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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss
Autoren: TASHA ALEXANDER
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trug.
    „Ich muss gestehen“, fuhr sie fort, „dass ich manchmal versuche, mir mein eigenes Hochzeitskleid vorzustellen. Bestimmt dauert es nicht mehr lange, bis ich mich verlobe. Doch vorher möchte ich mich noch ein bisschen amüsieren.“
    Dies konnte nur die Einleitung zu irgendeiner boshaften Bemerkung sein. Seit meiner Verlobung mit Philip hatte Emma immer wieder versucht, mich zu demütigen. Und sie folgte dann auch prompt.
    „Sie, teuerste Emily, wissen natürlich besser als wir anderen um die Gefahren und Nachteile des Ehelebens.“ Emma seufzte theatralisch auf. „Die Rolle der treu sorgenden Gemahlin ist gewiss nicht so angenehm wie die der umschwärmten jungen Schönheit. Allerdings nehme ich an, dass Sie nicht wirklich lange genug verheiratet waren, um die Pflichten einer Ehefrau als drückend zu empfinden.“
    „Das stimmt“, erwiderte ich kühl. „Philip war so rücksichtsvoll, mich zur Witwe zu machen, ehe ich begann, mich in der Rolle der Gattin unwohl zu fühlen.“
    Arabella verschluckte sich an ihrem zweiten Hefeteilchen.
    „Wie können Sie nur so über Ihren Gemahl sprechen!“ Vorwurfsvoll schaute Emma mich an. „Lord Ashton war ein echter Gentleman. Ich habe ihn mehr bewundert als die meisten andern Herren in meinem Bekanntenkreis.“
    „Er war ein wahrhaft edler Mensch“, stimmte Arabella zu, die sich von ihrem Hustenanfall erholt hatte.
    „Sie sollten sein Andenken wirklich nicht in den Schmutz ziehen, Emily.“ Das war natürlich noch einmal Emma.
    „Ich wünschte“, meinte Ivy im Bemühen, einen offenen Streit zu verhindern, „der Gedanke an meine Hochzeit würde mich nicht so nervös machen.“
    „Robert Brandon wird bestimmt ein sehr fürsorglicher Ehemann sein“, beruhigte Arabella sie und griff nach einem Teekuchen.
    „Und er hat ein so wunderschönes Haus!“ Jetzt hörte Emma sich fast ein wenig neidisch an. „Bestimmt wird er Ihnen ein großzügiges Nadelgeld gewähren.“
    „Darauf wird Ivys Vater zweifellos bestehen“, mischte ich mich ein.
    „Sie müssen sehr genau auf das achten, Ivy, was Ihre Mutter Ihnen über die Ehe sagt. Es soll da einige Dinge geben, die ich persönlich sehr schockierend finde. Aber als Frau muss man dergleichen wohl ertragen.“
    „Meine Schwester“, verkündete Arabella, „hat sich nach der Hochzeitsnacht mehrere Tage in ihrem Zimmer eingeschlossen. Sie muss Schreckliches erlebt haben!“
    „Welch ein Unsinn!“, rief ich aus und warf meiner besten Freundin einen ermutigenden Blick zu. „Philip jedenfalls hat nichts getan, was mich schockiert hätte. Im Übrigen sollte man nicht versuchen, eine junge Braut zu verunsichern.“
    „Nun“, meinte Emma spitz, „wir möchten Ivy nur helfen, eine gute Gemahlin zu werden, auch wenn das manchmal Opfer erfordert. Ich bin sicher, ihr Bräutigam liebt sie. Gewiss wird sie eine lange und glückliche Ehe führen. Die Vorstellung ist natürlich für jemanden, der wohl nie wieder ein solches Glück erleben wird, schwer zu ertragen.“ Ihre Augen funkelten boshaft, während sie mich in meiner Witwentracht musterte.
    In mir erwachte der Wunsch, sie deutlich in ihre Schranken zu verweisen. Daher sagte ich: „Tatsächlich hat Philip mir in der Hochzeitsnacht einen guten Rat erteilt, den ich gern an Ivy weitergeben möchte. Er sagte: ‚Entspann dich, Darling! Dann wirst du feststellen, dass diese … Erfahrung gar nicht so unangenehm ist.‘ Und er hatte recht.“
    Vor Entsetzen über meine Worte ließ Arabella ihren Teekuchen fallen. Emma sprang mit hochrotem Kopf auf. „Philip würde sich für Sie schämen, wenn er Sie hören könnte! Eine Dame sollte …“
    „Ich glaube kaum“, unterbrach ich sie, „dass Sie meinen Mann gut genug kannten, um ihn beim Vornamen zu nennen.“
    Sie griff nach Arabellas Arm und zog sie zur Tür. „Wie bedauerlich, meine teure Emily, dass Sie noch nicht in der Lage sind, Gäste zu empfangen.“
    Tatsächlich hatte ich mit meinen Worten auch die arme Ivy schockiert. „O Gott, was hast du getan?“, flüsterte sie.
    „Ich habe mich köstlich amüsiert“, gab ich zurück. „Findest du nicht, dass diese beiden Frauen klatschsüchtig und boshaft sind? Ich jedenfalls mochte sie noch nie. Zudem weiß ich, dass Emma ihre Netze nach Philip ausgeworfen hatte. Er hat ihr allerdings nie die geringste Beachtung geschenkt, was sie ihm – und mir – vermutlich nie verziehen hat. Während meiner Verlobungszeit hat sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht,
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