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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux
Autoren: Paul Grote
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anrufen, dachte Martin. Er war einen guten Schritt vorangekommen.
    Langsam schlich er zu einem Rollcontainer und zog ihn wie einen Schild zentimeterweise neben sich bis kurz vor den Tank, an den der Schlauch angeschlossen war. Hier unten war es sehr hell, außerdem flackerten die Neonröhren, sodass ein Blitzlicht nicht besonders auffallen würde. Martin machte die erste Aufnahme, wartete, machte eine zweite, wurde mutiger, verließ das Versteck und suchte eine neue, seitliche Perspektive. Er robbte in den Tank und nahm die Rohrleitung auf, die zu dem versteckten Tank führte. Wenn das kein Grund für eine Hausdurchsuchung war ... Zumindest Zoll und Finanzverwaltung würden sich freuen ...
    Lautlos kroch er zurück und schlüpfte hinter den Container, gerade rechtzeitig, denn ein Arbeiter kam herunter, verhielt den Schritt. Martin stand stocksteif und atmete lautlos. Nach einer endlosen Minute entfernte sich der Mann. Schwein gehabt, dachte Martin und fing an, den Container zurück in Richtung Treppe zu schieben. Da blockierte eines der kleinen Räder. Er stemmte sich dagegen, vergebens. Der Container neigte sich, bewegte sich aber keinen Zentimeter vorwärts, stattdessen klirrten die Flaschen. Jetzt war alles aus, verfluchter Dreck, das war zu laut. Er wagte nicht mehr zu atmen. Doch nichts geschah, also hatte niemand etwas gehört. Gott sei Dank. In diesem Moment kam der Arbeiter zurück - und Martins Handy klingelte.
    Das war das Ende. Martin nahm das Handy aus der Tasche und drückte auf ‹Antworten›. Dann steckte er das Handy weg und zog dafür den Revolver, entsicherte und spannte den Abzug. Seine Hand zitterte nicht, als er aus dem Schatten trat.
    Der Nordafrikaner riss die Augen auf und wich angsterfüllt zurück, rief etwas in einer kehligen Sprache und ging rückwärts die Treppe rauf, eine Hand am Geländer. Oben erschienen drei weitere Arbeiter, zwei mit Schraubenschlüsseln, der dritte hielt eine kurze Eisenstange. Martin zweifelte nicht, dass sie ihre Prügel benutzen würden, wenn der Revolver nicht gewesen wäre.
    Garenne erschien und blickte herunter. «Sag ihnen, sie sollen Platz machen», sagte er zu jemandem, der außerhalb von Martins Blickfeld stand, dessen Stimme er aber sofort erkannte, als er laute Anweisungen gab - es war der Lagerleiter von LaCroix.
    Er beugte sich über das Geländer und winkte ihm hämisch zu. Martin wunderte sich überhaupt nicht, dass er zu Garennes Fälschern gehörte. «Ich wollte ihn damals gleich abservieren, aber dieser Kommissar Grivot ist dazwischengekommen», sagte der Lagerleiter siegessicher zu Garenne.
    «Grivot - ein Kommissar? Wieso haben Sie mir das nicht gesagt?», schnauzte dieser den Lagerleiter an. «Sie verfluchter Idiot! Bin ich nur von Trotteln umgeben? Und der boche führt mich vor, und ich zeige einem Polizisten mein Château? Das reicht. Komm rauf, Bongers, dein Auftritt in Bordeaux ist vorbei. Ich weiß, du hast ’ne Pistole. Ich habe auch eine!» Garenne zog jedoch keine heraus, Martin nahm an, dass er bluffte.
    Jetzt ging es um sein Leben. Er durfte sich keinen Fehler erlauben, nicht die kleinste Unsicherheit zeigen, sonst war er tot. Sie würden ihn umbringen, wenn nicht hier, dann woanders. Was hatten Sichel und er ausgerechnet? Vier oder fünf Millionen Euro, die in dieser Nacht mit dem neuen Jahrgang verdoppelt wurden?
    Martin bedeutete den Arbeitern, die Treppe freizugeben. Der Revolver in seiner Hand sprach eine Sprache, die international verstanden wurde, und die Männer zogen sich wieder zurück, Garenne und der Lagerleiter sahen auf das Geländer gestützt Martin entgegen. Langsam kam er Stufe für Stufe hinauf, Garenne nicht eine Sekunde lang aus den Augen lassend, der seinen Blick ungerührt erwiderte. Martin hielt die Waffe auf seinen Bauch gerichtet, was ihn anscheinend wenig beeindruckte.
    «Sie sind weit gekommen, Monsieur Martin, weiter als Ihr verstorbener Freund, meine Hochachtung. Aber das nutzt Ihnen nun auch nichts mehr. Wieso befassen Sie sich mit Sachen, die Sie nichts angehen? Kein Hahn wird nach Ihnen krähen, Sie sind so gut wie tot...»
    Das war er keineswegs. Wenn Garenne eine Waffe gehabt hätte, hätte er sie längst benutzt, oder hinderte ihn die Anwesenheit so vieler Zeugen? Martins Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, keine Bewegung durfte ihm entgehen. Das Wichtigste war, sich den Rücken freizuhalten.
    «Sagen Sie den Männern, sie sollen die Prügel fallen lassen, der da auch, den
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