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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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uns abgeknallt?‹ Und dann wimmerte er vor Schmerzen, und wir hatten
     eine Scheißangst, weil wir ziemlich tief in der Scheiße saßen, Herrgott, wir hatten unsere eigenen Leute umgelegt, wissen
     Sie, wie sich das anfühlt? Wir waren alle in Panik, ich glaube, es war Red, der fragte, was wir jetzt machen sollen, aber
     keiner antwortete ihm, wir saßen so in der Scheiße, und der Typ auf dem Boden war ganz hysterisch, ›warum habt ihr uns abgeknallt?‹
     Er stöhnte, stöhnte die ganze Zeit, Herrgott, ich wollte weg. Ich wollte nur noch weg, und Bushy stand nur da, kreidebleich,
     er wusste auch nicht, was er tun sollte, und dann kam Sprenkel |546| und schoss dem Typen in den Kopf, und Gerry de Beer sagte, ›was zum Teufel machst du da?‹, und Sprenkel sagte, ›was zum Teufel
     sollen wir denn deiner Meinung nach tun‹. Er war nicht ruhig, Sprenkel hatte genauso Angst wie wir auch, man hörte es an seiner
     Stimme, man sah es ihm an, mein Gott, es war schlimm, aber dann war es still, totenstill, und Red übergab sich, dann auch
     Clinton Manley, und wir anderen standen zwischen zwölf toten Fallschirmjägern, und da wussten wir, dass keiner jemals darüber
     reden würde. Wir wussten es alle, noch bevor ich es aussprach, ich meine, es war ein Unfall, es war verdammt noch mal ein
     ganz übler Unfall, was sollten wir denn tun, und dann sagte ich, wir werden nie darüber reden.«
    Stille.
    »Mr. Vergottini?«
    »Schon in Ordnung.«
    »Lassen Sie sich Zeit, Mr. Vergottini.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie mich Peter nennen würden. Das ist der Name, den ich gewohnt bin.«
    »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Schon okay. Wir haben sie begraben. Der Boden war hart, wir wollten sie nicht im Flussbett begraben wegen der Regenzeit …
     Wir schaufelten bis zwei Uhr nachmittags am folgenden Tag. Als Erstes bedeckten wir ihre Köpfe, die Gesichter, ihre Augen,
     das konnten wir nicht ertragen. Es waren unsere Leute. Unser Volk. Wir sammelten jede Patronenhülse ein, verwischten alle
     Blutspuren, begruben jeden. Und dann gingen wir weiter. Ohne ein Wort zu sprechen. Sprenkel an der Spitze. Das werde ich nie
     vergessen, plötzlich war Sprenkel an der Spitze, und Bushy hinter ihm. |547| Sprenkel war der neue Führer, ohne dass ein Wort darüber gefallen wäre. Zwei Tage lang marschierten wir, Tag und Nacht, keiner
     sagte etwas, jeder dachte nur an das eine, und als wir das Lager erreichten, wartete bereits Lieutenant Brits auf uns und
     wollte uns sehen …«
    »Bester Brits?«
    »Ja.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Er wollte uns sehen, und wir dachten schon, jemand hat was rausbekommen, denn natürlich wussten wir, dass er vom Nachrichtendienst
     war, wir hatten Angst, und Sprenkel meinte, er würde mit ihm reden, wir sollten nur unser Maul halten, aber dann ging’s um
     ganz was anderes, um eine ganz andere Geschichte.
    Es gab keinen Tag in den vergangenen dreiundzwanzig Jahren, an dem ich nicht darüber nachgedacht habe. Es war reiner Zufall.
     Brits hätte sich nur einen anderen Trupp auswählen müssen. Die Fallschirmjäger hätten eine andere Route nehmen können. Wir
     hätten in der Dunkelheit eine R1 von einer AK unterscheiden können … reiner Zufall. Die Fallschirmjäger. Und dann Orion.«
    »Orion?«
    »Operation Orion, Brits’ Operation. Er sagte, wir wären müde, er wisse das, aber es ginge nur um einen Nachteinsatz, und dann
     hätten wir vierzehn Tage frei, sofort, könnten in eine Hercules steigen und nach Hause fliegen, aber wir wären der einzige
     erfahrene Trupp, der momentan zur Verfügung stand, und die Operation laufe in der folgenden Nacht ab. Wir müssten nur in einer
     Dak mitfliegen, das ist eine Dakota, eine DC 10, eine Propellermaschine … wir |548| müssten nur aufpassen, dass zwei Pakete übergeben werden, er würde selbst mitkommen, und er brauche uns nur um seines Seelenfriedens
     willen, das waren seine Worte, um seines Seelenfriedens willen. Und dann besorgte er uns ein fantastisches Essen aus der Offiziersmesse
     und sagte, wir würden nicht in Zelten schlafen, er habe uns ein Gebäude organisiert, wir könnten so lange schlafen, wie wir
     wollten, er würde dafür sorgen, dass uns keiner stört. Wir sollten frisch sein am folgenden Nachmittag, dann der Nachteinsatz,
     und dann würde es nach Hause gehen.
    Wir aßen und duschten und bezogen den Flachbau, aber keiner von uns konnte schlafen. Red Vester meinte, wir müssten es jemandem
     sagen, urplötzlich, als hätte er sich dazu
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