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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken
Autoren: Agatha Christie
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Antwort, die meinen Ideen entsprach: Die Zofe, Madeleine, hatte das Flugzeug infolge einer erst in letzter Minute von ihrer Herrin getroffenen Entscheidung benutzt.»
    Poirot hielt inne, worauf Mr Clancy etwas unsicher einwarf: «Verzeihung, mir ist da manches nicht ganz klar…»
    «Wann hörten Sie denn endlich auf, mich als den Mörder zu betrachten?», forschte Norman Gale.
    Der Belgier schnellte zu ihm herum.
    «Niemals! Sie sind der Mörder…! Warten Sie, ich werde Ihnen alles darlegen. Während der letzten Wochen haben Inspektor Japp und ich allerhand Arbeit geleistet. Es stimmt, dass Sie Ihrem Onkel John Gale zu Gefallen Zahnarzt wurden. Als Sie in seine Praxis eintraten, nahmen Sie sogar seinen Namen an; denn Sie waren der Sohn seiner Schwester, nicht seines Bruders. Ihr richtiger Name lautet Richards. Und als Richards lernten Sie im vergangenen Winter Anne Morisot in Nizza kennen, als sie dort mit ihrer Herrin weilte. Die Geschichte, die sie uns im Büro Maître Thibaults erzählte, war wahr, soweit die Daten ihrer Kindheit in Betracht kamen; den letzten Teil jedoch hatten Sie sorgfältig umgemodelt. Anne Morisot kannte nämlich den Mädchennamen ihrer Mutter. Giselle, in Monte Carlo anwesend, wurde ihr oder Ihnen gezeigt, und bei dieser Gelegenheit wurde auch ihr eigentlicher Name erwähnt. Nun vergegenwärtigten Sie sich, dass dort ein riesiges Vermögen winkte. Das reizte Ihre Spielernatur. Dann erfuhren Sie durch Anne Morisot von Lady Horburys Verbindung zu Giselle, woraufhin allmählich der Plan des Verbrechens in Ihrem Kopf Gestalt annahm. Giselle musste in einer Weise ermordet werden, die den Verdacht auf Lady Horbury lenkte. Ihre Pläne reiften und trugen schließlich Frucht. Sie bestachen Meunier von der Fluggesellschaft, sodass Giselle im gleichen Flugzeug saß wie Lady Horbury. Anne Morisot hatte Ihnen beiläufig erzählt, dass sie selbst für die Überfahrt das Schiff benutzte. Infolgedessen rechneten Sie auch nicht mit Annes Anwesenheit im Flugzeug, die Ihre Pläne ernstlich gefährdete. Wenn es durchsickerte, dass Giselles Tochter und Erbin mit dem Flugzeug gereist war, würde sich natürlich der Argwohn auf sie richten. Nach Ihrem ursprünglichen Plan sollte sie ihre Ansprüche auf die Erbschaft anhand eines einwandfreien Alibis geltend machen, da sie zur Zeit des Verbrechens im Zug oder auf dem Schiff gewesen sein würde.
    Und dann hätten Sie Anne Morisot geheiratet, die damals in Sie vernarrt war. Aber Sie legten nur auf das Geld Wert, nicht auf das Mädchen selbst.
    Hinzu kam eine andere Verwicklung. In Le Pinet sahen Sie Mademoiselle Jane Grey und verloren Ihr Herz an sie. Und Ihre Leidenschaft trieb Sie, ein noch gefährlicheres Spiel zu wagen.
    Sie beabsichtigten, sowohl das Geld als auch das Mädchen, das Sie liebten, zu gewinnen. Ja, Norman Gale, Sie verübten einen Mord um des Geldes willen und waren durchaus nicht gesonnen, auf die Früchte des Verbrechens zu verzichten. Daher schüchterten Sie Anne Morisot ein, indem Sie ihr auseinandersetzten, dass man sie unbedingt des Mordes beschuldigen würde, wenn sie mit ihren berechtigten Erbschaftsforderungen sofort hervortrat.
    Und dann beschwatzten Sie sie, einige Tage Urlaub zu nehmen und sich mit Ihnen in Rotterdam trauen zu lassen.
    Sie schärften ihr ein, wie sie ihr Geld zu verlangen habe.
    Sie solle nichts von ihrer Beschäftigung als Zofe sagen und es möglichst so darstellen, als ob sie und ihr Gatte drüben gewesen seien, als der Mord geschah.
    Unglücklicherweise fiel das für Anne Morisots Pariser Reise und für ihre Erbschaftsforderung angesetzte Datum mit meiner Ankunft in Paris zusammen, wohin mich Miss Grey begleitet hatte.
    Das passte Ihnen durchaus nicht in den Kram; konnten doch sehr leicht Mademoiselle Jane oder ich selbst in Anne Morisot die Madeleine erkennen, die Lady Horburys Zofe gewesen war.
    Sie versuchten daher, rechtzeitig Verbindung mit ihr aufzunehmen, was Ihnen indes nicht glückte. Schließlich kamen Sie ebenfalls nach Paris und fanden heraus, dass Anne den Anwalt bereits aufgesucht hatte. Als sie ins Hotel zurückkehrte, erzählte sie Ihnen von ihrem Zusammentreffen mit mir. Die Dinge nahmen eine gefährliche Wendung, und so beschlossen Sie, rasch zu handeln.
    Von vornherein hatten Sie geplant, dass Ihre junge Gattin sich des ererbten Reichtums nicht lange erfreuen sollte. Unmittelbar nach der Hochzeit hatten Sie beide eine letztwillige Verfügung getroffen und sich gegenseitig zum Alleinerben
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