzensprung. Ben vermutete, dass sie nach Hause wollte. »Lass sie gehen«, sagte er.
    »Meinst du, sie ist nicht mehr in Gefahr?«
    »Ich glaube, wenn Hort irgendwas in der Art machen wollte, hätte er es vorhin getan, als er uns alle drei in der Gewalt hatte.«
    »Fürchtet er nicht, du könntest versuchen, dich an ihm zu rächen?«
    Ben überlegte kopfschüttelnd, war sich aber ausgesprochen unsicher. »Vielleicht, aber – nein, dann hätte er uns nicht gehen lassen. Oder er hat uns gehen lassen, obwohl er wusste, dass ich auf Rache aus sein könnte. Als eine Art Entschuldigung.«
    Alex verzog das Gesicht. »Keine besonders klare Entschuldigung, würde ich sagen.«
    »Ja, aber immer noch besser als so manche Alternative, die ich erwartet hatte. Weißt du, er hat mir sozusagen zu verstehen gegeben, dass er diesen Einsatz nicht wollte. Ich glaube … vielleicht war ein Teil von ihm sogar erleichtert, einen Grund zum Rückzug zu haben.«
    »Das kannst du nicht mit Sicherheit wissen. Wie kannst du so einem Typen trauen?«
    Ben überlegte einen Moment. Sämtliche Antworten, die ihm einfielen, kamen ihm abgedroschen und nutzlos vor.
    »Ich kann es nicht«, sagte er, und die Worte lösten eine frische Welle Schmerz und Übelkeit aus. »Ich kann es nicht.«
    Sie schwiegen einen Moment. »Erklär mir, was du gemacht hast«, sagte Ben. »Du hast Obsidian veröffentlicht?«
    »Ja. Aber bloß auf den Software-Seiten. Die politischen Blogs, von denen Sarah uns erzählt hat, hab ich nicht kontaktiert. Dafür war keine Zeit.«
    »Ist auch besser so. So wie du die Software in Umlauf gebracht hast, hast du Horts Operation neutralisiert. Hättest du sie obendrein an die politischen Blogs geschickt, hätte er sich bedroht gefühlt. Und bei einem Mann wie Hort sollte man vermeiden, dass er sich bedroht fühlt. Aber sag mal, wie hast du den Quellcode gefunden? Das hab ich vorhin nicht ganz kapiert.«
    Alex schmunzelte. »Ich könnte ein Bier gebrauchen. Gehen wir irgendwo was trinken?«
    Ben überlegte. Ein Bier trinken … mit Alex?
    »Was ist mit deinem Wagen?«
    »Der ist wahrscheinlich schon abgeschleppt worden. Ich melde ihn als gestohlen.«
    »Also schön. Gehen wir ein Bier trinken.«
    Sie marschierten los. »Und nach dem Bier«, sagte Ben, »könnten wir … wenn du willst … zum Friedhof gehen.«
    Alex sah ihn an, dann wieder geradeaus. »Du musst das nicht.«
    »Nein, ich
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