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0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

Titel: 0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
Autoren: Marihuana ist kein blauer Dunst
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Die Aufgabe war lebensgefährlich, und ich wusste es.
    Als ich die Bar betrat, war es neun Uhr abends, und der Laden war gerade geöffnet worden. Der Portier schob noch seine Mütze zurecht, als ich an ihm vorbeiging. Er beeilte sich trotzdem, mir die Tür aufzureißen. Ich tippte an den Hutrand.
    Die Musiker des Trios hatten ihre Plätze noch nicht eingenommen. Die beiden Kellner zupften an ihren Krawatten. Eine der Bardamen malte in ihrem Gesicht. Steve Conally kam gerade aus seinem Büro und überblickte den Laden, und ich wusste, dass Steve Conally der Meinung war,, es sei sein Laden, den er überblickte. Ich war hier, um ihm diese Illusion zu nehmen.
    Einer der Kellner erspähte mich und schoss auf mich zu.
    »Einen Tisch, Sir? Nahe an der Kapelle? Oder lieber etwas im Hintergrund?«
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »John«, antwortete er verbiestert.
    »Hat dein Vater dir keinen Namen hinterlassen?«
    »Wie? Ich… heiße Sullivan, Sir. John Sullivan.«
    »John Sullivan, du hast einen Fettfleck auf dem Frack. In drei Minuten will ich den Fleck nicht mehr sehen.«
    Ich ließ den Kellner mit dem Gesicht eines verstörten Ochsen stehen und steuerte die Bar an.
    Dort musferte ich den Flaschenbestand, aber ich blieb dabei nicht diesseits der Theke, sondern kurvte auf die andere Seite in jenen geheiligten Bezirk, in dem nur Mixer, Bardamen, selten ein Kellner und der Chef etwas zu suchen haben.
    Das endlich brachte Steve Conally in Bewegung. Er schoss mit großen Schritten herbei.
    »Kommen Sie da weg, Mann!«, befahl er grob. »Sie haben da nichts zu suchen. Um neun Uhr sollte man noch nicht betrunken sein.«
    Ich nahm mir ein Glas, goss es aus der nächsten griffnahen Flasche voll, hob es gegen Conally und trank es aus.
    »Das, Steve«, sagte ich, »war der erste Schluck, den ich heute zu mir nehme.«
    Er stand dort, wo seiner Meinung nach ich zu stehen hatte, und ich befand mich dort, wo ich seiner Meinung nach überhaupt nicht hingehörte.
    »Ich komme von Albert, mein Freund«, sagte ich. »Und ich übernehme diesen Laden.«
    Manche Leute zucken zusammen, wenn es donnert, andere, wenn man ihnen eine Pistole unter die Nase hält. Steve Conally duckte sich, als ich den Namen Albert aussprach.
    Ich schob ihm ein Glas zu, füllte es und goss auch mein Glas wieder voll.
    »Trink es auf den Schreck, Steve oder auf meine Gesundheit. Ich kann mir vorstellen, dass du davon geträumt hast, dir die Bar unter den Nagel zu reißen, als Reno die Kugeln nicht vertragen hatte, die ihm die Konkurrenz schickte. Tut mir leid, Steve, aber Albert hält dich anscheinend für zu jung.«
    Conally erholte sich von dem Schreck.
    »Du kannst mich nicht bluffen«, sagte er, und er sagte es viel zu laut, um den Eindruck erwecken zu können, er sei seiner Sache sicher. »Wie willst du beweisen, dass Albert dich schickt?«
    »Gar nicht«, antwortete ich fröhlich. »Ich bin hier, und das genügt.«
    »Das denkst du!« Jetzt schrie er. »Mir genügt es nicht.«
    »Du kannst dich bei Albert beschweren«, entgegnete ich und grinste.
    Niemand wusste, wo Albert wohnte, wie er wirklich hieß und welchen Kopf er auf dem Hals trug. Es gab Leute, die glaubten, dass Albert überhaupt nicht existiere, aber andere Leute hatten die Leichen von Männern gesehen, die Alberts Befehle nicht ausgeführt hatten, und solche Leute glaubten an Alberts
    Existenz mit der felsenfesten Überzeugung, mit der sie an das Finanzamt glaubten.
    Kein Zweifel, dass auch Steve Conally zu den Gläubigen gehörte, aber der Traum, Chef der Seven Stars Bar zu werden, zu sein und zu bleiben, hatte ihm zu gut geschmeckt, um ihn so rasch aufgeben zu können.
    »John!«, rief er dem Kellner zu. »Hol Freddy rein!«
    Sullivan, mit dem Fettfleck auf dem Frack, flitzte hinaus und kam nach ein paar Minuten mit dem Portier wieder.
    »Freddy«, sprach Conally im Feldherrenton. »Der Mann will gehen!«
    Ich trank langsam mein Glas leer. Freddy, der Portier, kam an die Bartheke und wedelte mit seiner nicht kleinen Hand.
    »Vorwärts, mein Junge«, schnauzte er grob. »Beeile dich, oder ich mache dir Beine!«
    Ich blieb vor Conally stehen.
    »Steve, weißt du nicht, was Albert mit Leuten macht, die seinen Anordnungen nicht gehorchen?«
    Sein Gesicht wurde um einen Schein blasser, aber Portier Freddy verlor die Geduld. Er griff nach meiner Schulter.
    »Komm schon, Jüngling! Keine langen Reden mehr!«
    Ich war ganz seiner Meinung. Ich drehte mich aus seinem Griff und schlug zu. Freddys
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