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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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fortfuhr.
    »Ich glaube, er hat anderen Menschen nicht sonderlich vertraut.«
    |24| »Oh?«
    »Er … wir haben ein einfaches Leben geführt. Es gab die Arbeit und unser Zuhause. Manchmal hat er dieses Haus als sein Versteck
     bezeichnet. Er hatte keine Freunde …«
    »Womit hat er sein Geld verdient?«
    »Mit alten Möbeln. Was andere Antiquitäten nennen. Er sagte, in Südafrika gibt es eigentlich keine Antiquitäten, das Land
     sei dafür noch zu jung. Wir waren Großhändler. Wir haben die Möbel aufgetrieben und Händler beliefert, manchmal auch direkt
     an Sammler verkauft.«
    »Was war Ihre Aufgabe dabei?«
    »Vor etwa zwölf Jahren habe ich für ihn zu arbeiten begonnen. Als eine Art … Sekretärin. Er fuhr durch die Gegend, suchte
     nach Möbeln, auf dem Land, auf den Farmen. Ich hielt das Büro besetzt. Nach sechs Monaten …«
    »Wo ist das Büro?«
    »Hier. In der Wellington Street. Hinter dem Pick ’n Pay-Supermarkt. In einem kleinen alten Haus …«
    »Es gab keinen Safe im Büro?«
    »Nein.«
    »Nach sechs Monaten …?«, erinnerte er sie.
    »Ich fand mich schnell zurecht. Er war im Nordkap, als jemand aus Swellendam anrief. Es ging um eine
jonkmanskas,
eine Garderobe, wenn ich mich recht erinnere, neunzehntes Jahrhundert, ein schönes Stück mit Intarsien … Jedenfalls rief ich
     ihn an. Er sagte, ich müsse sie mir ansehen. Ich bin hingefahren und habe sie unglaublich billig erstanden. Er war beeindruckt,
     als er zurückkehrte. Und dann habe ich mehr und mehr gemacht …«
    »Wer war dann im Büro?«
    |25| »Anfangs haben wir uns abgewechselt. Zum Schluss war nur noch er im Büro.«
    »Das hat Ihnen nichts ausgemacht?«
    »Es hat mir gefallen.«
    »Wann sind Sie zusammengezogen?«
    Van As zögerte.
    »Miss van As …« Hope Beneke beugte sich vor, kurz suchte sie nach den richtigen Worten. »Mr. van Heerden muss leider Fragen
     stellen, die vielleicht … nicht immer angenehm sind. Aber es ist enorm wichtig, dass er so viele Informationen wie möglich
     erhält.«
    Van As nickte. »Natürlich. Es ist nur … ich bin es nicht gewohnt, über unsere Beziehung zu sprechen. Jan war immer … Er sagte
     immer, das geht die anderen nichts an. Weil sie sich dann nur das Maul zerreißen.«
    Sie bemerkte, dass er auf eine Antwort wartete. »Das war etwa ein Jahr, nachdem wir begonnen hatten, gemeinsam im Geschäft
     zu arbeiten.«
    »Elf Jahre.« Eine Feststellung.
    »Ja.«
    »Hier in diesem Haus?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben niemals den Safe betreten?«
    »Nein.«
    Er starrte sie nur an.
    Van As machte eine hilflose Handbewegung. »So war es eben.«
    »Wenn Jan Smit unter anderen Umständen ums Leben gekommen wäre, wie hätten Sie dann das Testament aus dem Safe geholt?«
    |26| »Ich kannte die Kombination.«
    Er wartete.
    »Jan hat sie auf mein Geburtsdatum eingestellt. Nachdem er mir das Testament gezeigt hat.«
    »Er hat alle wichtigen Unterlagen im Safe aufbewahrt?«
    »Ich weiß nicht, was sonst noch drin war. Weil alles verschwunden ist.«
    »Darf ich ihn sehen? Den Safe?«
    Sie nickte und stand auf. Wortlos folgten er und Hope Beneke ihr durch den Gang. Zwischen dem Bad und dem Schlafzimmer war
     rechts die große Stahltür des Safes zu erkennen, darin eingesetzt der Mechanismus mit dem Kombinationsschloss. Die Tür stand
     offen. Van As betätigte den Lichtschalter an der Wand, eine Neonröhre flackerte auf und leuchtete dann grell. Sie trat hinein.
    »Ich denke, er hat ihn nachträglich einbauen lassen. Nachdem er das Haus gekauft hat.«
    »Sie
denken?«
    »Er hat es nie erwähnt.«
    »Und Sie haben nie gefragt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er besah sich das Innere des Safes. An allen Seiten standen Holzregale, sie waren leer.
    »Sie haben keine Ahnung, was hier drin war?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Im engen Raum wirkte sie klein neben ihm.
    »Sie sind nie vorbeigekommen, wenn er drin zu tun hatte?«
    »Er hat die Tür geschlossen.«
    »Und die Geheimniskrämerei hat Sie nie gestört?«
    Mit einem fast kindlichen Gesichtsausdruck sah sie ihn an. »Sie kannten ihn nicht, Mr. van Rendsburg.«
    |27| »Van Heerden.«
    »Entschuldigen Sie mich.« Er sah die Frau erröten. »Gewöhnlich kann ich mir Namen sehr gut merken.«
    Er nickte.
    »Jan Smit war … ein Mensch, der sehr zurückgezogen gelebt hat.«
    »Haben Sie hier sauber gemacht, nachdem …«
    »Ja. Nachdem die Polizei fertig war.«
    Er drehte sich um und ging, vorbei an Hope Beneke, die auf der Schwelle stand, zurück ins
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