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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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jetzt versuche, Sie über den Haufen zu schießen?«
    »Womit?« fragt Bienzle rhetorisch, nimmt den Whisky entgegen, denkt, ich sollte aufhören zu trinken, und trinkt einen kräftigen Schluck. »Was wollten Sie denn damals werden?«
    »Das beantworte ich Ihnen nicht«, sagt Jarosewitch, »denn es würde zu kitschig klingen, zu romantisch, wissen Sie.«
    »Akzeptiert«, sagt Bienzle.
    Das nimmt Jarosewitch für ihn ein. »Wollten Sie denn Kriminalkommissar werden?« fragt er.
    »Nein, Musiklehrer«, sagt Bienzle und trinkt das Glas aus.
    »Noch einen?« fragt Jarosewitch.
    »Danke nein... Oder doch - vielleicht noch einen Kleinen.«
    Diesmal bringt Jarosewitch die Flasche mit.
    »Wissen Sie«, sagt Bienzle, »man sagt immer, zwischen Geiselnehmern und Geiseln entsteht so etwas wie eine mehr oder weniger enge Verbindung - eine rational nicht faßbare Solidarität...«
    »Ja, das habe ich auch schon gehört. Und warum erzählen Sie mir das?«
    »Weil ich das manchmal in meiner Branche auch erlebe - gewisse, sagen wir mal, Sympathien zwischen Tätern und Verfolgern.«
    »Sympathisieren Sie mit mir?« fragt Jarosewitch ironisch.
    »Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Sie sympathisieren mit mir, ohne es sich leisten zu können?«
    »Sie sind es gewohnt, Menschen für sich einzunehmen, nicht wahr?«
    »Sie auch, oder?«
    Bienzle muß lachen. »Das gehört wohl auch dazu - daß Sie langsam anfangen, das Verhör umzudrehen? Aber ehe Ihnen das gelingt, muß die Flasche da leer sein!«
    Jarosewitch schenkt nach.
    »Wer hat geschossen?« fragt Bienzle ansatzlos.
    Jarosewitch hebt die Whiskyflasche mit einem Ruck von Bienzles Glas. »Ich werde es Ihnen nicht sagen. Ich war es nicht; Hedwig war es auch nicht...« »…und Bäuerle auch nicht«, vollendet Bienzle.
    »Richtig.«
    »Aber er hängt mit drin!« stellt Bienzle nachdrücklich fest. Und als er keine Antwort bekommt, weiß er, daß er auf dem richtigen Weg ist, und er wünscht sich, daß die Kollegen noch nicht so schnell kommen.
    »Also der Bäuerle, dieser schlitzohrige Rechtsanwalt - der hat das eingefädelt, ja?«
    »Kein Kommentar.«
    »Das bedeutet Zustimmung«, sagt Bienzle ungerührt. »Und wer hat meinen Wagen zum Mordinstrument umfunktioniert?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Wer hat geschossen?« fragt Bienzle wieder.
    »Ich kann's Ihnen nicht sagen.«
    »Sagen wir, Sie wollen nicht - na gut... Organisiert hat Bäuerle den Mord; Sie haben davon gewußt, und ausgeführt hat ihn ein Dritter.«
    »Ich hab's eben nichtgewußt! Es war ja auch gar nicht nötig.«
    »Aus Ihrer Sicht war es sehr wohl nötig; Ihr Herr Vater war auf dem Weg nach Venedig, um sich neu zu arrangieren - das mußten Sie verhindern, wenn Sie ihn endgültig aus dem Geschäft drücken wollten.«
    »Woher wissen Sie denn das alles?« Alfons zeigt zum erstenmal Wirkung.
    »Na, irgendwas müssen wir schließlich für Gehalt und Pensionsanspruch leisten.«
    »Ach ja? Warum wissen Sie dann nicht, daß ich erst informiert wurde, nachdem alles geschehen war?«
    Bienzle lacht. »Das erzählen Sie mal den Geschworenen!«
    Jetzt treten Schweißperlen auf die Stirn des gepflegten jungen Mannes. »Herr Bienzle«, sagt er in einer Art Vertraulichkeit, die den Kommissar sofort veranlaßt, seine Hand wieder Kontakt mit der Pistole aufnehmen zu lassen. »Sie müssen mir das glauben!«
    »Ich muß gar nichts. Ja, doch. Ich muß die Wahrheit wissen.«
    »Zugegeben: Ich habe die Initiative zu früh aus der Hand gegeben...«
    »Der Junge, der tüchtiger als sein Vater sein wollte und der dann den Schwager gebraucht hat, um tüchtiger zu sein... Lassen Sie mich mal raten. Und gießen Sie mir noch einen ein!«
    Jarosewitch gehorcht, und Bienzle fabuliert:
    »Ich will nicht wissen, wie und warum Sie sich an Hedwig Jarosewitch, geborene Bäuerle, herangemacht haben. Auch nicht, wie Sie herausgebracht haben, daß Ihr ehrenwerter Vater sein Geld hauptsächlich mit krummen Geschäften verdient hat... Daß er Ihnen das zeitlebens verheimlichen wollte, nehme ich als bewiesen an?«
    Jarosewitch nickt ergeben.
    »Ihr Vater arbeitete eng mit Fontana zusammen, der ihm wohl auch noch die Treue hielt, als Bäuerle ihn unter Druck setzte - so weit, so gut. Irgendwann einmal haben Sie erfahren, daß Hedwig knifflige Kurierdienste übernimmt. So sind Sie an die Adressen der Lieferanten und der Empfänger gekommen - und wer den Schmuck so verkaufsträchtig veränderte, hatten Sie auch schnell heraus: Irene Korbut. Die hat der
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