Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
gerichtet. Er wählt die Nummer der Polizeidirektion, fragt, ob Kommissar Walter noch im Hause sei, wird verbunden und bittet, einen Mann abzuholen, aber möglichst ohne Aufsehen; »... weil wir demnächst noch zwei Gäste hier erwarten.« Dann legt er auf.
    »Das wissen Sie auch schon?« fragt Jarosewitch.
    »Mhm... Und ich bin gespannt, was die beiden für Gesichter machen, wenn ich ihnen erzähle, daß Sie sich mit dem Schmuck im Wert von fast fünf Millionen aus dem Staub machen wollten. Weniger überrascht werden sie sein, wenn ich erzähle, daß ich die Tatwaffe bei Ihnen gefunden habe.«
    »Haben Sie das?«
    »Nun, das Kaliber stimmt; ob die Kugel, mit der Ihr Vater erschossen wurde, aus diesem Lauf stammt« - Bienzle hält die Pistole, die er Jarosewitch abgenommen hat, nun in der linken Hand - »wird die ballistische Untersuchung ergeben.«
    »Wird die ballistische Untersuchung auch ergeben, wer geschossen hat?« fragt Jarosewitch trocken.
    »Das wird vielleicht für die Geschworenen ein Problem; für mich reichen die Indizien. Sie, Herr Jarosewitch, sind hinreichend verdächtig, Ihren Vater erschossen zu haben.«
    »Und Sie glauben, was Sie da sagen?«
    »Vollinhaltlich.«
    »Ich habe nicht geschossen.«
    »Wer dann?«
    Jarosewitch schweigt.
    »Einer wird singen - darauf können Sie sich verlassen!« sagt Bienzle und ist sich dessen gar nicht so sicher. »Sie, Hedwig oder Bäuerle, der überschlaue Rechtsanwalt... Oder Heinrich Bernsteiner, der Allzweckangestellte ; oder Fontana, wenn ihn die italienischen Kollegen dingfest gemacht haben. Oder Korbut, der schon sitzt. Oder Grüner. Oder am Ende alle miteinander...«
    »Ein ganzer Chor, was?« Jarosewitchs hübsches Gesicht sieht plötzlich häßlich aus.
    »Sind Sie Sportler?« fragt Bienzle.
    »Gelegentlich.«
    »Wissen Sie eigentlich nicht, daß dieses Match verloren ist?«
    »Sie können recht haben«, sagt Jarosewitch, »aber ich werde Ihnen Ihren Sieg ja wohl nicht noch erleichtern.«
    Bienzle, in hunderten von Verhören erfahren, atmet innerlich auf. Das ist so ein Moment, in dem sich andeutet, daß der Widerstand zu bröckeln beginnt. »Bevor die Kollegen kommen, um Sie festzunehmen, will ich's doch noch mal versuchen: Wenn Sie Ihren Vater nicht erschossen haben, wissen Sie zumindest, wer es getan hat; schon Ihrem Vater zuliebe sollten Sie dann ...«
    »Meinem Vater zuliebe? Machen Sie sich nicht lächerlich!«
    Plötzlich ist Bienzle hellwach. »Ja?«
    »Sie würden es nicht verstehen und zudem noch falsch auslegen«, sagt Jarosewitch.
    »Sie könnten es immerhin mit einer Erklärung versuchen.«
    »Ich habe meinen Vater nicht erschossen, aber ich bin nicht unglücklich darüber, daß es geschehen ist...« Plötzlich ist die Atmosphäre entspannt. Bienzle steckt die beiden Waffen weg, aber er hält die rechte Hand in der Tasche und den Finger am Abzug... »Weiter!« sagt er leise.
    »Mein Vater wollte unbedingt einen ehrlichen und erfolgreichen Geschäftsmann aus mir machen - und dazu war ihm jedes Mittel recht: jede Strafe, jede Verunglimpfung... Ich weiß nicht, wie oft er vor Freunden, Verwandten und Bekannten gesagt hat: ›Aus dir wird ja sowieso nichts!‹ Obwohl er einer der reichsten Männer der Stadt war, immer schon, hatte ich als Junge nie einen Pfennig. Wenn ich mal ins Kino wollte, mußte ich einem Freund das Geld abbetteln; wenn ich mal so etwas wie Familie erleben wollte, ging ich zu einem Schulkameraden, dessen Vater Vorarbeiter bei Bosch war. Da hatte ich dann ein paar angenehme Stunden, und wenn ich nach Hause kam, mußte ich es büßen… Ich will keine Lebensbeichte ablegen; ich will Ihnen nur erklären, warum ich keine besonderen Empfindungen für diesen Knut Jarosewitch aufbringen kann; er war mein Vater infolge bekannter biologischer Abläufe - darüber hinaus nicht.«
    »Sie haben ihn neulich besucht, und seine Sekretärin erzählte mir, Sie hätten so etwas wie eine... Na, wie eine geschäftliche Konferenz gehabt. Sie kam da nicht auf den Gedanken, daß Sie auch nur entfernt verwandt sein könnten.«
    »Ja, das stimmt. Ich habe diesen Besuch lange vorbereitet... Ich habe mich auf meine Art gerächt, verstehen Sie? Ich war ihm an diesem Tag geschäftlich über, und zwar auf seinem ureigenen Gebiet. Ich hatte einen Punkt erreicht, von dem an er für mich hätte arbeiten müssen, wenn er im Geschäft bleiben wollte.«
    »Und Sie haben ihm die Frau weggenommen.«
    »Das wußte er noch nicht. Aber er hätte es bald
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher