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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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Wagen gehört dir?«
    Er zeigte auf den Corolla.
    »Ich fahr dir nach. Ich brauch dich noch, sauber und vorzeigbar.«
    »Wofür?«
    »Das kommt später.«
    Er stieg aus, ging über die Straße, sperrte nicht ohne Probleme mit zitternder Hand die Tür auf und setzte sich in den Toyota.
     Der Motor stotterte, ächzte und sprang schließlich an. Er fuhr zur Koeberg Road, bog nach Killarney auf die N7, der Wind trieb
     plötzlich Regen über die Straße. Links nach Morning Star und wieder links in die Einfahrt zum Anwesen. Kemps importierter
     amerikanischer Ford immer hinter ihm. Zwischen den Bäumen spähte er zum großen Haus, dann bog er zum kleinen, weiß getünchten
     Gebäude ab und hielt an.
    Kemp kam neben ihm zum Stehen und öffnete das Fenster wegen des Regens nur einen Spaltbreit. »Ich warte auf dich.«
     
    Er duschte sich ohne viel Begeisterung, ließ das heiße Wasser über den Körper laufen, automatisch seiften die Hände den schmalen
     Streifen zwischen Schultern, Brustkorb und |11| Bauch ein — nur mit Seife, ohne Waschlappen, vorsichtig strich er über die verletzten Rippen. Methodisch reinigte er dann
     den restlichen Körper, lehnte mit dem Kopf gegen die Wand, um das Gleichgewicht zu halten, während er erst das eine, dann
     das andere Bein wusch, drehte schließlich die Wasserhähne zu und nahm sich das fadenscheinige, verwaschene weiße Handtuch
     vom Ständer. Früher oder später würde er sich ein neues Handtuch kaufen müssen. Er ließ das Warmwasser im Waschbecken laufen,
     hielt die Hände unter das dünne Rinnsal und spritzte Wasser gegen den Spiegel, um den Wasserdampf fortzuspülen. Drückte einen
     Tropfen Rasiercreme in die linke Hand, tauchte den Rasierpinsel ein, ließ die Creme aufschäumen und rieb sich das Gesicht
     ein.
    Das Auge sah übel aus, rot und verquollen. Später würde es zu einem purpurfarbenen Blau werden. Der größte Teil des Schorfs
     auf der Lippe war weggewaschen. Nur ein dünner blutiger Schnitt war noch zu sehen.
    Er zog den Rasierer vom linken Ohr nach unten, über die Kante des Kiefers bis zum Hals, dann begann er wieder von oben, ohne
     sich anzusehen. Zog die Haut um den Mund straff, dann machte er sich an die rechte Seite, spülte den Rasierer, säuberte das
     Waschbecken mit heißem Wasser und trocknete sich erneut ab. Bürstete sich das Haar. Musste die Bürste säubern, die voller
     schwarzer Haare steckte.
    Musste neue Unterwäsche kaufen. Musste neue Hemden kaufen. Neue Socken. Hose und Jacken gingen noch. Scheiß auf die Krawatte.
     Im Zimmer war es dunkel und kalt. Regen schlug gegen die Fenster, es war zehn Minuten nach elf Uhr morgens.
    |12| Er ging hinaus. Kemp öffnete ihm die Tür des Geländewagens.
     
    Das Schweigen hielt bis Milnerton.
    »Wohin?«
    »In die Innenstadt.«
    »Du willst doch was.«
    »Eine unserer Assistentinnen hat eine eigene Kanzlei aufgemacht. Sie braucht Hilfe.«
    »Du schuldest ihr was.«
    Kemp schnaubte nur. »Was war letzte Nacht los?«
    »Ich war betrunken.«
    »Was war letzte Nacht los, das anders war als sonst?«
    In der Lagune gegenüber dem Golfplatz standen Pelikane und fischten; der Regen störte sie nicht.
    »Sie waren so von ihren beschissenen Geländewagen eingenommen.«
    »Und deshalb bist du auf sie losgegangen?«
    »Der Dicke hat zuerst zugeschlagen.«
    »Warum?«
    Er wandte den Kopf ab.
    »Ich versteh dich nicht.«
    Er räusperte sich.
    »Du könntest ein ganz normales Leben führen. Aber du hast eine so beschissene Meinung von dir selbst …«
    Die Industrieanlagen von Paarden Eiland zogen vorüber.
    »Was war los?«
    Van Heerden betrachtete den Regen, die feinen Wassertropfen, die über die Windschutzscheibe schlierten. Er atmete tief ein,
     ein Seufzer, der die ganze Sinnlosigkeit verdeutlichte. |13| »Wenn du einem Kerl erzählst, dass sein Schwanz mit einem Geländewagen auch nicht länger wird, stellt er sich taub. Aber kaum
     ziehst du seine Frau mit rein …«
    »O Gott.«
    Kurz spürte er wieder den Hass, die Erleichterung, den Augenblick der Erlösung: die fünf Männer mittleren Alters, ihre vor
     Wut verzerrten Gesichter, die Schläge, die auf ihn niederprasselten, bis es den drei Barkeepern gelang, sie zu trennen.
    Sie sprachen nichts mehr, bis Kemp vor einem Gebäude an der Foreshore anhielt.
    »Dritter Stock. Beneke, Olivier und Partner. Sag Beneke, ich schick dich.«
    Er nickte, öffnete die Wagentür und stieg aus. Kemp sah ihn nachdenklich an.
    Dann schloss van Heerden die Tür und
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