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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest
Autoren: Charlaine Harris
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Stuhl, den er sich so clever geschnappt hatte.
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Wovon zum Teufel redete der rothaarige Vampir da? Aber es war wohl klüger, dem Gespräch zu folgen, als Fragen zu stellen.
    »Da ist noch nichts entschieden«, sagte Andre.
    Pam flüsterte: »Jennifer Cater sollte zu Peter Threadgills Stellvertreterin herangezogen werden. Sie war in Arkansas und kümmerte sich um seine Angelegenheiten, als der Mord geschah.«
    Ich nickte, denn ich war Pam ziemlich dankbar für diese Erklärung. Die Vampire in Arkansas hatten zwar keinen Hurrikan durchgemacht, aber trotzdem große Verluste in den eigenen Reihen erlitten - die ihnen die Vampire aus Louisiana beigebracht hatten.
    »Die Königin hat gegen die Anschuldigung eingewendet«, sagte Andre, »dass sie Peter töten musste, um ihr eigenes Leben zu retten. Und sie hat natürlich der Bundeskasse eine Entschädigung angeboten.«
    »Warum nicht Arkansas?«, flüsterte ich Pam zu.
    »Weil der Königin das seit Peters Tod gehört. Arkansas geht an sie, laut Ehevertrag«, murmelte Pam. »Sie kann sich nicht selbst eine Entschädigung zahlen. Wenn Jennifer Cater den Prozess gewinnt, verliert die Königin Arkansas nicht nur, dann muss sie dem Bundesstaat auch eine Geldstrafe zahlen. Eine riesige Summe. Und auch andere Entschädigungen.«
    Andre begann geräuschlos im Zimmer auf und ab zu gehen, das einzige Anzeichen, dass er über das Thema nicht glücklich war.
    »Haben wir nach der Katastrophe überhaupt noch so viel Geld?«, fragte Clancy. Eine höchst unkluge Frage.
    »Die Königin hofft, dass die Klage abgewiesen wird«, sagte Andre, indem er Clancy erneut ignorierte. Andres ewig jugendliche Miene wirkte ausdruckslos. »Aber anscheinend rechnet das Gericht damit, dass es zum Prozess kommt. Jennifer behauptet, die Königin habe Threadgill nach New Orleans gelockt, weg von seinem eigenen Territorium, weil sie den Krieg und auch den Mord an ihm schon lange geplant hätte.« Diesmal erklang Andres Stimme hinter meinem Rücken.
    »Aber so ist es doch gar nicht gewesen«, widersprach ich. Sophie-Anne hatte den König nicht getötet. Ich war bei seinem Tod dabei gewesen. Der Vampir, der in diesem Moment direkt hinter mir stand, hatte Threadgill ermordet, und zu dem damaligen Zeitpunkt fand ich das auch gerechtfertigt.
    Ich spürte, wie Andres kalte Finger mir über den Nacken fuhren. Woher ich wusste, dass es Andres Finger waren, kann ich nicht sagen. Aber die leichte Berührung, diese eine Sekunde Hautkontakt, rief mir plötzlich eine schreckliche Tatsache ins Gedächtnis: Ich war die einzige Zeugin, was den Tod des Königs betraf, außer Andre und Sophie-Anne.
    So konkret hatte ich mir das noch nie klargemacht, und - ich schwör's - einen Augenblick lang setzte mein Herzschlag aus. Mindestens die Hälfte der Vampire im Zimmer richtete den Blick auf mich. Erics Augen wurden größer und größer, während er mich ansah. Und dann schlug mein Herz wieder, und der Augenblick war vorüber, als hätte es ihn nie gegeben. Doch Erics Hand auf dem Schreibtisch zuckte, und ich wusste, dass er diesen Augenblick nicht vergessen und wissen wollen würde, was das zu bedeuten hatte.
    »Sie glauben also, es kommt zum Prozess?«, fragte Eric Andre.
    »Hätte die Königin als Regentin von New Orleans - von New Orleans, wie es war - auf die Konferenz gehen können, wäre das Gericht vermutlich auf einen Handel zwischen Jennifer und der Königin aus gewesen: vielleicht, dass Jennifer die mächtige Stellvertreterin der Königin wird und zudem einen Sonderbonus erhält, etwas in der Art. Aber so wie die Dinge jetzt liegen...« Ein langes Schweigen trat ein, in dem wir alle die unausgesprochenen Worte ergänzten. New Orleans war nicht mehr, wie es war, würde es vielleicht nie wieder werden. Sophie-Annes Position war geschwächt. »Nun, da Jennifer so sehr darauf besteht, wird das Gericht die Angelegenheit verfolgen«, fügte Andre hinzu und schwieg wieder.
    »Wir wissen, dass die Anschuldigungen haltlos sind«, ertönte in einer Ecke eine klare, kühle Stimme. Bis jetzt war es mir bestens gelungen, meinen Ex Bill zu ignorieren, auch wenn's mir nicht leichtfiel. »Eric war dort. Ich war dort. Sookie war dort«, fuhr er (der Namenlose, wie ich ihn jetzt mal nenne) fort.
    Das stimmte. Jennifer Caters Anschuldigungen, dass die Königin den König in ihren Partyschuppen gelockt habe, um ihn zu töten, war frei erfunden. Zu dem Blutbad war es gekommen, weil einer von Peter
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