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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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erfahren.«
    »Hat er Sie enterbt?«
    »Schon lange.«
    »Hm, hm... Wie sind Sie an den Schmuck gekommen?«
    »An welchen Schmuck?«
    »An die Viereinhalb-Millionen-Beute da unten in Ihrem Porsche.«
    Jarosewitch sieht Bienzle lange an, dann zuckt er die Achseln. »Sehr einfach: der Kurier hat das Zeug an mich übergeben statt an ihn.«
    »Und der Kurier war Hedwig, geborene Bäuerle?«
    »Sie werden sich wundern, warum ich Ihnen so bereitwillig Auskunft gebe...« Jarosewitch lächelt. »Ich sitze für das, was ich getan habe, noch nicht mal ein Jahr. Der Mord geht nämlich nicht auf mein Konto.«
    »Also habe ich recht?«
    »Ein bißchen Arbeit sollten Sie sich ja auch noch selber machen«, sagt Alfons und holt sich noch einen Whisky.
    »Das, was Sie da aus Ihrer Jugend erzählen, interessiert mich... Obwohl ich eher so ein Typ bin, wie Ihr Schulkamerad, zu dem Sie gegangen sind, wenn Sie einmal die - wie sagt man - Nestwärme einer Familie gesucht haben.«
    »Wir sollten das lassen; es wird eh schon zuviel psychologisiert. Ich kann's auf eine einfache Formel bringen: Ich habe meinen Vater gehaßt; ich habe an nichts so intensiv und planvoll gearbeitet wie daran, es ihm zu beweisen - ihm zu zeigen, daß ich besser oder doch genauso gut bin wie er... Und ich war bereit, ihn dabei zugrunde zu richten. Wenn Sie ein Motiv gesucht haben, brauchen Sie jetzt nicht weiterzusuchen. Aber ich habe ihn nicht umgebracht... Sehen Sie, Herr Kommissar, das ist Ihr Problem: Manchmal haben Sie einen Täter, aber kein Motiv; jetzt haben Sie ein Motiv, aber keinen Täter.«
    »Kann ich noch einen Whisky haben?« fragt Bienzle.
    »Mit Vergnügen.«
    Bienzle merkt, wie seine Hand, die immer die Pistole hält, sich immer mehr verkrampft; sie ist schweißnaß. Er zieht die Hand heraus, massiert sie und läßt sie dann doch wieder zurückgleiten.
    Jarosewitch hat ihn beobachtet. »Sie trauen mir nicht?«
    »Nein, ich traue Ihnen nicht.«
    »Sie denken, ich könnte jeden Moment etwas Irrationales tun... Sie denken auch, ich hätte meinen Vater auf dem Gewissen.«
    Bienzle fällt ein Satz aus dem Report ein, und ohne es eigentlich zu wollen, spricht er ihn laut vor sich hin: »Manche Opfer nehmen manchem Täter einen Teil des Schuldigwerdens ab...«
    Jarosewitch bleibt auf dem Weg von der Hausbar zu Bienzles Sessel ruckartig stehen. »Ist das von Ihnen?« fragt er, und seine Stimme klingt auf einmal belegt.
    »Nein«, sagt Bienzle, »aber es paßt trotzdem. Sie sind vielleicht nicht der Mörder, aber das mit dem Schuldigwerden bezieht sich ja nicht nur auf den, der den Abzug betätigt; es trifft auch den, der nur will, daß ein anderer nicht weiterlebt.«
    Jarosewitch setzt sich in einen Sessel und hat dabei noch beide Gläser in der Hand. »Ich dachte immer, Bewährungshelfer bekommt man erst nach Verbüßung der Strafe.«
    »Ihr Vater hat Sie also ein junges Leben lang getriezt?« fragt Bienzle und zieht endlich die schweißnasse Hand aus der Tasche.
    »Das sagte ich ja.«
    Bienzle trinkt und sieht Jarosewitch über den Glasrand hinweg versonnen an. »Aber es ist ja doch was aus Ihnen geworden.«
    »Im landläufigen Sinne, ja. Nur eben nicht das, was ich selber werden wollte. Ich bin eine Nachbildung, vielleicht auch eine Karikatur meines Alten... Wenn Sie wüßten! Er hat mal ein Buch von Rockefeller gelesen, von dem alten Rockefeller, dem Gründer der Dynastie… Begeistert war mein Vater, denn der alte Rockefeller schrieb pausenlos von den Entbehrungen seiner Jugend und von den Entbehrungen, die er seinen Söhnen zugemutet hat, damit sie tüchtige Männer werden sollten... Nun, die Rockefellers haben das wohl ausgehalten. Oder sie sind auch so geworden wie ich - bloß ist ihnen keiner auf die Schliche gekommen.«
    »Und warum erzählen Sie gerade mir das alles?« fragt Bienzle, kippt seinen Whisky und bittet um Nachschub.
    Auf dem Weg zur Hausbar sagt Jarosewitch: »Ich bin ziemlich realistisch. Daß ich aus dieser Falle, die Sie mir ja gestellt haben, nicht mehr rauskomme, das weiß ich... Ich könnte einen Versuch machen, aber der Einsatz lohnt sich nicht. Ich bekomme ein Verfahren wegen Hehlerei, aber Mord ist nicht drin; Beihilfe auch nicht... Ich wollte genausowenig wie Hedwig, daß der Alte abkratzt; es hätte mir genügt, ihn aus dem Geschäft zu drücken und Hedwig so weit zu bringen, ihn zu verlassen und mich zu heiraten... Das mag alles ziemlich kriminell sein; die Strafen dafür kann man aushalten. Aber was passiert, wenn ich
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