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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Autoren: Deon Meyer
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darüber war, denn ich war fertig, absolut fertig. Ich brach zusammen, fiel auf die Knie.
     Ich wollte rein und Ihnen helfen, aber nichts funktionierte mehr, es war, als würde man in Sirup schwimmen, der Kopf war leer,
     also ruhte ich mich aus.«
    Er nahm einen Schluck Wasser.
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte doch nicht einfach durch die Tür marschieren und sagen, ›okay, Jungs, der
     Boss ist hinüber, jetzt übernehmen wir die Leitung‹. Und dann dachte ich, die Tür kann’s ja nicht sein, wie wär’s, wenn ich
     die andere nehme, von draußen, die große, also bin ich ganz langsam raus zum Wagen. Seltsam, mein Ohr war gar nicht mehr so
     schlimm, nur die Rippen, die taten höllisch weh, und ich sah große schwarze Flecken vor den Augen. Ich weiß nicht, wie lange
     ich gebraucht habe, bis ich beim Benz war, und dann wusste ich, wir haben keine Zeit mehr, ich nahm von hinten eine Waffe
     und fuhr los und suchte nach der Tür, aber ich konnte sie nicht finden, weil alles vor mir verschwamm. Also hab ich mir meinen
     eigenen Weg gebahnt.«
    Mpayipheli trank den letzten Schluck Eiswasser, stand auf, holte sich ein neues Glas und setzte sich wieder.
    »Und dann haben Sie die Kerle erschossen. Für mich war nur noch einer übrig, was ganz gut war, denn meine ersten Schüsse gingen
     weit, weit daneben.«
    Die Tür öffnete sich, und die Krankenschwester erschien.
    |536| »Er muss sich jetzt ausruhen«, sagte sie.
    »Und ich musste mal wieder das Reden ganz allein übernehmen«, sagte Tiny. »In diesem Land wird sich doch nie was ändern.«
     
    Spätnachmittag. Er war allein im Zimmer. Neben ihm am Bett lag ein dicker brauner Umschlag, auf dem sein Name stand. Langsam
     schob er die linke Hand unter den Decken hervor. Sein Unterarm war kurz unterhalb der Stelle, wo die Infusionskanüle angesetzt
     war, rot und geschwollen. Langsam brachte er seine rechte Hand hinüber, berührte die Wunden im Brustkorb und an der Schulter,
     was ein stechendes Brennen auslöste, aber es gelang ihm, den Umschlag zu erreichen. Er lehnte sich zurück, ließ die Schmerzen
     etwas abebben, und riss mühsam den Umschlag auf.
    Oben eine Notiz: »Sie sind mir noch meine Flitterwochen schuldig. Und einen großen Gefallen für das Dokument. Freut mich,
     dass Sie auf dem Weg der Besserung sind. Wenn Sie es gelesen haben, vernichten Sie es bitte.«
    Unterschrieben von Mat Joubert.
    Er betrachtete die Blätter, maschinengeschriebene A4-Seiten, die an der oberen linken Ecke zusammengeheftet waren.
     
    Abschrift des Verhörs von Michael Venter
    alias Gerhardus Basson.
    Sonntag, 16. Juli, 11.45 Uhr,
    Groote Schuur Hospital
    Anwesend: Superintendent Mat Joubert,
    Superintendent Leon Petersen.
     
    |537| Er schlug die erste Seite um.
     
    Superintendent Mat Joubert und Leon Petersen beim Verhör der Verdachtsperson Michael Venter, auch unter dem Namen Gerhardus
     Basson bekannt, anlässlich der Ermittlungen in den Mordfällen Rupert de Jager alias Johannes Jacobus Smit und John Arthur
     Schlebusch alias Bushy Schlebusch alias … Jonathan Archer, und im Fall des Mordversuchs an Colonel Bester Brits von den Südafrikanischen
     Verteidigungsstreitkräften. Das Verhör wird auf Band aufgenommen; die Verdachtsperson ist darüber unterrichtet. Die offizielle
     Genehmigung der Ärztin Dr. Laetitia Schultz ist eingeholt worden. Die Ärztin hat bereits bestätigt, dass der Befragte nicht
     unter dem Einfluss von Medikamenten oder Drogen steht, die sein Auffassungsvermögen und sein Bewusstsein beeinträchtigen.
     
    F: Können Sie bitte Ihren Namen und Vornamen zu Protokoll geben?
    A: Verpiss dich.
    F: Sind Sie Michael Venter, der sich im Besitz eines gefälschten südafrikanischen Personalausweises auf den Namen Gerhardus
     Basson befindet?
    A: Verpiss dich.
    F: Die Anklagepunkte sind Ihnen vorgelesen worden? Sie haben diese verstanden?
    A: Verpiss dich. Was anderes wird man von mir nicht zu hören bekommen.
    |538| F: Sie sind über Ihre Rechte als Verdachtsperson unterrichtet worden und haben diese verstanden?
    A: (Keine Antwort.)
    F: Wir nehmen zu Protokoll, dass die Verdachtsperson auf die Frage nicht geantwortet hat. Sie haben das Recht, dass bei diesem
     Verhör ein Rechtsbeistand anwesend ist.
    A: (keine Antwort.)
    F: Wir nehmen zu Protokoll, dass die Verdachtsperson auf die Frage nicht geantwortet hat. Sie wissen, dass dieses Verhör auf
     Band aufgezeichnet wird und dass alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet
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