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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister
Autoren: D Woodrell
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Menge von dem, was wir gehofft haben.«
    »Ich hab ihm gesagt, er soll die verdammte Regenrinne runterkommen.«
    Red und Basil hatten sich bei Slager’s Bier geholt; die Sorte Bier, von der man damals sechs Dosen lose in einer Plastiktüte kaufen konnte, die billigste Sorte. Die Dosen gingen zischend auf und fügten dem Wageninneren noch einen Geruch hinzu, der mir nicht guttat. Da war der Gin, da war der Schweiß, da war das Bier und dann noch ein anderer Geruch, den ich nicht benennen konnte. Keiner tat mir gut.
    Schließlich sagte Red: »Aber das hast du gut gemacht. Du hast ’ne Menge abgegriffen.«
    »Hm. Und, ähm, was ist mein Anteil?«
    Red drehte sich um und sah mich an, aber sein Gesicht wirkte nicht sehr generös.
    »Also, hör sich mal einer diesen Fettsack an!«
    »Ich dachte, ich sollte auch was abkriegen.«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Red. »Nicht in diesem Leben.«
    »Also, ich an seiner Stelle«, warf Basil ein, »ich würde auch annehmen, dass mir was zusteht.«
    »Du hast noch nicht mal Kinder, also halt gefälligst die Schnauze, kapiert?«
    Die Corvair kutschierte uns für eine Weile durch die Stadt. Straßen voller ruhig und langsam dahinfahrender Autos, Häuser, die sich zum Schlaf verdunkelten. Eine ganze Zeit lang sagte keiner ein Wort, und eine lange Trinkstille verbreitete sich. Die beiden machten noch mehr Bier auf und verspritzten schaumigen Gestank.
    Dann sagte Red: »Ich wollte, dass du die Regenrinne nimmst, Shug. Das war sicherer. Du weißt, ich muss ziemlich vorsichtig sein wegen meiner Vorstrafen. Die hängen mir für immer und ewig nach.«
    Ich erwiderte nichts darauf, sondern nickte nur. Er nahm es zur Kenntnis.
    »Hey, Red«, sagte Basil. »Lass uns doch bei Patty reinschneien, was meinst du?«
    »Halt mal an, Basil.« Wir waren auf dem Friedhof, am hinteren Ende vom Haus. Ein paar von meinen Lieblingstoten lagen gleich dort, wo die Corvair hielt, Tote, um die ich mich kümmerte, zu denen ich mich setzte. Red machte die Tür auf, sodass das Licht im Wagen anging, riss den Kissenbezug auf und ließ seine Finger durch die vielen klappernden Sachen gleiten, die ich gestohlen hatte. »Nicht übel. Das könnte klappen. Du gehst jetzt mal nach Hause – wir haben woanders noch was vor. Und wenn die Hexe neugierig wird und fragt, was wir gemacht haben, dann sagst du nur:
Männersache
. Kein Wort mehr. Mehr musst du nicht zu ihr sagen.
Männersache
. Sie versteht dann schon.«
    Glenda sagte nur: »Das gefällt mir nicht.«
    »Mehr war nicht.«
    »War er nett zu dir?«
    »Eigentlich schon.«
    »Hm, hm«, machte sie. »Ich wette, du könntest jetzt einen Snack vertragen, Schätzchen, oder?«
    »Bin dabei.«
    Im Fernsehen lief, was wochentags immer zu dieser Zeit lief, ihr Lieblingskanal zeigte eine Show zum Schlafengehen für die arbeitende Bevölkerung. In der Show alberte der alte Johnny mit seinen Filmfreunden herum. Vor dem Fernseher stand eine fette graue Couch, sodass man sich hinlegen und den ganzen Bildschirm sehen konnte, ohne sich den Hals zu verrenken. Auf dem Boden lag ein knallgelber Sitzsack, der wie eine Horrorfilm-Blume aussah, die einen fressen wollte, wenn man sich draufsetzte. Überall waren Klapptischchen aufgestellt, auf denen Colaflaschen abgebildet waren; die trugen Grillschürzen oder tanzten mit Cowboyhüten auf dem Kopf in einer Scheune oder spielten bei einem Picknick Federball, unsere Cola-Hausmarke eben. Glendas Tee stand wie üblich auf einem der Klapptische und machte eine Pfütze, während das Eis immer weiter schmolz.
    Ich setzte mich schräg zum Fernseher auf die Couch, und ein kahlköpfiger Cartoonriese wirbelte herum und zeigte einer echten Mutter, wie man am besten das Haus putzte. Ich konnte hören, wie in der Küche mein Snack zubereitet wurde. Der Kühlschrank klappte zu, in der Besteckschublade klapperte es, Wasser kochte.
    Abends zog sich Glenda gern so an, als wollte sie ausgehen. Irgendwohin, wo sich die Leute gut anzogen. Sie trug ein kühles dünnes Etwas, so grün wie manche Edelsteine, der Rücken war ganz frei bis auf zwei dünne Träger, die dort verknotet waren. Das grüne Etwas schlabberte ihr um die Beine, saß aber an den wichtigen Stellen richtig eng.
    »Hier, Shug.«
    Der Snack kam in einer Rührschüssel, immer in derselben, außen kirschfarben, innen drin schneeweiß, ein Berg Vanilleeis, darüber eine Tasse Kaffee geschüttet, die das Ganze in süßen Matsch verwandelte. Während ich aß, legte Glenda wie üblich einen Arm um
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