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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest
Autoren: Charlaine Harris
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       Kapitel 1
    Die Vampir-Bar in Shreveport würde an diesem Abend erst später öffnen. Ich war selbst zu spät dran und automatisch zur Vordertür geeilt, dem Eingang für Gäste, nur um von einem ordentlich mit roten Gothic-Lettern beschriebenen weißen Pappschild gestoppt zu werden: AUF EINEN BISS ZUR NACHT, HEUTE ERST AB ACHT. BITTE ENTSCHULDIGEN SIE UNSERE SPÄTERE ÖFFNUNGSZEIT. Unterschrieben war es mit »Ihr Fangtasia-Team«.
    Es war die dritte Septemberwoche, und über dem Eingang leuchtete bereits der rote Neonschriftzug FANGTASIA. Der Himmel war beinahe pechschwarz. Mit einem Fuß schon wieder im Auto, stand ich noch einen Augenblick lang da und genoss den milden Abend und den schwachen, trockenen Vampirgeruch, der um die Bar wehte. Dann fuhr ich zur Rückseite des Gebäudes und parkte neben den anderen Autos, die beim Eingang für Angestellte aufgereiht standen. Ich hatte mich nur fünf Minuten verspätet, aber es sah aus, als wären alle anderen außer mir pünktlich zu diesem Treffen erschienen. Ich klopfte an die Tür und wartete.
    Ich hatte gerade die Hand gehoben, um erneut zu klopfen, als Pam, Erics Stellvertreterin, die Tür öffnete. Pam hatte ihr Büro im Fangtasia, obwohl sie eigentlich andere Aufgaben in Erics vielfältigen Geschäften wahrnahm. Die Vampire waren zwar vor fünf Jahren an die Öffentlichkeit getreten und zeigten der Welt nur ihr allerbestes Gesicht, taten aber, was das Geldverdienen anging, immer noch ziemlich geheimnisvoll. Manchmal fragte ich mich, wie viel von Amerika den Untoten wohl gehören mochte. Eric, der Besitzer des Fangtasia, war ein echter Vampir, wenn's ums Bloß-nichts-verraten ging. Okay, in seinem extrem langen Leben war das sicher auch nötig gewesen.
    »Komm herein, meine liebe Gedankenleserin«, sagte Pam theatralisch gestikulierend. Sie trug ihre Arbeitskluft: das lange, hauchdünne schwarze Kleid, das alle Touristen, die in die Bar kamen, an weiblichen Vampiren zu erwarten schienen. (Wenn Pam sich nach eigenem Geschmack kleidete, gehörte sie eher zur Pastell- und Twinset-Fraktion.) Sie hatte das hellste, glatteste blonde Haar, das es überhaupt gab. Pam war eine geradezu ätherische Schönheit, mit einem winzig kleinen tödlichen Zug darin. Und genau dieser tödliche Zug war es, den man besser niemals vergaß.
    »Wie geht es?«, fragte ich höflich.
    »Außerordentlich gut«, erwiderte sie. »Und Eric ist glücklich und zufrieden.«
    Eric Northman, der Vampirsheriff von Bezirk Fünf, hatte Pam zu einer Vampirin gemacht, und sie gehorchte seinen Befehlen nicht nur gern, sondern war auch verpflichtet dazu. Das war Teil des Handels, wenn man zu einem Untoten wurde: Man stand immer in der Macht seines Schöpfers. Aber Pam hatte mir mehr als einmal versichert, dass Eric ein guter Boss sei und sie ihren eigenen Weg gehen ließe, falls sie das wolle. Tatsächlich hatte sie in Minnesota gelebt, bis Eric das Fangtasia kaufte und sie bat, ihn bei der Leitung der Bar zu unterstützen.
    Zu Bezirk Fünf gehörte fast der gesamte Nordwesten von Louisiana, bis vor einem Monat noch die wirtschaftlich schwächere Hälfte des Bundesstaates. Seitdem Hurrikan Katrina über das Land gerast war, hatten sich jedoch die Machtverhältnisse in Louisiana dramatisch verschoben, insbesondere innerhalb der Vampirgemeinde.
    »Wie geht es deinem wunderbaren Bruder, Sookie? Und deinem Boss, diesem Gestaltwandler?«, fragte Pam.
    »Mein wunderbarer Bruder redet dauernd davon, dass er heiraten will, wie alle anderen in Bon Temps«, sagte ich.
    »Du klingst ein wenig deprimiert.« Pam neigte den Kopf und fixierte mich wie ein Spatz einen Wurm.
    »Na ja, ein klein wenig vielleicht«, erwiderte ich.
    »Du musst dich beschäftigen«, belehrte Pam mich. »Dann hast du keine Zeit, Trübsal zu blasen.«
    Pam vergötterte »Liebe Abby«. Eine Menge Vampire lasen diese Kolumne täglich. Abbys Lösungen für die Probleme ihrer Leser waren allerdings zum Schreien. Im wahrsten Sinn des Wortes. So hatte Pam mir schon mal erklärt, dass andere sich mir nur aufdrängen könnten, weil ich es ihnen erlaubte, und dass ich bei der Auswahl meiner Freunde wählerischer sein sollte. Tja, großartig, ich wurde in Sachen Gefühle von einer Vampirin beraten.
    »Tu ich«, sagte ich. »Mich beschäftigen, meine ich. Ich arbeite, meine Mitbewohnerin aus New Orleans ist noch da, und morgen gehe ich auf eine Junggesellinnenparty, auf der's nur so regnen wird. Nicht für Jason und Crystal. Für ein anderes
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