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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister
Autoren: D Woodrell
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und schob die Rückseite der Bluse hoch, damit ich ihr den Rücken nass machen konnte. Die Sonne bräunte ihre Haut nicht sehr, sie war immer blass. Das Blut war getrocknet. Sie hatte keine BH-Träger, wo welche hätten sein sollen. Ich tat es ihr nach und goss wieder und wieder Wasser über sie. Es plätscherte ihr über die Schultern, floss ihr bis in die Shorts und durchnässte sie.
    »Das ist gut«, sagte sie. »Sehr gut. Das reicht.«
    Sie stand auf, und man konnte den Schlüpfer unter ihren weißen Shorts sehen; der war wohl auch feucht, nehme ich an. Man sah die Hautfarbe und ein paar dunkle Flecken. Sie hatte ihre Figur behalten, und die war gut bis richtig gut.
    Mom sah mich einen Augenblick lang komisch an, wie sie da so feucht und halb durchsichtig in der Sonne stand, und lachte dann.
    »Was wird Lake für die Beeren zahlen, Shug?«
    »Er zahlt nach Gewicht. Ich zeig dir, wie man das macht.«
    Ich kauerte mich hin und fischte eine Handvoll Steine aus dem Bachbett. Die Steine hatten alle möglichen Farben, meist aber Schattierungen von Weiß oder Braun. Manche waren orangebraun, andere cremefarben. Gut möglich, dass in meiner Hand auch ein paar schwarze waren. Als ich genug Steine hatte, watschelte ich im Entengang zu den Eimern.
    »Du nimmst ein paar Beeren raus«, sagte ich und zeigte es ihr. Ich griff mit der einen Hand nach den Beeren und ließ aus der anderen einige Steine hineinrieseln. Die Beeren rochen so gut, dass ich mir immer ganz reich vorkam. »Du tust ein paar Steine in den Eimer. Dann kriegst du mehr, wenn er ihn wiegt. Der alte Lake weiß genau, wie viel seine Eimer wiegen, das legt er schon auf die Waage, wenn du sie ihm gibst, das zieht er ab.«
    »Du bist ein raffinierter kleiner Mistkerl, Schätzchen.«
    »Du hast mich erzogen«, erwiderte ich. »Nimm keine großen Steine – die sieht er gleich. Nur eine Handvoll kleiner, schau, und leg sie nicht nach unten, wo sie klappern. Du bettest sie in die Mitte zwischen die Beeren, und wenn er sie findet, wird er denken, die sind ganz zufällig da.«
    »Kannst du die Eimer noch tragen, Schätzchen?«
    »Aber ja, Ma’am. Da kannst du drauf wetten. Ich meine, das ist doch nicht weit für einen Mann, richtig?«
    Wir nahmen denselben langen Weg zurück. Die Sonne schuftete schwer und setzte uns zu. Zweimal sahen wir Schlangen, die Spaghetti-Linien in den Straßenstaub zeichneten. Eine von ihnen war eine böse Schlange, die andere angeblich gut. Ich versuchte beide mit Steinen zu treffen, schaffte es aber nicht. Glenda schnaufte ein paar Schritte vor mir.
    »Das war entsetzlich«, sagte sie. Sie rauchte eine Zigarette aus der Schachtel, die sie bei Lake gekauft hatte, eine von diesen Machomarken, aber sie schmeckte eben so, wie sie es mochte. »Das war so erniedrigend. Eine erwachsene Dame wie ich, und wird beim Beerenbetrug ertappt!«
    »Sieht so aus, als habe er spitzgekriegt, wie ich es mache.«
    »O ja! Das hat er wohl.«
    »Hätte ich nicht gedacht.«
    »Ach, ich schimpfe dich nicht dafür, dass du es versucht hast, Shug. Ich hätte nur ganz gern nicht dabeigestanden.«
    »Hm. Aber die Zigaretten hast du ja trotzdem.«
    »Ja, da hast du recht.«
    »Und warum lässt du mich nicht mal probieren?«
    »Ich weiß nicht, Shug. Ich weiß nicht. Also, der Baron hat natürlich geraucht. Klar, der hatte ja so einen guten Geschmack in vielen Dingen, und Manieren auch. Allein schon die elegante Art, wie er eine Serviette aufschlug und in den Kragen stopfte, erstklassig! Er ist herumgekommen. War dort, wo es all die guten Dinge gibt. Und Tatsache ist, Shug, der Baron hat diese Sorte hier geraucht.«
    »Und deshalb möchte ich auch eine probieren, okay?«
    Sie blieb stehen und gab mir eine, dann hielt sie meine Hand fest, damit sie sie anzünden konnte.
    »Brennt«, sagte ich.
    Die Sonne hatte Glenda getrocknet, doch der Staub lag auf ihrer feuchten Kleidung und hatte Flecken auf die weißen Shorts gemacht, und nun sah sie aus wie eine dreckige Kaffeetasse. Glenda machte kleine Schritte die Straße entlang und summte vor sich hin. Nach ein paar hopste sie auf einem Bein und drehte sich auf einem Fuß herum, sodass Staub aufwirbelte und Schotter davonrollte. Sie hatte offenbar eine gewisse Vorstellung davon, welche Bewegungen sie machen wollte, Tanzschritte, die sie mal gekannt und oft ausgeführt hatte, nehme ich an.
    Die Zigarette, die sie mir zum Probieren gegeben hatte, schmeckte kratzig, irgendwie grob und roh, ein Geschmack, den der Baron offenbar
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