Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
so etwas
     Mord.«
    »Wusste sie davon?«
    »Wir haben es weder ihr noch der Presse erzählt. Wir haben uns bedeckt gehalten, ich wollte sehen, ob sie sich vielleicht
     verrät.«
    »Sie sagt, sie kennt die Kombination, Nougat.«
    »Der Schweißbrenner könnte nur Show gewesen sein. Um den Verdacht von ihr abzulenken.«
    »Welche Mordwaffe?«
    »Nun, das ist der zweite seltsame Punkt. Bei der ballistischen Untersuchung kam heraus, dass es eine M16 war. Die Armeewaffe
     der Yankees. Von denen gibt’s nicht mehr so viele, oder?«
    Van Heerden schüttelte bedächtig den Kopf. »Nur ein Schuss?«
    »Ja. Wie bei einer Exekution. In den Hinterkopf.«
    »Weil er ihre Gesichter gesehen hatte? Oder sie kannte?«
    |41| »Wer weiß das heutzutage schon? Vielleicht haben sie ihn auch nur aus Spaß erschossen.«
    »Wie viele, glaubst du, waren es?«
    »Das wissen wir nicht. Keine Fingerabdrücke drinnen, keine Fußspuren draußen, keine Zeugen in der Nachbarschaft. Smit war
     ein groß gewachsener Mann, noch gut in Form. Es muss mehr als einer gewesen sein.«
    »Die Forensik?«
    O’Grady beugte sich vor und zog das Nougat wieder zu sich heran. »Nichts, gar nichts. Keine Abdrücke, keine Haare, keine Hautfetzen.
     Nur ein beschissenes Stück Papier. Im Safe. Wir haben ein Stück Papier gefunden, etwa so groß wie zwei Streichholzschachteln.
     Die cleveren Jungs in Pretoria sagten, es gehöre zu einer Banderole. Womit man Geldstapel umwickelt. Du weißt schon, zehntausend
     in Fünfziger-Scheinen, so etwa …«
    Van Heerden zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber das Komische ist, der Art und dem ganzen Mist nach sind sie sich ziemlich sicher, dass es sich um Dollar gehandelt hat.
     US-Dollar.«
    »Scheiße«, sagte van Heerden.
    »Ganz meine Meinung. Aber es kommt noch besser. Es war das Einzige, was ich hatte, also hab ich über den Colonel die in Pretoria
     ziemlich unter Druck gesetzt. Die Forensik hat dort einen Geldexperten, Claassen oder so ähnlich. Der setzte sich wieder an
     seine Bücher und sein Mikroskop und meinte, der Papierfetzen lasse auf altes Geld schließen. Die Amerikaner umwickeln ihr
     Geld heute nicht mehr so. Aber früher haben sie das getan. In den Siebzigern und Anfang der Achtziger.«
    |42| Van Heerden ließ sich die Information durch den Kopf gehen. »Und du hast Wilna van As danach gefragt?«
    »Ja. Und die übliche Antwort zu hören bekommen. Sie weiß nichts. Hat niemals Dollar als Bezahlung für die furzalten Möbel
     eingesteckt, hat niemals damit gezahlt. Weiß noch nicht einmal, wie so ein verdammter Dollarschein aussieht. Ich meine … Scheiße,
     die Frau lebt ein Jahrzehnt oder noch länger mit dem Mann zusammen und benimmt sich wie diese drei Affen — hört nichts, sieht
     nichts, sagt nichts. Und jedes Mal, wenn ich ein paar direkte Fragen stellen wollte, fiel ihre kleine sexy Anwältin wie eine
     Sumo-Ringerin über mich her.« O’Grady nahm einen frustrierten Bissen vom Nougat und sank in seinen Schreibtischsessel zurück.
    »Und keine amerikanischen Kunden oder Freunde.« Das war eine Feststellung. Er kannte die Antwort bereits.
    Der fette Polizist sprach mit vollem Mund, trotzdem gelang es ihm, jedes Wort klar und deutlich zu artikulieren. »Keinen einzigen.
     Verstehst du, mit dem Gewehr und den Dollar würde es einfach Sinn ergeben, dass da irgendwie Yankees mit im Spiel sind.«
    »Ihre Anwältin sagt, sie sei unschuldig.«
    »Ist sie deine neue Arbeitgeberin?«
    »Nur zurzeit.«
    »Dann versuch wenigstens, sie ins Bett zu bekommen. Denn das ist alles, was bei ihr zu holen ist. Das ist eine Sackgasse.
     Ich meine, welches Motiv sollte Wilna van As haben? Ohne das Testament bekommt sie anscheinend überhaupt nichts.«
    »Es sei denn, es gab eine Abmachung, dass sie die Hälfte der Beute erhält. In ein oder vielleicht zwei Jahren, wenn Gras über
     die Sache gewachsen ist.«
    |43| »Vielleicht …«
    »Und neben ihr gab es keine weiteren Verdächtigen?«
    »Nein, niemanden.«
    Es war an der Zeit, zu Kreuze zu kriechen: »Ich würde sehr gern die Akte sehen, Nougat.«
    O’Grady starrte ihn an.
    »Ich weiß, du bist ein guter Polizist, Nougat. Ich muss mir den Tathergang vergegenwärtigen.«
    »Mitnehmen kannst du sie aber nicht. Du wirst sie hier lesen müssen.«

|44| 6
    Das Erdbeben weckte mich, es war spätnachts, als die dumpfen, rollenden Donner aus den Tiefen der Erde die Fenster erzittern
     und das Wellblechdach auf dem Bergmannshaus knarren ließen. Ich weinte, und mein Vater kam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher