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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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es lesen konnte.
    CIA-Team. Helikopter. Zwanzig Minuten.
    »Die CIA hatte ein Sicherungsteam?«
    Er zwinkerte einmal mit den Augen.
    »Und als Sie wiederhergestellt waren, war es mit Ihrer Karriere vorbei, das Geld und die Diamanten waren fort, die CIA schäumte
     vor Wut, und die Buren hatten sich zum Idioten gemacht.«
    Er zwinkerte. Wütend.
    »Und dann machten Sie sich auf die Jagd nach ihnen?«
    Er schrieb wieder in sein Notizbuch.
    Zeitweilig.
    »Die Behörden hätten die Sache am liebsten vergessen?«
    |565| Ein Zwinkern.
Ja
.
    »Mein Gott«, sagte er. Dreiundzwanzig Jahre Hass und Frust. »Ich habe mir die Medienberichte der letzten beiden Wochen angesehen.
     Sie wissen noch immer nicht, was wirklich vorgefallen ist. Nur bruchstückhaft.«
    Er schrieb.
Und so wird es auch bleiben. Druck von den USA.
    Van Heerden schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Was ist mit Sprenkel Venter? Er wird vor Gericht gestellt werden.«
    Brits’ Gesicht verzog sich zu etwas wie einer Grimasse.
    Niemals.
    »Sie können ihn doch nicht laufen lassen.«
    Sie werden es sehen.
    Sie sahen sich an. Plötzlich hatte er nichts mehr zu sagen.
    »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich glaube, Sie zu verstehen.«
    Danke.
    Und dann wollte er hinaus.
     
    In die Stadt. Roeland Street. Zu den Computerleuten. Fragte sich zu Russell Marshall durch, dem Jungen, der das Foto von Schlebusch
     bearbeitet hatte.
    »Hey, Mann, Sie sind ein Held«, kam es von Marshall, als er sah, wer auf ihn zukam.
    »Sie glauben den Medien? Das ist nicht cool«, sagte van Heerden.
    »Haben Sie noch mehr Fotos?«
    »Nein, ich wollte einen Computer kaufen. Und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Avril«, rief Marshall die Rezeptionistin. »Nimm meine Gespräche entgegen. Wir gehen shoppen.«
    |566| Er packte den Computer und Drucker aus, stöpselte ihn gemäß Marshalls Anweisungen zusammen, wartete, bis er gebootet hatte,
     und klickte dann mit der Maus auf das Icon, unter dem »Word« stand.
    Das weiße Blatt virtuellen Papiers lag offen und unberührt vor ihm auf dem Bildschirm. Er sah zur Tastatur. Die gleiche Anordnung
     wie bei der Schreibmaschine an der Universität von Südafrika. Er stand auf und legte eine CD ein.
Der heitere Mozart
. Leichte, fröhliche Musik.
    Er tippte einen Absatz. Löschte ihn. Versuchte es erneut. Löschte ihn. Ein weiterer Versuch.
    Er fluchte. Löschte. Stand auf.
    Vielleicht half Beethoven. Viertes Klavierkonzert. Er machte Kaffee, nahm den Hörer vom Telefon und setzte sich.
    Wo fing man an.
    Am Anfang.
    Meine Mutter war Künstlerin. Mein Vater war Bergmann.

|567| 60
    Willem Nagel starb im Krankenhaus, und ich fuhr in meiner blutigen Kleidung nach Hause.
    Sie war nicht mehr da. Ich fuhr zu ihr, sie öffnete und sah das Blut und mein Gesicht und wusste alles. Ich streckte ihr die
     Hände entgegen. Sie schob mich weg. »Nein, Zet, nein, Zet, nein.« In ihrer Stimme dieselbe Verzweiflung wie in meiner Seele.
     Dieselbe Hysterie, dieselbe Qual.
    Sie ging ins Haus. Ihr Schluchzen war weitaus schmerzlicher als alles, was ich jemals gehört hatte. Ich folgte ihr. Sie schloss
     eine Tür hinter sich und sperrte sie ab.
    »Nonnie«, sagte ich.
    »Nein!«
    Ich stand vor der Tür, ich weiß nicht, wie lange. Irgendwann, sehr viel später, war nichts mehr von ihr zu hören.
    »Nonnie.«
    »Nein!«
    Ich drehte mich um und ging hinaus.
    Ich hatte nie die Gelegenheit, ihr alles zu beichten.
    Ich war an diesem Abend nicht zu ihr gefahren, um sie in Besitz zu nehmen. Ich wollte beichten, ihr sagen, dass ich letztlich
     als Mann, als Mensch geprüft worden war und dabei festgestellt hatte, wie verachtenswert ich sei. Nach so vielen Jahren, in
     denen ich dem Bösen nachgestellt hatte, musste ich erkennen, dass in mir selbst unendlich viel Böses war. |568| Und ich hatte es verdient, nachdem ich mich selbst als jemand gesehen hatte, der über allem stand.
    Dennoch, ich kann es nicht leugnen, sehnte ich mich danach, dass sie mir verzieh. Ich war nicht zu ihr gefahren, um ihr zu
     sagen, dass ich sie nicht verdient hätte. Ich war viel tiefer gesunken. Ich hatte bei ihr um Absolution nachgesucht.
    Was mich danach antrieb, setzte sich aus meinem Selbstmitleid und der Schlussfolgerung zusammen, die ich aus meiner Erkenntnis
     zog — dass in jedem von uns das Schlechte steckte.
    Trotz der Anstrengungen meiner Mutter. Sie kam ans Kap, erwarb das Grundstück in Morning Star, baute um und zog hierher, um
     als eine Art Gutspächterin zu leben,
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