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Die Waechter von Marstrand

Die Waechter von Marstrand

Titel: Die Waechter von Marstrand
Autoren: Ann Rosman
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    Astrid Edman manövrierte ihr Pater-Noster-Motorboot rückwärts an den Anlegesteg in der Bremsegårdsvik und ließ die Enthusiasten von der Botanischen Vereinigung Göteborg auf Klöverö an Land. Zuletzt kam Sara von Langer, die kein Mitglied des Vereins war, sondern den Heimatverein von Marstrand vertrat.
    »Danke, Astrid. Begleitest du uns?«, fragte Sara.
    »Nein, meine Liebe. Ich habe zu tun.« Sie vertäute mit ihren groben Händen das Boot, während ihr Blick auf Sara ruhte.
    »Wie schade.« Sara stieg auf den Anleger.
    Astrid Edman, auf Klöverö geboren und aufgewachsen, kannte die Insel besser als jeder andere. Auch im Schärengarten fand sie sich nahezu blind zurecht, da sie bis zu ihrem siebzigsten Geburtstag vor drei Jahren Taxiboot gefahren war.
    »Ich kann den Wichtigtuer nicht leiden«, sagte Astrid, ohne die Stimme zu senken. Sie deutete mit dem Kinn auf den Vereinsvorsitzenden mit der schwarzen Baskenmütze, der das Schild mit der Wanderkarte studierte.
    Sara hatte von der Wanderung im vergangenen Jahr gehört, an der Astrid teilgenommen und so lange von derInsel erzählt hatte, bis der Mann sich einmischte. Als er die Insel beharrlich Klauverö nannte, anstatt wie die Einheimischen den Namen Klöverö zu verwenden, lief die Diskussion vollends aus dem Ruder. Astrid wendete sich kurzerhand ab und zog sich in ihr Häuschen nach Lilla Bärkulle zurück. Da die Insel über keine Fährverbindung verfügte, hatte sich die Gruppe nach einem anderen Kapitän umsehen müssen, der sie zurück nach Koö brachte, wo bereits der Bus nach Göteborg wartete.
    Unter der heißen Julisonne setzte das Grüppchen nun seine Wanderung durch die Talsenken von Klöverö fort. Sara nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und stellte fest, dass sie unter den in die Jahre gekommenen Mitgliedern des Marstrander Heimatvereins die einzige war, die einer Wanderung über die hügelige Insel gewachsen gewesen wäre. Der Mann mit der Baskenmütze von der Westküstenstiftung machte erneut Halt, bückte sich und grub in der von Muscheln durchsetzten Erde, bis er das Gesuchte offenbar gefunden hatte. Er hielt den Gegenstand in die Höhe.
    »Ein bearbeiteter Feuerstein. Klöverö ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Es sind mehrere Siedlungsplätze ausgegraben worden. Offenbar waren die ersten Siedler Experten für Feuersteine und haben daraus Werkzeuge hergestellt, die als Tauschware benutzt wurden. Wahrscheinlich dank der reichen Vorkommen in dieser Gegend gibt es auf der Insel alte Feuersteinwerkstätten.«
    Die Dame neben Sara machte sich fleißig Notizen. Die weißen Kniestrümpfe, die sie zu derben Wanderstiefeln trug, waren mit Edelweiß bestickt. Ab und zu zog sie einen abgegriffenen Wälzer aus dem Rucksack und schlug etwas nach. Es handelte sich um eine eingespielte Truppe, die sich geschickt wie eine Herde Bergziegen durch den Laubwald auf den hohen Lindenberg gekämpft hatteund sich nun auf der Südseite der Insel befand. Sie waren bereits vor zwei Stunden angekommen, und Sara freute sich auf die baldige Kaffeepause und ein kühles Bad.
    Die Frau hörte auf zu schreiben und blickte hoch.
    »Ist die Insel heute noch bewohnt?«
    Der Mann mit der Baskenmütze drehte sich zu Sara um.
    »Das müsstest du am besten wissen, Sara. Du wohnst schließlich in Marstrand.«
    »Auf Klöverö stehen gut fünfzig Häuser, und im Sommer ist hier einiges los. Acht Häuser sind das ganze Jahr über bewohnt, unter anderem von einem Paar, das seine kleine Tochter jeden Tag mit dem Boot in die Vorschule bringt. Einige von den alten Höfen, die heute als Wochenendhäuser dienen, gehören Einwohnern aus Marstrand, deren Vorfahren früher auf Klöverö gewohnt haben.«
    »Und welcher der Höfe auf der Insel ist am ältesten?«
    »Klöverö Nordgård, den die meisten hier inzwischen Pfarrhof nennen. Er soll zum Marstrander Franziskanerkloster gehört haben, wir sprechen also vom Mittelalter. Später diente der Hof als Witwensitz des Pastorats. Er gilt als das älteste Gebäude. Daneben gibt es noch den Bremsegård, das ist das gelbe Gutshaus, an dem wir gleich zu Beginn vorbeigekommen sind. Man strich die reichsten und größten Gutshöfe gelb an, um ihre Stellung zu betonen. Ich glaube, dieser stammt aus den Neunzigerjahren des sechzehnten Jahrhunderts und wurde von Peder Brems gebaut, der damals Bürgermeister in Marstrand war. Das heutige Gebäude ist allerdings jünger.«
    »Danke, Sara. Dann schlage ich vor, dass wir uns zur Korsvike
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