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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken
Autoren: Agatha Christie
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dauerte geraume Zeit, bis die Verbindung hergestellt war, aber dann lächelte Poirot das Glück, denn Cicely Horbury befand sich zuhause.
    «Wollen Sie Lady Horbury bitte bestellen, dass Hercule Poirot sie von Paris aus sprechen möchte», sagte er zu dem Butler, der sich in London meldete. Es verstrichen ein paar Sekunden. «Hallo, sind Sie es, Lady Horbury? Nein, nein, es ist alles in bester Ordnung. Wirklich, ich schwöre es Ihnen. Ich wollte Sie nur etwas fragen. Ja… Wenn Sie von Paris nach England fliegen, nehmen Sie Ihre Zofe dann für gewöhnlich mit im Flugzeug, oder benutzt sie den Zug? Den Zug… Und bei jener besonderen Gelegenheit… Ah, ich verstehe…! Sind Sie sicher? Wie, sie ist nicht mehr bei Ihnen? Von heute auf morgen verschwunden? Mais oui, schwärzester Undank! Ganz recht – man macht immer wieder traurige Erfahrungen mit Zofen und Dienern… Nein, nein, Sie brauchen sich nicht zu sorgen. Auf Wiedersehen! Und besten Dank für die Auskunft.»
    Er legte den Hörer auf die Gabel und drehte sich blitzschnell nach Fournier um… seine grünen Augen funkelten.
    «Mein Freund, Lady Horburys Zofe reiste für gewöhnlich mit der Eisenbahn und dem Schiff. Aber am Tag von Giselles Ermordung entschied Lady Horbury in allerletzter Minute, dass Madeleine diesmal ebenfalls das Flugzeug benutzen solle.» Er packte den Arm des Franzosen. «Rasch, Fournier. Wir müssen zu ihrem Hotel. Sollte meine kleine Idee korrekt sein – und mehr denn je bin ich davon überzeugt –, so ist Eile geboten.»
    «Aber ich…»
    Fournier redete ins Leere, da Poirot bereits auf die Drehtür zujagte. Und mit langen Schritten rannte er hinter dem Kleinen her.
    Hercule Poirot stand schon mit einem Fuß auf dem Trittbrett eines Taxis und nannte dem Chauffeur Anne Morisots Adresse.
    «Aber fahren Sie schnell, so schnell Sie können!», mahnte er.
    Fournier kletterte ihm nach, während das Auto bereits anfuhr. Unsanft fiel er in eine Ecke.
    «Weshalb dieses verrückte Tempo?», stieß er hervor.
    «Weil Anne Morisot, sofern meine kleine Idee stimmt, in höchster Gefahr schwebt.»
    «Na, na!», meinte Fournier etwas skeptisch.
    «Ich habe Angst, mein Lieber, entsetzliche Angst… Mein Gott, wie dieses Taxi schleicht!» – Poirot war ungeheuer erregt…
    Das Taxi sauste in diesem Augenblick mit beträchtlicher Geschwindigkeit dahin und verdankte es nur dem vorzüglichen Augenmaß des Chauffeurs, dass es ungefährdet durch die Fährnisse des Verkehrs kam.
    «Ja, es schleicht derartig, dass in spätestens einer Minute ein Unfall geschehen wird», entgegnete Fournier trocken. «Und Mademoiselle Grey sitzt derweilen in der Halle und wartet auf unsere Rückkehr vom Telefon. Finden Sie unser Benehmen sehr höflich?»
    «Höflichkeit oder Unhöflichkeit – wenn es sich um Tod und Leben handelt, ist alles andere gleich.»
    «Tod und Leben?» Der Franzose zuckte die Achseln, und im Stillen überlegte er: Wie bringe ich ihm nur Vernunft bei? Dieser störrische Alte gefährdet vielleicht die ganze Sache. Sobald die Frau merkt, dass wir ihr auf die Schliche gekommen sind…
    «Lieber Monsieur Poirot, wir müssen vorsichtig vorgehen», sagte er mit leiser, beschwörender Stimme.
    «Still! Sie verstehen nicht… Diese Angst foltert mich geradezu.»
    Mit einem Ruck hielt das Taxi vor dem ruhigen Hotel, in dem Anne Morisot wohnte, und als Poirot unter dem Portalbogen stand, versuchte Fournier noch einmal sein Heil.
    «Monsieur Poirot, ich habe die größte Hochachtung, die höchste Bewunderung für Ihre Methoden, aber ich fühle, dass wir uns vor jeder Übereilung hüten müssen. Hier in Frankreich trage ich die Verantwortung für die Führung dieses Falles…»
    «Übereilung haben Sie von mir nicht zu befürchten», unterbrach der Belgier ihn. «Wir ziehen Erkundigungen beim Portier ein. Wenn Madame Richards sich hier befindet und sich nichts ereignet hat, dann können wir in Ruhe unsere folgenden Schritte erörtern. Haben Sie auch dagegen etwas einzuwenden?»
    «Nein.»
    «Gut.»
    Poirot betrat die Halle und ging auf den Empfang zu.
    «Bei Ihnen wohnt, glaube ich, eine Mrs Richards.»
    «Nein, Monsieur. Sie wohnte hier, bis heute.»
    «Wie, sie ist abgereist?», fiel Fournier ein.
    «Ja, Monsieur.»
    «Wann hat sie das Hotel verlassen?»
    Der Mann warf einen Blick auf die Uhr, ehe er antwortete.
    «Vor einer guten halben Stunde.»
    «Kam ihre Abreise unerwartet? Wohin ist sie gefahren?»
    «Wohin?», wiederholte der Pförtner eisig und schien
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