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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon
Autoren: Robert Wilson
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einen Frage, deren Antwort alles war, was ich wissen wollte, doch ich brachte sie nicht über die Lippen. Ich war der Rommé-Spieler, der nicht wusste, was sein Gegner sammelte. Also kam ich von der Seite.
    »Sie kannten Senhor Felsens Namen durch Ihren ersten Auftrag von Joaquim Abrantes, das Tilgen seines Partners aus der Satzung der Bank. Wussten Sie auch, warum Sie das taten?«
    »Felsen war ein verurteilter Verbrecher.«
    »Aber wussten Sie auch, warum Abrantes ihn hinter Gitter gebracht hatte?«
    »Damals noch nicht.«
    »Das kam erst heraus, als Sie Senhor Felsen aufgesucht haben?«
    »Er ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zu mir gekommen. Pedro wollte nicht mit ihm reden. Felsen hatte herausgefunden, dass ich der Anwalt war, der die neue Satzung entworfen hatte. Er erzählte mir seine Geschichte, die ich damals als Hirngespinst abtat.«
    »Doch Sie sind zu ihm zurückgekommen, nachdem …«
    »Ja«, unterbrach er mich barsch.
    »Wann haben Sie erfahren, dass Manuel Abrantes Ihre Frau vergewaltigt hatte?«
    »Vergewaltigt?« , fragte er.
    »War es nicht so, Senhor Doutor?«
    »Wenn er sie vergewaltigt hätte, hätte sie es mir doch erzählt, oder? Sie hätte nicht gewartet, bis ich in die Augen eines Kindes blickte, von dem ich sofort wusste, dass es nicht meins war … das hätte sie ihrem Mann doch bestimmt erzählt, Inspektor.«
    Ich wusste nicht genau, ob ich es nicht vielleicht mit einem Hauch von Wahn zu tun hatte. Glaubte er wirklich, seine Frau wäre einverstanden gewesen, oder benutzte er diese verdrehte Logik des Gehörnten, um seine Taten zu rechtfertigen?
    »Hat Ihre Frau gesagt, dass er sie vergewaltigt hat?«
    »Pah!« , sagte er und wandte demonstrativ und ruckartig den Kopf zu einer der Jagdszenen an der Wand. Zu diesem Thema würde er keine weiteren Fragen beantworten.
    »Was wusste Senhor Felsen von Ihrem … Plan ?«, fragte ich.
    »Er war der Schlüssel«, sagte er und sah mich wieder an. »Durch meine Tätigkeit für Joaquim Abrantes wusste ich eine Menge, aber das mit dem Gold hatte ich nie gehört. Er hat nie darüber gesprochen, genauso wenig wie Pedro, der brave Sohn.«
    »Sie wussten also nichts von der Existenz der beiden verbliebenen Goldbarren?«
    »Das war Glück …«, meinte er.
    »Er hat Ihnen auch von Maria Antónia Medinas erzählt.«
    Dr. Oliveira kaute auf seinem Daumennagel und nickte.
    »Wie sind Sie an António Borrego herangetreten?«
    »Wie an alle … über Lourenço Gonçalves.«
    »Wann haben Sie beschlossen, Ihre Tochter als Köder zu benutzen?«
    » Meine Tochter?«
    »Catarina … Oliveira«, fügte ich hinzu.
    »Gonçalves berichtete, dass sie beide dieselbe pensão frequentierten. Er ermittelte weiter und entdeckte, dass Abrantes immer im Nebenzimmer war, wenn sie in der pensão war. Später untersuchte er den Raum und fand den Spiegel. Aus dieser Ausgangslage ergab sich der Plan.«
    »Hatte Gonçalves keine Schwierigkeiten, António Borrego zu einem Mord an dem Mädchen zu überreden?«
    »Ich war überrascht, dass er sie getötet hat. Ich kann nur annehmen, dass irgendwas schief gelaufen ist, dass sie sein Gesicht gesehen hat, sodass er gezwungen war, sie zu erwürgen. Ich weiß nicht genau, wie Gonçalves Borrego den Plan nahe gebracht hat, aber er hat mir erzählt, dass Borrego, nachdem er wusste, wer sie war und in welcher Beziehung sie zu Miguel Rodrigues stand, offenbar nur noch schwer zu kontrollieren war. Ich glaube, er war einfach aus dem Gleichgewicht geraten. Manuel Abrantes hatte schließlich seine Frau und sein ungeborenes Kind getötet.«
    »Hat irgendwer danach mit Borrego gesprochen?«
    »Gonçalves … als er die Kleider abgeholt hat.«
    »Hat er Borrego nicht gefragt, was passiert ist?«
    »Laut Borregos Version ist er ihnen in den Monsanto-Park gefolgt und hat beobachtet, wie der Mercedes die Straße verlassen hat. Er hat den Wagen abgestellt und sich durch die Bäume angeschlichen. Dann hat er gesehen, wie der Wagen heftig auf und ab wippte, und gehört …«, er räusperte sich, »… gehört, wie das Mädchen geschrien hat. Abrantes ist ausgestiegen, hat die Beifahrertür aufgemacht, sie aus dem Wagen gezerrt und sie am Boden liegen lassen. Borrego hat gewartet, bis der Wagen weg war, und …«
    »Und was?«, fragte ich, entschlossen, ihn dazu zu zwingen, alles auszusprechen.
    »Er hat sie geschlagen.«
    »Womit?«
    »Er hat mit einem Hammer auf ihren Hinterkopf geschlagen, Inspektor. Das wissen Sie. Lassen Sie uns
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