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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken
Autoren: Agatha Christie
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Schauspieler, der gut und gern den amerikanischen Käufer des Blasrohrs gespielt und auch den Angestellten der Universal Airlines bestochen haben mochte, damit dieser die Giselle mit dem Mittags-Flugzeug reisen ließ.
    Wie die Dinge lagen, hatte ich sozusagen ein Problem in zwei Hälften. Ich sah nicht, wie es für Lady Horbury möglich gewesen sein soll, das Verbrechen zu begehen; und ich konnte nicht erkennen, welches Motiv die Stewards, Mr Clancy oder Norman Gale treiben sollte, es zu begehen.
    In meinem Hirn aber bohrte unablässig der Gedanke an Giselles unbekannte Tochter und Erbin. Waren einige meiner vier verdächtigen Personen verheiratet? Und wenn – konnte eine der Ehefrauen diese Anne Morisot sein?
    Mitchells Frau strich ich sehr rasch; sie ist vom guten alten Dorset-Schlag. Aber Davis warb um ein Mädchen, dessen Vater und Mutter noch leben. Mr Clancy führte ein Junggesellendasein, und Mr Gale war offensichtlich bis über beide Ohren in Miss Jane Grey verschossen.
    Ich will nicht verschweigen, dass ich heimlich Miss Greys Vorleben aufs genaueste überprüfte, nachdem ich zufällig von ihr erfahren hatte, dass sie in einem Waisenhaus bei Dublin aufgewachsen war. Doch schon bald überzeugte ich mich davon, dass keine Verwandtschaft zwischen ihr und Giselle bestand.
    Dann fertigte ich, wie mein Freund Japp weiß, eine Liste über die Ergebnisse meiner Untersuchungen an.
    Den Stewards erwuchs durch Madame Giselles Tod weder ein Verlust noch ein Gewinn. Mr Clancy plante ein Buch über das Thema, von dem er sich Ruhm und klingende Münze versprach.
    Mr Gale verlor zusehends seine Patienten – also nichts Positives!
    Und dennoch hegte ich damals die feste Überzeugung, dass Mr Gale der Mörder sei. Die leere Streichholzschachtel, der Inhalt seines Handkoffers – das sind Dinge, sagte ich mir, die man nicht übersehen kann. Anscheinend brachte ihm der Tod Giselles statt Gewinn nur Verlust. Doch warum sollte dieser Schein nicht trügen?
    Daher entschloss ich mich, die Bekanntschaft mit Mr Gale zu pflegen. Meiner Erfahrung nach verrät sich im Laufe einer Unterhaltung jeder früher oder später.
    Jeder Mensch hat einen unwiderstehlichen Drang, über sich selbst zu reden.
    Ich versuchte, Mr Gales Vertrauen zu erringen, und überredete ihn sogar, mir zu helfen, indem er sich Lady Horbury als angeblicher Erpresser näherte.
    Und da unterlief ihm der erste Fehler.
    Ich hatte eine leichte Verkleidung angeregt. Er aber stellte sich bei mir in einer geradezu unmöglichen, lächerlichen Aufmachung ein. Eine Posse war das Ganze! Niemand, selbst nicht der untalentierteste Stümper, konnte eine Rolle so schlecht spielen, wie er sie mir da vorspielte. Aus welchem Grunde stellte er sich so unbegabt?
    Weil er im Bewusstsein seiner eigenen Schuld sich scheute, sein Talent als Schauspieler zu offenbaren.
    Nachher jedoch, als ich seine lächerliche Verkleidung berichtigt hatte, zeigte sich seine kunstvolle Gewandtheit. Er spielte seine Rolle so ausgezeichnet, dass Lady Horbury ihn nicht wieder erkannte. Und dies überzeugte mich, dass er sich in Paris als Amerikaner verkleidet und auch im Flugzeug die dort anliegende Rolle gespielt haben konnte.
    Inzwischen plagte mich die Sorge um Mademoiselle Jane. Entweder steckte sie mit ihm unter einer Decke oder sie war völlig unschuldig, und im letzteren Fall lief sie Gefahr, sein Opfer zu werden. Der Tag konnte und musste kommen, der sie als Frau eines Mörders sah. Das war mir so klar wie nur etwas.
    Um eine übereilte Heirat zu verhindern, nahm ich Mademoiselle als meine Sekretärin mit nach Paris, und während wir uns dort aufhielten, meldete sich die fehlende Erbin. Sofort stutzte ich wegen einer Ähnlichkeit, über die ich mir indes nicht klar zu werden vermochte. Als mir dann endlich die Augen aufgingen, war es zu spät.
    Zuerst schien die Entdeckung, dass sie sich im Flugzeug befunden und in dieser Beziehung gelogen hatte, alle meine Theorien über den Haufen zu werfen. Hier war die Person, für deren Schuld erdrückende Beweise vorlagen!
    Doch wenn sie schuldig war, so hatte sie einen Helfershelfer – den Mann, der das Blasrohr kaufte und den Angestellten der Airlines bestach. Wer war dieser Mann? Ihr Gatte etwa?
    Und dann sah ich plötzlich die wahre Lösung. Wahr allerdings nur, sofern ein Punkt bewiesen werden konnte.
    Denn für meine Lösung war es nötig, dass Anne Morisot eigentlich nicht hätte mitfliegen sollen.
    Ich telefonierte mit Lady Horbury und erhielt eine
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