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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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hineinschauen konnte. Da sah er sie. Die Frau, die er einmal geliebt hatte, die ihn in der schwierigsten Zeit im Stich gelassen hatte – und von der doch aber auch seine zwei Kinder stammten. Er wurde von Erinnerungen geflutet.
    »Sie, Frau Jansen, sind denen einen Scheißdreck wert!«, schimpfte Paul Polte. »Von wegen V.I.P.! Denen sind Sie genauso egal wie wir alle. Die werden Emden bombardieren und diese Scheißviren in einer Feuerhölle verglühen lassen. Das Dumme für uns ist nur, dass wir alle mittendrin sitzen.«
    Ubbo Jansen öffnete die Tür ein paar Zentimeter weiter. Josy sah die Pistole in der Hand des Entführers und raunte Ubbo ins Ohr: »Der hat eine Waffe.«
    »Ich auch …«, flüsterte er nicht ohne trotzigen Stolz in der Stimme. Er sah den toten Hai schon vor sich. Es war genug geredet worden. Er riss die Tür auf und schrie: »Hände hoch, du Arsch!«
    Paul Polte drehte sich um. Er hielt die Spielzeugwaffe in der Hand. Ubbo Jansen feuerte augenblicklich auf Poltes Brust. Die Schrotladung zerriss nicht nur sein Hemd. Blut klatschte auf die Ladefläche des Lkws.
    Frau Jansen schrie.
    Paul Polte machte noch einen Schritt nach vorn. Dann fiel er. Sein Kopf hing leblos aus dem Lkw.
    Roger und die Rattenkopf-Frau hoben die Hände, und obwohl sie sich nicht mehr bewegten, fiel die Digitalkamera um.
    Ubbo Jansen sah seine Ex an und spürte gleich eine altbekannte Enttäuschung. Hatte er in ihren Augen mal wieder alles falsch gemacht? Selbst jetzt, da er unter Einsatz seines Lebens sie befreit, seine bedrohte Farm zurückgelassen hatte, lag in ihrem Blick dieser Vorwurf, als hätte er mal wieder alles versaut.
    Beifall brandete plötzlich auf. Freudenschreie. Lauter Jubel! Es kam von der Brücke. Irgendeine Nachricht hatte die Menschen über ihre Handys erreicht, die sie euphorisch stimmte.
    Josy wollte nach dem angeschossenen Mann sehen, doch die Situation auf der Brücke und am anderen Ufer wurde wichtiger für sie.
    Ein Lautsprecher der Soldaten wurde von einem Sprechchor übertönt: »Ihr könnt nach Hause gehen! Ihr könnt nach Hause gehen! Ihr könnt nach Hause gehen!«
    »Sie … sie räumen den Weg …«, sagte Josy atemlos.
    Niklas Gärtner sprang über Paul Poltes Körper ins Freie. Ihm folgte Kerstin Jansen.
    Roger war es kotzübel. Leichenblass sagte er: »Heißt das … wir haben gewonnen?«

 
    130 »Für eine kurze Zeit«, sagte ein Pressesprecher der Bundesregierung, den Bettina noch nie gesehen hatte, »für eine kurze Zeit hatten wir vollkommen die Kontrolle über die Ereignisse verloren. Aber jetzt wird entschlossen gehandelt und der Hysterie Einhalt geboten. Die Städte Emden und Düsseldorf werden ab sofort wieder erreichbar sein. Das Gesundheitsministerium empfiehlt, öffentliche Aktivitäten auf ein Mindestmaß zu beschränken. Hilfskräfte vom Deutschen Roten Kreuz und anderen Organisationen werden an jeder Haustür klingeln und nach dem Rechten sehen. Es werden an öffentlichen Plätzen Versorgungszentren eingerichtet. Das Trinkwasser ist ohne Gefahr genießbar. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir haben das Schlimmste überstanden. Hilfe aus dem Ausland rollt an.«
    Der Sprecher schluckte trocken und nippte an einem Glas Saft. Er ordnete seine Zettel und fuhr fort.
    »Die Ansteckungsgefahr ist nicht gebannt, aber das Virus verliert offenbar an Kraft und die Zahl der Ansteckungen geht zurück. Bei vielen Menschen verläuft die Krankheit nicht tödlich. Es gibt harmlose Formen und lebensbedrohliche. Die einfache Grippeschutzimpfung scheint einen hohen Schutz zu bieten. Geimpfte Menschen sind zwar nicht immun, doch ist der bei ihnen beobachtete Krankheitsverlauf eher mild.«
    »Heißt das, alles wird wieder gut?«, fragte Leon.
    Bevor Bettina antworten konnte, sagte Jüthe leise: »Aber meine Mutter macht niemand mehr lebendig.«
    Auf dem Bildschirm waren Bilder von Menschen zu sehen, die mit weit geöffneten Armen über Autobahnen und Brücken liefen.
    Soldaten saßen am Straßenrand. Einer von ihnen weinte, der Atemschutz baumelte nutzlos an seinem Hals. Sein Nebenmann wurde von einer jungen Frau im Minirock umarmt und abgeküsst. Dabei verrutschte seine Schutzmaske. Er riss sie schließlich ab und ließ sie fallen.
    Die Bilder ließen Leon freudig jubeln. »Lass uns rausgehen, Bettina! Alles ist gut! Und draußen scheint die Sonne!«
    »Ja«, rief Jüthe, »und die Menschen sehen fröhlich aus!«
    »Und bestimmt kommt jetzt meine Mama wieder«, freute sich
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