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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest
Autoren: Charlaine Harris
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sollen, weil er der rangniedrigere Vampir war. Andre hatte mit seinem Verhalten so deutlich darauf hingewiesen wie ein blinkender roter Neonpfeil. Ich musste mich beherrschen, um nicht zu grinsen.
    »Wie geht es Ihrer Majestät?«, fragte ich, denn ich wollte mindestens so höflich sein wie Andre. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass ich Sophie-Anne mochte, aber ich respektierte sie.
    »Unter anderem aus diesem Grund bin ich heute Abend hier«, erwiderte Andre. »Eric, können wir jetzt anfangen?« Eine diskrete Rüge für Erics Zeitschinderei, vermutete ich. Pam ließ sich neben meinem Stuhl auf dem Boden nieder und hockte sich auf die Fersen.
    »Ja, jetzt sind alle da. Fahren Sie fort, Andre. Sie haben das Wort«, sagte Eric mit einem kleinen Lächeln über seine eigene Großherzigkeit. Er ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen und legte seine langen Beine auf eine Ecke des Schreibtisches.
    »Die Königin wohnt im Haus des Sheriffs von Bezirk Vier in Baton Rouge«, begann Andre seine Ansprache an die kleine Versammlung. »Gervaise hat seine Gastfreundschaft großzügig ausgedehnt.«
    Pam sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir auf. Gervaise wäre einen Kopf kürzer gemacht worden, wenn er seine Gastfreundschaft nicht ausgedehnt hätte.
    »Aber der Aufenthalt in Gervaises Haus kann nur eine Übergangslösung sein«, fuhr Andre fort. »Wir waren bereits ein paar Mal in New Orleans seit der Katastrophe. Hier ein Bericht über den Zustand unserer Besitztümer.«
    Obwohl sich keiner der Vampire rührte, spürte ich doch, wie ihre Aufmerksamkeit wuchs.
    »Die Residenz der Königin hat fast das gesamte Dach eingebüßt, so dass es im Dachgeschoss und im zweiten
    Stockwerk große Wasserschäden gibt. Zudem ist der Großteil eines anderen Daches in das Gebäude geflogen und hat einen Haufen Trümmer verursacht, eingerissene Wände und ähnliche Schäden. Wir versuchen im Moment, das Innere zu trocknen, doch das Dach ist immer noch mit einer blauen Plastikplane abgedeckt. Und das ist einer der Gründe, warum ich hier bin: Wir brauchen einen Dachdecker, der sofort mit der Arbeit beginnen kann. Bislang hatte ich kein Glück. Sollte also einer von Ihnen Beziehungen zu einem Menschen haben, der solche Arbeiten macht, bitte ich um Hilfe. Im Erdgeschoss gab es ebenfalls eine Menge wenn auch kleinerer Schäden. Etwas Wasser kam herein, und auch Plünderer haben ihr Unwesen getrieben.«
    »Vielleicht sollte die Königin einfach in Baton Rouge bleiben«, sagte Clancy boshaft. »Ich bin sicher, Gervaise wäre ganz überwältigt, wenn er sie auf Dauer beherbergen dürfte.«
    Sieh an, Clancy war also ein selbstmörderischer Vollidiot.
    »Eine Delegation von Politikern aus New Orleans kam unsere Königin in Baton Rouge besuchen und hat sie gebeten, in die Stadt zurückzukehren.« Andre ignorierte Clancy vollständig. »Die Politiker glauben, dass der Tourismus wieder anzieht, wenn die Vampire nach New Orleans zurückkommen.« Mit kaltem Blick fixierte Andre Eric. »Mit den vier anderen Sheriffs hat die Königin inzwischen schon über die finanziellen Aspekte einer Instandsetzung der Residenz gesprochen.«
    Eric nickte beinahe unmerklich mit dem Kopf. Schwer zu sagen, wie er es fand, für die Reparaturen am Gebäude der Königin zahlen zu sollen.
    New Orleans war der Ort für Vampire und alle, die ihnen begegnen wollten, seit sich erwiesen hatte, dass Anne Rice zu Recht von ihrer Existenz ausging. Die Stadt war das reinste Disneyland für Vampire. Doch durch Katrina war all das zerstört worden, wie so vieles andere. Sogar Bon Temps bekam die Auswirkungen zu spüren, sowohl als der Hurrikan übers Land fegte als auch danach. Unsere kleine Stadt war noch heute voller Leute, die aus dem Süden geflohen waren.
    »Was ist mit dem Partyanwesen der Königin?«, fragte Eric. Die Königin hatte ein altes Kloster am Rande des Garden District gekauft, wo sie eine große Anzahl Gäste bewirten konnte, Vampire und auch Nichtvampire. Das Anwesen war von hohen Mauern umschlossen, galt aber dennoch als unsicher (es war ein denkmalgeschütztes Gebäude, das nicht umgebaut werden durfte, nicht mal die Fenster durfte man vergittern lassen), so dass die Königin dort auf Dauer nicht wohnen konnte. Für mich war es immer bloß ihr Partyschuppen gewesen.
    »Das Anwesen hat keine allzu großen Schäden erlitten«, sagte Andre. »Aber auch dort waren Plünderer. Die natürlich ihren Geruch hinterlassen haben.« Vampire wurden in der Kunst der
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