Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
Vorschein, die Jarosewitch mit einer Schulter hochstemmt und über den Rand der Grube schiebt. Sie sieht so aus, als sei sie aus Stahlblech, und sie hat zwei solide Schlösser. Jarosewitch klettert aus der Grube, schleppt die Kiste zum Wagen - sie ist offensichtlich schwer -, klappt den Beifahrersitz vor und verstaut sie auf dem Rücksitz. Dann deckt er sie mit einer Wolldecke zu.
    Wenn da der Schmuck drin ist, denkt Bienzle, dann heißt's wieder, dem Kerl fliegt wieder alles wie von selber zu... Aber in diesem Moment ist es für ihn schon gar keine Frage mehr, daß der Schmuck aus dem Ruhrgebiet just in diesem Stahlbehältnis ist.
    Behutsam steigt er von dem Hackklotz und schleicht sich zur Garagentür vor. Er schielt um die Ecke und sieht gerade noch, wie Jarosewitch ein zweites Mal in die Grube hinabsteigt. Ein schmaler Lichtkegel gleitet über die dunklen Grubenwände. Bienzle legt sich flach neben den Porsche, um durch die Ritzen zwischen den Brettern etwas erkennen zu können. Und er erkennt etwas: Jarosewitch öffnet einen Werkzeugkasten, der in die Wand eingelassen ist, und holt eine Pistole heraus. Er dreht sie ein paarmal in der Hand hin und her, scheint unschlüssig zu sein, legt sie in den Kasten zurück und nimmt sie schließlich doch wieder heraus, um sie in die rechte Jackentasche zu stecken.
    Bienzle richtet sich auf und wartet, bis Jarosewitch wieder aus der Grube geklettert ist und die Bretter ordnungsgemäß an ihren Platz gelegt hat. Er fängt wieder an zu pfeifen und will gerade zum Treppenhaus gehen, da tritt Bienzle vor und fragt im Konversationston:
    »Sie wollen verreisen?«
    Jarosewitch bleibt ruckartig stehen und dreht sich langsam um. »Wer sind Sie?« fragt er und faßt in die rechte Jackentasche.
    »Lassen Sie die Pistole drin«, sagt Bienzle und lädt ostentativ seine Dienstwaffe durch.
    »Was für eine Pistole?«
    »Ja, das möchte ich auch gerne wissen, was das für eine Pistole ist.« Bienzle lächelt selbstzufrieden. »Bevor Sie fahren, hätte ich gern ein paar Takte mit Ihnen geredet. Mein Name ist Ernst Bienzle, ich bin Kriminalhauptkommissar und Leiter der Stuttgarter Mordkommission. Ich untersuche den Mord an Knut Jarosewitch.«
    »Ach so«, sagt sein Gegenüber, als ob damit alles erklärt wäre.
    »Drehen Sie sich mal um, und heben Sie Ihre Hände an die Wand... Einen Schritt zurück... So ist es gut.« Bienzle tastet Jarosewitch ab, zieht die Pistole mit spitzen Fingern vorsichtig aus der Jackentasche und steckt sie in die eigene. »Gut so«, sagt er dann; »können wir das Gespräch oben fortsetzen?«
    »Gern«, sagt Jarosewitch, lächelt Bienzle freundlich an und geht die schmale Treppe von der Garage zum ersten Stock hinauf.
    »Und ein solches Idyll wollen Sie verlassen?« fragt Bienzle, als sie oben angekommen sind. Er sieht sich voller Bewunderung um. Alle Innenwände sind herausgenommen; nur das Fachwerk ist stehengeblieben. Die Balken teilen den Raum in verschiedene Flächen, ohne den Durchblick zu stören. Bequeme Ledersessel, Bücherregale und ein offener Kamin machen die Atmosphäre anheimelnd und gemütlich. An den Außenwänden moderne Graphik, sparsam verteilt. »Hier kann man's doch wirklich aushalten!«
    »Ich habe ja auch nicht die Absicht, auszuziehen«, sagt der adrette junge Mann. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Einen Whisky«, sagt Bienzle, der noch immer die Dienstwaffe in der rechten Hand hält.
    »Sind Sie ein Bruder des Ermordeten?«
    »Nein; sein Sohn aus der ersten seiner drei Ehen.«
    »Daß Sie nicht der Sohn seiner jetzigen Witwe sind, kann ich mir fast denken...«
    »Sehr intelligent«, höhnt Jarosewitch.
    »... sonst wär's ja auch eine echte griechische Tragödie«, fährt Bienzle ungerührt fort, »frei nach Ödipus... Denn daß Hedwig Jarosewitch Ihre Geliebte ist, werden Sie ja wohl kaum abstreiten.«
    Jarosewitch bringt ihm den Whisky und setzt sich dann in einen der hellen Ledersessel. »Sie sind gefährlich, Kommissar«, sagt er.
    »Nein, eigentlich nicht; ich hab nur gute Informationen... Wo waren Sie am vergangenen Wochenende?«
    »Hier.«
    »Zeugen?«
    »Ich lebe, wie Sie sehen können, allein.«
    »Also keine Zeugen«, stellt Bienzle fest. »Was ist in der Metallkiste, die Sie auf dem Rücksitz verstaut haben?«
    »Werkzeug.«
    »O du liabs Herrgöttle vo Biberach, verkaufet Sie me doch net für so domm!« Bienzle geht zum Telefon, das auf einem der Querbalken steht; dabei hält er seine Pistole auf Jarosewitch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher