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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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war nicht da. Ich rief zu Hause
     an, aber es ging niemand ran. Nachdem ich ungefähr zwei Stunden gewartet hatte, nahm ich ein Taxi. Es war schon spät, so gegen
     zehn Uhr abends. Im Haus war alles dunkel. Ich machte mir Sorgen, weil er sonst immer früh nach Hause kam. Und immer brannte
     in der Küche das Licht. Ich öffnete also die Haustür und ging rein, und dann sah ich ihn, hier in der Küche. Es war das Erste,
     was ich sah. Ich wusste sofort, dass er tot war. Alles war voller Blut. Sein Kopf hing nach unten auf die Brust. Sie hatten
     ihn an den Stuhl gefesselt, einen der Küchenstühle. Ich hab sie alle verkauft, ich konnte sie nicht mehr behalten. Seine Arme
     waren mit Draht auf den Rücken gebunden. Das hat mir die Polizei erzählt. Ich konnte nicht weitergehen, ich stand nur auf
     der Schwelle, und dann rannte ich zu den Nachbarn. Die riefen die Polizei, ich stand unter Schock. Sie riefen auch einen Arzt.«
    Ihrer Stimme entnahm er, dass sie die Geschichte bereits mehr als einmal erzählt hatte: Es fehlte jede Intonation, Ergebnis
     der Wiederholung und unterdrückter Traumata.
    »Später bat die Polizei Sie, sich das Haus anzusehen.«
    »Ja. Sie wollten vieles wissen. Wie die Mörder in das Haus eingedrungen sind, was gestohlen wurde …«
    »Konnten Sie ihnen helfen?«
    |35| »Man weiß nicht, wie sie ins Haus gelangen konnten. Die Polizei vermutet, sie haben ihm aufgelauert, als er nach Hause kam.
     Die Nachbarn aber haben nichts bemerkt.«
    »Was ist aus dem Haus verschwunden?«
    »Nur der Inhalt des Safes.«
    »Seine Brieftasche? Der Fernseher? Stereoanlage?«
    »Nichts, nur der Inhalt des Safes.«
    »Wie lange waren Sie in Windhoek?«
    »Ich war die ganze Woche in Namibia. Die meiste Zeit auf dem Land. Nur der Flug ging nach Windhoek.«
    »Wie lange war er schon tot, als Sie zurückkamen?«
    »Man sagte mir, es sei in der Nacht zuvor geschehen. Vor meiner Rückkehr.«
    »Sie haben ihn an jenem Tag nicht angerufen?«
    »Nein, aber zwei Tage zuvor, von Gobabis aus, um ihm zu sagen, was ich gefunden habe.«
    »Wie hat er geklungen?«
    »So wie immer. Er telefonierte nicht gern. Das Gespräch wurde fast ausschließlich von mir bestritten. Ich wollte sichergehen,
     dass die Preise, die ich bot, stimmten. Und ich gab ihm die Adressen für den Laster.«
    »Er hat nichts gesagt, was Ihnen auffällig, sonderbar erschien?«
    »Nein.«
    »Laster. Welcher Laster?«
    »Er gehört nicht uns. Manie Meiring Transport aus Kuilsriver holten einmal im Monat die Möbel ab. Wir nannten ihnen die Adressen
     und gaben ihnen die Schecks mit, die sie den Verkäufern aushändigten. Dann schickten sie jemanden mit einem Laster los.«
    |36| »Wer wusste, dass Sie die ganze Woche weg waren?«
    »Ich habe keine Ahnung … eigentlich nur Jan.«
    »Haben Sie eine Putzfrau? Einen Gärtner?«
    »Nein. Ich … wir haben alles selbst gemacht.«
    »Eine Reinigungskraft im Büro?«
    »Das hat die Polizei auch alles gefragt. Vielleicht wusste jemand, dass ich die Woche über fort war, aber wir hatten keine
     Angestellten. Außerdem wollten sie wissen, ob ich regelmäßig die Stadt verließ. Ich war oft weg, aber immer an anderen Tagen.
     Manchmal nur für ein, zwei Tage, manchmal auch für zwei Wochen.«
    »Und dann kümmerte sich Jan Smit selbst um die Wäsche und putzte das Haus?«
    »Es gab nicht viel zu putzen, und in der Wellington Street gibt es eine Wäscherei mit Bügelservice.«
    »Wer wusste noch vom Safe?«
    »Nur Jan und ich.«
    »Keine Freunde? Familienmitglieder?«
    »Nein.«
    »Mrs. van As, ist Ihnen irgendjemand bekannt, der möglicherweise auf ihn gewartet und ihn ermordet haben könnte, irgendjemand,
     der möglicherweise vom Safe gewusst hatte?«
    Sie schüttelte den Kopf, und plötzlich, wie aus dem Nichts, liefen ihr lautlos Tränen über die Wange.
     
    »Sie kenne ich doch«, sagte Mavis Peterson, als van Heerden das unansehnliche Backsteingebäude des Morddezernats in der Kasselsvlei
     Road, Bellville, betrat.
    Er hatte seiner Rückkehr mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. Wie viele Jahre waren vergangen, seit er genau |37| durch diese Türen das Gebäude verlassen hatte. Es hatte sich kaum etwas verändert. Der gleiche modrige, trübselige Geruch,
     die gleichen Fliesen auf dem Boden, die gleiche Amtsstubeneinrichtung. Die gleiche Mavis. Älter, aber genauso herzlich.
    »Hallo, Mavis.«
    »Aber das ist doch der Captain«, sagte Mavis und klatschte in die Hände.
    »Das bin ich nicht mehr, Mavis.«
    »Und
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