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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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spinnen, das halt ich im Kopf nicht aus!« raunzt Bienzle.
    Gächter ermuntert: »Na, dann zählen Sie doch mal aus!«
    Haußmann, leicht beleidigt, aber seiner Sache sicher, deklariert: »Raus ist Bäuerle, raus ist Hedwig, raus ist Fontana, raus ist der junge Jarosewitch; Grüner raus und Korbut raus... Da ist nur noch einer...«
    »Heinrich Bernsteiner«, vollendet Gächter, ohne sein Pokergesicht zu verziehen.
    »Nennen Sie das kriminalistische Arbeit?« fragt Bienzle bissig.
    Gächter lacht. »Das ist geniale Intuition!«
    »Und die Waffe?« fragt Bienzle, immer ärgerlicher.
    »Ist doch klar!« sagt Haußmann. »Wenn Bäuerle den jungen Jarosewitch reinlegen wollte und wenn er den Mörder angestiftet, vielleicht sogar begleitet hat - dann liegt es doch nahe, daß er die Waffe dem jungen Jarosewitch unterschiebt.«
    »So könnte es gewesen sein«, meint Gächter.
    »So könnte es gewesen sein, so könnte es gewesen sein!« äfft ihn Bienzle nach. »Noch in keinem Fall habe ich diesen blöden Satz so oft gehört!«
    Zwei Stunden später, früh um fünf Uhr klingelt der Kriminalmeister Ganter in Begleitung eines uniformierten Beamten an Hedwig Jarosewitchs Villa. Verschlafen öffnet Heinrich Bernsteiner.
    »Was wollen Sie denn?«
    Ganter antwortet formvollendet: »Ich verhafte Sie wegen Mordes an Knut Jarosewitch, und ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie im Weiteren sagen, gegen Sie verwendet werden ...«
    Bernsteiner reagiert blitzartig. Er knallt dem Kripobeamten seine Faust vor die Brust und rennt an dem taumelnden Ganter vorbei. Aber der Uniformierte, der Heini, den Allzweckangestellten, bereits nach dessen kurzem Disput mit Bienzle verfolgen wollte, der, der hundert Meter in zehnkommaneun läuft, hat ihn noch vor dem Gartenzaun erreicht und zu Boden gerissen.
    Die Dogge, die inzwischen ebenfalls aus dem Haus getrottet kam, hält das Ganze für ein Spiel und tollt mit auf dem gepflegten Rasen herum.
    Am nächsten Tag bittet Gächter seinen Chef, noch 24 Stunden in Baden- Baden bleiben zu dürfen; er darf und verbringt einen amüsanten Abend mit einer ständig redenden Telefonistin. Haußmann nimmt den nächsterreichbaren Zug nach Stuttgart, um seine Freundin noch vor dem Abendessen überraschen zu können. Bienzle kutschiert mit dem Dienstwagen zurück.
    »Der Kommissar«, erzählt Gächter seiner Tisch- und Tanzpartnerin, »sitzt jetzt bestimmt im Büro und feilt an seinem Bericht für die Pressekonferenz ...«
    Die Partnerschaft wird im Weiteren auf anderer Ebene fortgesetzt.
    Aber der Hauptkommissar Ernst Bienzle sitzt im Karl-Olga-Krankenhaus, erzählt von Narciso Yepes, von einem Konzert Louis Armstrongs im Jahr 1961, das er nie vergessen wird, von seinen Versuchen, Bach wie Jacques Loussier zu spielen… Als er schließlich von einer Schwester, die ungewöhnlich nachsichtig gewesen ist, weggeschickt wird, küßt er seine Zuhörerin zweimal auf die Nasenspitze und, in einem Anflug von Wagemut, flüchtig sogar einmal auf den Mund.
    Noch vom Krankenhaus aus ruft er Hanna, seine Frau, an. In zwanzig Minuten wird er zu Hause sein…
    Hanna steht am Fenster. Sie winkt ihm ein wenig zaghaft zu, als er vorfährt. Er hebt die Hand zum Gruß und geht dann mit schweren Schritten ins Haus.
    Der Tisch ist gedeckt. Das Zimmer ist blitzsauber und gemütlich wie immer. Mit routinierten Bewegungen trägt Frau Bienzle das Essen auf. Ernst Bienzle streckt sich. Er fühlt sich behaglich, geborgen und gelangweilt.
    »Ich bin so froh, daß du wieder da bist«, sagt Hanna und setzt sich neben ihren Mann auf die Sessellehne.
    Bienzle ist, wenn er ehrlich ist, auch froh darüber.
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